Beschränkungen von Außen- und Kinowerbung für Tabak überfällig

Der gemeinsame Entwurf ist der zweite schwarz-rote Anlauf, um auch in Deutschland zu strikteren Reklameregeln zu kommen. "Dafür hat die SPD lange gekämpft", sagte Miersch. Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) nannte weitgehende Beschränkungen von Außen- und Kinowerbung für Tabak überfällig. "Wir müssen gerade auch junge Menschen schützen, dass sie am besten erst gar nicht beginnen zu rauchen", sagte sie der Funke Mediengruppe.

Ein erster Versuch war in der vorigen Wahlperiode an der Union gescheitert. Das Kabinett stimmte zwar 2016 Plänen des Ernährungsministeriums zu. Das Gesetz wurde im Bundestag nur nie beschlossen. Im Dezember 2019 votierte die CDU/CSU-Fraktion dann aber für ein Positionspapier, das nun die Basis für das weitere Vorgehen der Koalition bildet. Verboten ist Tabakwerbung etwa schon in Radio und Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften. In Kombination damit würden die neuen Schritte als wirksame Mittel eingeschätzt, um eine weitere Senkung der Raucherquote zu erreichen, heißt es in dem Entwurf, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Denn Außenwerbung sei allgemein präsent. Kinowerbung finde in einem "positiv besetzten Kontext von Unterhaltung" statt. Und Gratis-Proben könnten Einstiegsanreize besonders für junge Erwachsene setzen.

"Jedes Jahr sterben in Deutschland 120 000 Menschen einen qualvollen Tabaktod"

Die Eingriffe in Rechte der Tabak- und Werbewirtschaft würden «aus Gründen des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung als gerechtfertigt angesehen», argumentieren Union und SPD im Entwurf. Zulässig bleibe Werbung direkt an Verkaufsstellen. Und Tabakprodukte unterschieden sich auch grundlegend von anderen legal beworbenen Produkten. «Wohl kein anderes dieser Produkte ist bereits bei bestimmungsgemäßem Gebrauch gleichermaßen gesundheitsschädlich.» Unionsfraktionsvize Gitta Connemann (CDU) hatte bereits im Dezember betont: "Jedes Jahr sterben in Deutschland 120 000 Menschen einen qualvollen Tabaktod. Die meisten beginnen in der Jugend, und diese wollen wir schützen."

In den Blick nehmen wollen Union und SPD auch neue Produkte. Daher sollen E-Zigaretten bei den Werbeverboten mittelfristig gleich behandelt werden, wie Miersch sagte. Die Risiken auch nikotinfreier E-Zigaretten seien inzwischen klar belegt. "Gesundheitsschutz hat hier Vorrang vor Wirtschaftsinteressen." Sichergestellt werden solle zudem, dass die Inhaltsstoffe von E-Zigaretten besser erforscht, kontinuierlich kontrolliert und wo notwendig verboten werden.

Die Bundesärztekammer hatte es Ende vergangenen Jahres begrüßt, dass die Union jetzt einen zweiten Anlauf möglich macht - aber auch die vorgesehenen Übergangsfristen von weiteren Jahren kritisiert. Die Tabakbranche warnte wiederholt vor einem "unverhältnismäßigen Grundrechtseingriff" in die Freiheit zu werben. Maßgebend für den Rauchbeginn besonders von Minderjährigen sei das Rauchverhalten bei Freunden und in der Familie - nicht Werbung.