
Korruptionsaffäre greift auf Daimler über
Der Fall 107 Grad Communications nimmt immer größere Ausmaße an: Medienberichten zufolge wurde ein Marketing-Mitarbeiter der DaimlerChrysler Vertriebs GmbH freigestellt. Er soll Scheinrechungen abgezeichnet haben.
Der Fall 107 Grad Communications nimmt immer größere Ausmaße an: Wie die Stuttgarter "Bild-Zeitung" in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, wurde ein Marketing-Mitarbeiter der DaimlerChrysler Vertriebs GmbH freigestellt. Er soll Scheinrechungen abgezeichnet haben; "Bild" zufolge "in einem Umfang, den die Werber keineswegs als Leistung erbracht hätten. Als Dankeschön soll der Manager Geld kassiert haben".
Die beiden Geschäftsführer der Düsseldorfer Werbeagentur 107 Grad Communications sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Kay Müller und Harald Kuhlmeier wurden nach zwei Monaten aus der U-Haft entlassen. Nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft hätten die beiden "ausführlich ausgesagt", zudem bestehe keine Verdunklungsgefahr mehr. "Allerdings herrscht jetzt ein Kontaktverbot gegenüber den am Fall Beteiligten", sagte Doris Möller-Scheu, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. In Kürze werde Anklage seitens der Staatsanwaltschaft erhoben.
Müller und Kuhlmeier wird vorgeworfen, Mitarbeiter der Alte Leipziger Versicherung sowie der Klosterfrau Vertriebsgesellschaft geschmiert und im Gegenzug millionenschwere Webeetats kassiert zu haben. Nun wurden auch noch die Verquickungen mit Daimler bekannt.
Die beiden Geschäftsführer haben derzeit wieder ihre Posten inne. Gegenüber dem W&V-Schwesterblatt "Kontakter" sagte Kay Müller, dass die Agentur "natürlich sehr unter der Situation leide". "Es ist nicht so, dass wir kurz vor der Pleite stehen, aber natürlich ist ein Vertrauensverlust da." Mit Kunden, die der Agentur den Rücken kehren wollen, versuche man intensiv über die Situation zu sprechen. Eine Zusammenarbeit mit Alte Leipziger besteht nicht mehr; dieser Vertrag sei aber ohnehin ausgelaufen.
Zu den Vorwürfen will sich Müller wegen des schwebenden Verfahrens nicht äußern. "Aber mir ist schon klar, dass wir vor Gericht dann nicht das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen", sagte er. Wann es nun zur Verhandlung kommt, steht noch nicht fest. Der Staatsanwaltschaft zufolge könne es aber "noch eine ganze Weile dauern".