
Kuppek legt die neue "PC-Welt" vor
Harald Kuppek positioniert das Computermagazin neu - und zwar in einem Bereich des Segments, in dem sein ehemaliger Arbeitgeber Springer mit "Computer-Bild" bislang der Platzhirsch ist.
"Computer-Bild"-Gründer Harald Kuppek, seit Jahresbeginn in den Diensten von IDG, hat jetzt die neue "PC-Welt" vorgelegt: Zusammen mit seinem Team hat der 56-Jährige in nur knapp zehn Wochen das Konzept des Titels umgekrempelt. Dabei hatte der Verlag in der Branche noch zur CeBIT Anfang März gestreut, mit dem Relaunch sei erst im Herbst zu rechnen.
Wenn die Mitbewerber jetzt die neue Version der "PC-Welt" betrachten, wird man bei Springer besonders heftig schlucken: Kuppek hat das Heft auf eine deutlich breitere Leserschaft zugeschnitten – und zwar die, die derzeit von "Computer-Bild" wohl am intensivsten bedient wird. Er sieht die Positionierung so: "Am Nordpol sitzt ,Computer-Bild' und bedient die Einsteiger, am Südpol ,c’t' für die Profis. Die anderen Zeitschriften bewegen sich in der Mitte – da sind aber nur Sahara und Regenwald." Die Konsequenz: Kuppek orientiert sich in beide Richtungen, wobei der Norden, also das "Computer-Bild"-Revier, heftiger erschlossen wird. Am deutlichsten zeigt dies der neue Testteil: Kuppek, bekanntermaßen ein großer Fan detaillierter Tabellen, hat den Bereich kräftig ausgebaut. "Die ,PC-Welt' ist jetzt ein zuverlässiger Einkaufsberater", sagt er. Als zusätzliche Entscheidungshilfen hat er die durchschnittlichen Urteile der Nutzer von einschlägigen Internet-Anbietern wie Amazon.de aufgenommen. Einen kleinen Seitenhieb auf die Konkurrenz gibt es auch: Die Testergebnisse von "Chip", "Computer-Bild" & Co. werden ebenfalls erwähnt – aber auch die Tatsache, wenn die Mitbewerber bisher keinen Test des jeweiligen Produkts vorlegen können.
Doch das ist nicht die gravierendste Veränderung. Kuppek hat im Blatt ein „Zwei-Ebenen-System“ eingezogen: Zu jedem Beitrag gibt es einen leicht verständlichen Haupttext, der durch einen farbigen Rahmen von ergänzenden Kastenelementen abgetrennt ist. Die Kästen enthalten weiterführende Informationen für die „Profis“ unter den Lesern. Die Zielgruppe ausbauen – insbesondere um jüngere Leser – will Kuppek außerdem mit neuen Themen. Zwar soll die "PC-Welt" der "zuverlässige Ratgeber" für die Windows-Gemeinde bleiben. Aber: "Social Networks sind wichtig, aber auch Apps oder die 3-D-Technik", so seine Einschätzung. Canio Martino, Mitglied der Geschäftsleitung der IDG Magazine Media GmbH, erhofft sich durch die Erweiterung auch neue Anzeigenkunden: "Insbesondere im Bereich Apps sind viele neue Player im Markt." Kernmarkt sollen aber IT und Telekommunikation bleiben.
Dass Print grundsätzlich weiter eine Chance hat, auch im gebeutelten Segment der Computerzeitschriften, steht für die IDG-Manager außer Frage. Zwar hat auch die "PC-Welt" im vierten Quartal laut IVW knapp elf Prozent ihrer Auflage gegenüber dem Vorjahresquartal verloren. Doch Kuppek ist sicher: „Ich sehe noch Potenzial.“ IDG spendiert zum Relaunch ein „deutlich sechsstelliges“ Media-Budget für eine TV-Kampagne, so Martino. Der inhouse entstandene Auftritt wird bei n-tv, Dmax und ProSieben zu sehen sein.