
Nestlé-Film der Landwirtschaftsministerin:
Klöckner-Video - nicht nur peinlich, sondern falsch?
Für ihr Werbevideo war Julia Klöckner, CDU, massiv kritisiert worden - aufgrund der Nähe zum Konzern Nestlé. Nun sollen auch noch die beworbenen Werte falsch sein.

Foto: Verbraucherzentrale Hamburg
Freiwillig 10 Prozent weniger Zucker, Salz und Fette in Fertigprodukten - dafür hat Julia Klöckner, Bundesernährungs- und Landwirtschaftsministerin (CDU), den Konzern Nestlé gelobt.
Das Twitter-Video sorgte für Ärger, Klöckner habe ein "Werbevideo" gedreht und sich mit Industrieinteressen gemein gemacht. Noch mehr Stress bekam die Ministerin, als sie wenig souverän mit der Kritik im Netz umging - und schließlich, als das Video zur Prüfung an die Landesmedienanstalt ging (Schleichwerbung). Das war vor zwei Wochen.
Nun legt die Verbraucherzentrale Hamburg noch einen drauf: Die Angaben, die Julia Klöckner im Video und im zugehörigen Tweet (auf Basis der Angaben von Nestlé) macht, seien nämlich falsch.
Die Verbraucherschützer haben die Nährwerte von 24 Nestlé-Lebensmitteln stichprobenartig verglichen - und kommen zu einem vollkommen anderen Ergebnis. Der Zuckergehalt sei im Schnitt um 5,7 Prozent gesunken. Fette: keine Reduktion - also: 0 Prozent. Erreicht wurden die angesagten Ziele ausschließlich beim Salz, das heute um durchschnittlich 11,3 Prozent weniger in den Produkten enthalten ist als noch vor einigen Jahren. Verglichen wurden Produkte von 2008 bis 2016 mit dem heutigen Sortiment.
Nestlé wehrt sich in der Antwort an die Verbraucherzentrale: Deren Stichprobe sei nicht repräsentativ.
Die Stichproben, so die Verbraucherzentrale, zeigten bei 13 der 24 untersuchten Produkte einen gleichen oder sogar höheren Zuckergehalt. 15 von 24 enthalten gleich viel oder mehr Fett. Geprüft wurden neben Süßwaren wie Smarties auch Fertiggerichte wie Frühstücksflocken, Kaba, Tütensuppen, Fertigsoßen, Dosenravioli und Wurst/Schinken.
Besonders negativ fällt hier zum Beispiel die Tütensuppe "Spargelcreme" auf (Foto oben): Nicht nur hat sich der Zuckergehalt verdreifacht und der Fettgehalt nahezu verdoppelt - die Menge ist außerdem zurückgegangen. Die frühere Variante war für vier Teller angegeben, bei der neuen sind es nur noch drei Teller, die sich mit der Suppe füllen lassen (empfohlen).
Die 10-Prozent-Reduzierung bei Zucker habe Nestlé bei 4 der 24 getesteten Produkte erreicht. Weniger Fett enthalten 3 von 24 Produkten. Zu den positiveren Beispielen gehören das Frühstücksflockenpaket Nesquik Duo (Bild unten) mit deutlichen Reduktionen in allen Kategorien das Fitness-Müsli: Hier stiegen zwar Fett- und Salzanteil, dafür wurde immerhin der Zucker reduziert.
Die Analyse gibt es hier zur Einsicht, die Tabellen hier.
Im Netz tobt noch keine Empörungswelle - aber natürlich gibt es bereits erste Reaktionen, was Nestlé angeht.