Du bist ja selbst Kommunikationsberater. Was würdest du Lanz und dem ZDF jetzt raten? Wie sollen sie mit dem Shitstorm umgehen?

Um das professionell einzuschätzen, müsste ich mit ihm sprechen, die Hintergründe besser kennen. Wie ich ihn einschätze, wird er sich über die Sendung aber selbst am meisten ärgern. Das eigene Scheitern sollte er in einem Interview ehrlich bekennen und darlegen, warum ihn die Linken so auf die Palme bringen. Das würden viele nachvollziehen können und ihm den geplatzten Kragen vermutlich verzeihen. Verkehrt wäre, den Auftritt zu verteidigen oder auf Durchzug zu schalten. Grundsätzlich empfehle ich, keine Gäste einzuladen, denen der Moderator rhetorisch nicht gewachsen ist.

Wie sollten eigentlich Boulevard-Journalist auf spontane Empörungswellen im Netz reagieren? Müssen sie immer mitschwimmen oder kann man auch mal dagegenhalten?

Längst nicht jeder Shitstorm ist eine Geschichte wert. Die meisten Stürme haben sich schon wieder gelegt, bevor die ersten Zeilen dazu geschrieben sind. Die redaktionelle Linie muss individuell entwickelt werden. Den Boulevard kennzeichnet, dass er die Meinung der Straße wiedergibt – was nicht heißt, jede Stammtisch-Parole zu drucken. Der Fall Lanz ist insofern pikant, als dass sich hier zwei Feindbilder des Boulevard duelliert haben: der angeblich langweilige Gottschalk-Nachfolger und die politische Irrläuferin von links außen. Wer möchte sich da schon auf eine Seite schlagen?