
Bilanzprobleme:
M&C Saatchi steckt tief in der Krise
Die Agenturgruppe hat erneut eine Gewinnwarnung veröffentlicht. Die Unregelmäßigkeiten in der Bilanz sind größer als gedacht. Der Börsenkurs stürzte weiter ab.
Es ist wohl ein letzter Rettungsversuch: Die drei Mitgründer von M&C Saatchi David Kershaw, Jeremy Sinclair und Bill Muirhead wollen ihre Anteile an der Agenturgruppe aufstocken. Derzeit halten sie laut Bloomberg Anteile von jeweils 4,4 Prozent. Nun stecken sie gemeinsam 1,3 Millionen Pfund (1,5 Mio. Euro) zusätzlich in das Unternehmen, wie der britische Branchendienst More About Advertising berichtet.
Ob dieser Schritt allerdings die Agentur aus dem Krisenmodus bringt, ist fraglich. Schon im August dieses Jahres hatte M&C Saatchi mitgeteilt, dass nach einer internen Überprüfung Unregelmäßigkeiten in der Bilanz in einer Größenordnung von 6,4 Millionen Pfund (7,6 Mio. Euro) festgestellt worden seien.
Eine erneute Bilanzanalyse durch die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) hat jetzt aber ergeben, dass die Gewinne um insgesamt 11,6 Millionen Pfund (13,8 Mio. Euro) zu hoch ausgewiesen wurden. Zudem stellte PwC fest, dass die Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen bis ins Jahr 2014 zurückreichen könnten.
Hatte die Agenturgruppe vor der ersten Mitteilung zu den Bilanzproblemen im August noch einen Börsenwert von 320 Millionen Pfund (380 Mio. Euro), so stürzte er in der vergangenen Woche nochmals um 46 Prozent ab, sodass der Börsenwert jetzt nur noch bei 74 Millionen Pfund (87,9 Mio. Euro) liegt – "der bisherige Tiefpunkt in einem spektakulären Absturz", wie der Daily Telegraph schreibt.
Reif für die Übernahme?
Dass die Agentur kürzlich zudem den Etat für das Bankgeschäft der National Westminster Bank an die Agentur-Holding The&Partnership verloren hat, kommt in dieser Situation für M&C Saatchi ebenfalls alles andere als gelegen.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass einige Branchenbeobachter damit rechnen, dass die Agenturgruppe, die bislang immer viel Wert auf ihre Unabhängigkeit gelegt hat, schon bald von einer der großen Werbeholdings oder Beratungsfirmen übernommen werden könnte.