Lokal-TV in Großbritannien:
London Live steht zum Verkauf
Der lokale Fernsehkanal hat seit dem Launch 2014 nie schwarze Zahlen geschrieben. Das ganze Lokal-TV-Projekt des Landes erweist sich als gigantischer Misserfolg.
Der lokale Fernsehsender London Live steht offensichtlich zum Verkauf. Damit können wohl auch die hochfliegenden Pläne des ehemaligen britischen Kultur- und Medienministers Jeremy Hunt, der in Großbritannien Dutzende werbefinanzierte lokale TV-Sender etablieren wollte, als gescheitert angesehen werden.
Der Londoner Sender galt von Beginn an als das "Kronjuwel" der Lokal-TV-Pläne Hunts. Die Lizenz dafür hatte vor sechs Jahren die russische Milliardärs-Familie Lebedev ergattert, die auch das Londoner Gratisblatt Evening Standard sowie den Independent, dessen Print-Ausgabe 2016 eingestellt wurde und der seither nur noch als Online-only-Titel existiert, herausgibt.
Nach den ursprünglichen Plänen hätte der Lokalsender, der Ende März 2014 offiziell gelauncht wurde, ab 2017 schwarze Zahlen schreiben sollen. Doch dazu ist es nie gekommen. Laut dem britischen Handelsregister Companies House sind inzwischen Anlaufverluste in Höhe von 30 Millionen Euro entstanden.
Jetzt verhandelt die Lebedev-Familie nach Informationen des Guardian mit der That’s Media Group mit Sitz im englischen Harrow über eine mögliche Übernahme. Das Unternehmen besitzt bereits 20 Lizenzen für lokale TV-Stationen, so etwa in Manchester, Cambridge und Oxford.
Quoten nahe der Messbarkeitsgrenze
Im vergangenen Jahr hatte That’s Media in Schottland fünf lokale TV-Sender übernommen, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren. Das Unternehmen versucht auf diese Weise, das eigene Sendernetz auszubauen – ein Ansatz, der ganz und gar nicht im Sinne des einstigen Lokal-TV-Verfechters Jeremy Hunt ist.
Allerdings: Das Lokal-TV-Projekt stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Viele der Sender, so auch London Live, erzielten Einschaltquoten gerade mal am Rande der Messbarkeitsgrenze. Und die Qualität der Lokalsendungen war oftmals Gegenstand des Gespötts anderer Medien.
Obwohl die Lokalsender anfangs, insbesondere zum Aufbau der Übertragungs-Infrastruktur, mit Geldern aus den Rundfunkgebühren unterstützt wurden, gerieten viele schnell in eine finanzielle Schieflage – und reagierten mit Arbeitsplatzabbau und einer Reduzierung der Sendezeit für lokale Programme.