
Neu in Berlin:
Kununu will die Feedback-Kultur in Unternehmen stärken
Ehrliche Rückmeldungen, was ihnen im Job stinkt, geben viele Arbeitnehmer erst beim Ausscheiden, wenn überhaupt. Kununu will das nun mit diesem neuen Angebot ändern.

Foto: Kununu
Jahresgespräche werden zwar in vielen Unternehmen noch eingesetzt, sind aber nur die zweitbeste Lösung. Sapient-Personalchefin Ute Maria Zankl hält sie sogar für kontraproduktiv und plädiert stattdessen für Coachinggespräche. Daneben besteht noch die Möglichkeit, klassische Mitarbeiterumfragen durchzuführen. In diesem Feld tummeln sich viele digitale Marktforschungsanbieter, wie etwa Questback oder Qualtrics, die nicht nur Kundenbefragungen durchführen, sondern auch Tools für die interne Kommunikation im Angebot haben. "Dank zeitgemäßer Befragungssoftware ist Feedback heute schnell, unkompliziert und komplett intern steuerbar. Es funktioniert per PC, Tablet, Smartphone – genau dann, wenn es sinnvoll erscheint und sich ideal in bestehende Workflows integrieren lässt", fasst Ulrich Beckmann, bis 2017 Deutschlandchef von Questback, die Vorteile zusammen. Gerade die Gen Y verlange eine andere Form der Mitarbeiterführung, betont Wolfgang Sölch, Qualtrics.
In diesen Markt steigt nun auch die Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu ein. Kununu engage heißt das neue, international ausgerichtete Angebot. Dafür eröffnet Kununu ein Büro in Berlin. Der Hauptsitz befindet sich in Wien, seit zwei Jahren ist die Xing-Tochter auch in den USA vertreten. Gegründet wurde Kununu engage von Steffen Zoller (Managing Director Kununu) und Fabian Friede (vorher bei Locafox und Rocket Internet). Mit an Bord ist auch Chris Stephenson (vorher bei Google und Planet Labs).
"Wir alle wissen, dass glückliche Mitarbeiter positive Effekte auf die Produktivität in Unternehmen haben. Wir wissen aber auch, dass es für Mitarbeiter oft schwierig sein kann, konkretes Feedback an ihren Arbeitgeber zu geben", sagt Moritz Kothe, CEO von Kununu. "Nicht selten kommen die wahren Gründe für Unzufriedenheit dann erst beim Exit-Gespräch ans Licht. Fatal in Zeiten, in denen Firmen darum ringen, die besten Mitarbeiter zu halten. Und fatal für Mitarbeiter, die denken, dass sie nur mit einem Jobwechsel etwas an ihrer Zufriedenheit ändern können."
Kununu engage bietet eine Reihe von Tools, die es Mitarbeitern ermöglicht, ihrem Arbeitgeber anonym Feedback zu übermitteln. Schnell und einfach kann unternehmensintern geteilt werden, was gerade gut und weniger gut läuft. Die Zufriedenheit der vergangenen Woche wird auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 5 (sehr gut) angegeben. Zudem steht den Teams ein Diskussionsboard zur Verfügung, auf dem sie Themen mit ihren Kollegen teilen, diskutieren und bewerten können.
Während das Stimmungsbarometer standardisiert ist, lässt sich das Diskussionsboard auch für individuelle Fragen nutzen sowie für spezifische Gruppen, also z.B. das Marketing-Team. Die Daten werden wöchentlich gebündelt und übersichtlich dargestellt.
"Wie zufrieden ein Mitarbeiter ist, hängt auch erheblich von der Möglichkeit ab, Feedback zu geben und ob Vorgesetzte anschließend darauf reagieren", so Steffen Zoller, Managing Director von Kununu und Gründer von Kununu engage. "Mit Kununu engage wollen wir die Insights aus den Kununu-Bewertungen um verifiziertes, kontinuierliches Mitarbeiter-Feedback ergänzen und Arbeitgebern dabei helfen, ihre Unternehmens- und Feedback-Kultur zu verbessern."
Geht es nach den Mitarbeitern, haben Unternehmen im deutschsprachigen Raum hier noch Handlungsbedarf. Von den 13 Kategorien, die auf Kununu zur Mitarbeiterzufriedenheit abgefragt werden, liegt "Kommunikation" Jahr für Jahr abgeschlagen an letzter Stelle. Arbeitnehmer hadern mit einer Kultur, die aus ihrer Sicht zu sehr auf hierarchischen Vorgaben beruht. Stattdessen wünschen sie sich, Entwicklungen im Unternehmen offen diskutieren und auch beeinflussen zu können. Fast ebenso schlecht schneidet aktuell die Kategorie "Vorgesetztenverhalten" ab. Gleichzeitig ist sie jene Kategorie, bei der Kununu-User am meisten Text schreiben.
Neben Steffen Zoller ist Fabian Friede einer der beiden Gründer von Kununu engage. Der 31-jährige Hamburger hat zuvor den lokalen Online-Marktplatz Locafox gegründet und war auch bei Rocket Internet beschäftigt. Mit an Bord ist auch Christopher Stephenson als Product Lead, der zuvor bei Planet Labs und Google war. Das zwölfköpfige Team in Berlin wird ergänzt um Entwickler-Teams in Porto, dem aktuell vierten Kununu-Standort neben Wien, Boston und Berlin. Aktuell sind ca. 150 Kunden in der Beta-Phase dabei aus DACH, US, UK, Australien, China und Schweden. Als mittelfristiges Ziel will Kununu Firmen in rund 100 Ländern überzeugen.
Bis Ende Mai kann das Tool kostenlos getestet werden. Anschließend kalkuliert Kununu mit rund 4 Euro pro Mitarbeiter, der erfasst wird. Kununu engage ist aktuell auf Deutsch und Englisch verfügbar.