In den letzten Monaten ist viel über Vertrauensverlust in der Branche diskutiert worden. Darüber, dass Unternehmen ihren Agenturen immer weniger zutrauen. Gerade hat die Beratung Aprais eine Studie veröffentlicht, die zeigt, wie die Zufriedenheit der Werbungstreibenden mit ihren Agenturen weiter sinkt. Natürlich liegt das auch an der zunehmenden Komplexität unseres Geschäfts und der Aufgaben, die keine einfachen Nullachtfünfzehn-Antworten mehr zulassen. Für viel entscheidender halte ich aber die Entwicklung, nicht wirklich offen und ehrlich miteinander zu reden. Als Agentur kann ich nur besser werden und Projekte anders gestalten, wenn ich weiß, woran es hakt.

Vertrauen ist keine Einbahnstraße. Und beginnt mit gegenseitiger Ehrlichkeit beim Arbeits-Feedback. Nur so können Partnerschaften auf Augenhöhe entstehen, die beide Seiten weiterbringen: Das Geschäft des Kunden, weil Agenturen mit ihrem Know-how verdammt viel zur Wertschöpfungskette der Wirtschaft beitragen können. Und die Entwicklung von Agenturen, weil ehrliches Feedback zur notwendigen Feinjustierung führt - etwa beim Prozessmanagement, der Teamaufstellung und dem Mix von Disziplinen und Ressourcen.

So wie es für Agenturen in der Rolle als Kommunikationsberater mitunter schmerzhaft sein kann, Kunden auch mal sagen zu müssen, dass bestimmte Dinge nicht ratsam sind, so müssen Marketeers ebenso schonungslos mit der Wahrheit ihrer Agentur gegenüber sein. Fruchtbare, erwachsene Arbeitsbeziehungen entstehen durch Ehrlichkeit. Und Ehrlichkeit führt zu besseren Ergebnissen. Also liebe Werbungtreibende: Seid einfach ehrlich mit uns. Weil wir dann auch viel besser unserer Rolle als Berater gerecht werden können. Und davon profitiert ihr genauso wie wir.

Über den Autor:

W&V-Kolumnist Benedikt Holtappels ist Mitgründer und CEO der Hamburger Agentur GGH Mullen Lowe