
Jochen Boberg:
Limburger Bischofssitz als Marketing-Aufgabe: Museum oder Nobelpreis für Design
Die berufliche Zukunft von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst mag zwar ein interessantes Thema sein, aber unter Marketinggesichtspunkten sollte uns eine andere Frage beschäftigen: Was wird jetzt eigentlich aus der Limburger Luxus-Residenz? Jochen Boberg, Gründungsdirektor der Berliner Museumsdienste und Kulturmarketing-Profi, hat das für W&V schon mal zu Ende gedacht....
Die berufliche Zukunft von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst mag zwar ein interessantes Thema sein, aber unter Marketinggesichtspunkten sollte uns eine andere Frage beschäftigen: Was wird jetzt eigentlich aus der Limburger Luxus-Residenz? Was macht man aus so einem 31-Millionen-Euro-Gebäude? Jochen Boberg, Gründungsdirektor der Berliner Museumsdienste und Kulturmarketing-Profi, hat das für W&V schon mal zu Ende gedacht....
Was tun mit dem Limburger Bischofssitz
von Jochen Boberg
Was tun mit der Edelimmobilie, finanziert durch den Verkauf des "Tafelsilbers" der Kirche? Vorsicht: offenbar ist da ein Wunder geschehen, denn aus wenigen Quadratmetern wurden tausende. Noch ein Wunder dieser Art, und der Herr Bischof muss heilig gesprochen werden. Dann wird aus dem Anwesen eine Pilgerstätte, bestens geeignet zur Refinanzierung.
Wenn das nicht klappt, bleibt ein weiterer Weg, schon oft geübt: aus dem Ort der Täter wird ein Dokumentationszentrum, hier für die Prunksucht der katholischen Kirche, eine großartige Präsentation durch die Jahrhunderte, ein Publikumsmagnet. Da kommt auch gutes Geld herein, durchaus vergleichbar mit jenem bayerischen Schloss, das nach dem Verschwinden des Königs ein Heer von Touristen anzog.
Die Ausstattung des Bischofssitzes eignet sich darüber hinaus auch als Beispiel höchstwertiger Ausstattung und könnte mithin Anlass bieten, dort einen Nobelpreis für Design zu verleihen – jedoch nur als zusätzliche Attraktion.
Und dann noch eine perfide Möglichkeit: man zeigt dort in Ausstellungsform all die Sünden, die durch marode Strukturen in Politik und Religionen verursacht wurden und werden: die Elbphilharmonie, Stuttgart 21, der BER, die Staatsoper Berlin, so mancher U-Bahn Bau usw.
Im Rahmen dessen ist die alljährliche Verleihung des Tebartz-van-Elst-Preises denkbar. Verliehen für die höchste architektonische deutsche Bauexplosion.
Jochen Boberg ist promovierter Kunsthistoriker und leitete bis zu seiner Pensionierung 2006 für den Berliner Senat die Museumsdienste der Hauptstadt. Die von ihm 1997 initiierte "Lange Nacht der Museen" hat weltweit Anerkennung und Nachahmer gefunden. Heute ist Boberg Partner der Beratungsfirma Damm und Landl, die mit Büros in Berlin, St. Petersburg und Moskau Kulturprojekte für Unternehmen und Institutionen betreut.