
Kino in der Krise: 3D rettet die Branchen-Bilanz
Die Kinobranche hat im vergangenen Jahr einen massiven Einbruch bei den Besucherzahlen hinnehmen müssen. Ohne den Umsatzmotor 3D sähe es für die Branche noch düsterer aus.
13,5 Prozent weniger Besucher registrieren die deutschen Kinos für 2010 - nach dem Rekordjahr 2009. 126,6 Millionen Tickets haben die Filmtheater im vergangenen Jahr verkauft. Glück im Unglück: Der Gesamtumsatz der Branche ist mit 920,4 Millionen Euro dank des „Umsatzmotors 3D“ lediglich um 55,7 Millionen oder 5,7 Prozent gesunken. Bitter: Der deutsche Film hat im Vorjahresvergleich mit 20,9 Millionen Besuchern und einem Marktanteil von 16,8 Prozent nur rund die Hälfte seiner Besucher aus dem Vorjahr (39,9 Millionen erreicht). Gleichzeitig ist auch die Zahl der Leinwände und der Standorte in Deutschland weiterhin rückläufig.
Peter Dinges, Vorstand der Filmförderungsanstalt FFA, hat damit am Mittwoch in Berlin die flauen Zahlen für das Kino- und Filmjahr 2010 vorgelegt. Er nennt auch Gründe: "Der deutsche Film ist für unsere Kinos längst viel zu wichtig, als dass, wie in diesem Jahr, eine Halbierung seines Marktanteils von amerikanischen oder europäischen Produktionen aufgefangen werden könnte.“ Mit „Friendship!“, „Konferenz der Tiere“, „Resident Evil: Afterlife“, „Vincent will meer“ und „Soul Kitchen“ hätten lediglich fünf deutsche Filme mehr als eine Million Besucher erreicht – im Jahr seien es noch 14 Produktionen gewesen.
Alles in allem hat es weniger Kinostarts gegeben: Während 146 amerikanische Erstaufführungen den niedrigsten Wert seit 2005 bedeuten, ist auch die Zahl der deutschen Premieren mit 189 Filmstarts gegenüber 217 in 2009 erstmals seit 2003 wieder zurückgegangen. Insgesamt sind in den Kinos im vergangenen Jahr 507 Filme angelaufen. Ein Jahr zuvor sind noch 513 gezählt worden.
Nach zwei überaus erfolgreichen Jahren sei dies ein Ergebnis, das "angesichts des zyklischen Verhaltens deutscher Filme nicht unbedingt unerwartet kam und das vor gar nicht allzu langer Zeit noch für hoch zufriedene Gesichter gesorgt hätte", betont Dinges. Er gehe davon aus, dass der deutsche Film "nach dem Feuerwerk des Jahres 2009 im letzten Jahr eine kreative Pause ohne die ganz großen Kassenfüller eingelegt hat und nach dieser Phase des Atemholens in diesem Jahr wieder durchstarten wird. Schließlich kann der deutsche Film nicht über Nacht schlechter geworden sein", so der FFA-Vorstand.
Schwarzmalen wolle er aber nicht, hält Dinges fest. Er weist auf den Umsatzretter 3D hin: Jeder sechste Kinobesucher in Deutschland (17,1 Prozent) habe im letzten Jahr im Kino einen neu gestarteten 3D-Film gesehen – obwohl nur jeder 20. Filmstart (4,7 Prozent) ein 3D-Film gewesen sei.