Kopf ab! H&M und die virtuellen Mannequins
Im Online-Shop bei H&M bieten genauso Schaufensterpuppen die Waren feil wie im Laden in der Fußgängerzone. Bloß, dass sie virtuell wie echte Menschen ausschauen. Absatz im Online-Shop dank Photoshop.
Im Online-Shop bei H&M bieten genauso Schaufensterpuppen die Waren feil wie im Laden in der Fußgängerzone. Bloß, dass sie virtuell wie echte Menschen ausschauen. Absatz im Online-Shop dank Photoshop? Schon fragen sich die Blogger, ob nicht einmal mehr wirkliche Models schön genug sind fürs Modellstehen. "Bald sind nicht mal mehr die Gesichter schön genug und dann kaufen wir all unsere Kleidung von Cyborgs", befürchtet die Mode- und Promiseite Jezebel.
H&M gibt Entwarnung: Komplett auf Models werde man natürlich nicht verzichten."Für alle anderen Marketingmaßnahmen und die Kampagnen – Outdoor, TV, Print und andere Medien – wird H&M nach wie vor echte Models verwenden", versichert ein H&M-Sprecher auf Anfrage von W&V Online. (Derzeit ist die Promi-Kampagne "Holiday Collection" zu sehen, die Prominente mit ihren Kindern zeigt, etwa Bryan Ferry mit Sohn oder Jerry Hall mit Tochter Georgia Jagger, links).
Trotzdem sind die Schweden erregt: Kopf ab für besseres Aussehen? Das schwedische "Aftonbaldet" berichtete über die erstaunlich gleich ausschauenden Körper der vermeintlichen Models und zitiert die schwedische Ministerin Lena Adelsohn Liljeroth, die diese verzerrten Schönheitsideale aufs Schärfste kritisiert.
"Damit soll nicht ein bestimmtes Ideal oder ein Körpertyp dargestellt werden, sondern lediglich unsere Produkte", kontert der Modekonzern und verweist auf die übliche Praxis, dass schließlich auch in Schaufenstern Puppen die Kleidung präsentieren: "Die virtuellen Mannequins werden genauso verwendet, wie wir Mannequins in unseren Geschäften für Männer- und Frauenmode verwenden", erklärt der H&M-Sprecher.
Die offizielle Stellungnahme der schwedischen Modefirma erläutert das Vorgehen, das im Online-Shop schon seit Jahren üblich sei: Die Kleidung werde auf Mannequins in verschiedenen Winkeln fotografiert, die Looks mit einem Computerprogramm zusammengefügt, um ein Kleidungsstück, einen Look oder ein komplettes Outfit zu zeigen. Diese Technik sei in der Branche weit verbreitet.
Dem Argument der Entpersonalisierung und der Perfektionsfrage, die Jezebel stellt, begegnet H&M sachlich: "Die Köpfe, die wir für unsere virtuellen Models verwenden sind Gesichts-Models, die sich absolut im Klaren darüber sind, dass sie verwendet werden um unsere Produkte im Online Shop zu präsentieren."
Das mag den Gesichtsmodels ausreichen; für unbedarfte Kunden, über deren Mündigkeit Verbraucherschützer und Unternehmen gern (und selten fruchtbar) zweierlei Auffassung vertreten, könnte aber durchaus die Tatsache bleiben, dass sie die auf echt gemachten Mannequins für echt - und vorbildlich - halten. Der H&M-Sprecher stellt in Aussicht, dass sich zumindest die Transparenz bald verbessern könnte: "Wir werden intern weiter erörtern, wie wir in dieser Hinsicht klarer mit unseren Kunden kommunizieren können", sagt er, " deenn es wäre bedauerlich, wenn wir irgendjemanden dazu gebracht hätten zu glauben, dass die virtuellen Mannequins echte Körper sein sollen. Das ist nicht korrekt und das war auch nie unsere Absicht."
Lesetipp: Vorher - Nachher. Hier können Sie sehen, wie Promis und Models optimiert wurden. Und hier geht es zum Photoshop-Lancôme-Skandal um Julia Roberts.