Madzia lässt die Post abgehen
Nun also doch: Die Deutsche Post will im großen Stil in den Markt für überregionale Anzeigenblätter einsteigen. Bei den Verlegern formiert sich der Widerstand.
Schon lange laufen die deutschen Verleger gegen diese Pläne der Post, die seit Monaten als Gerüchte in der Branche kursierten, Sturm. Kein Wunder: Die Post dringt mit dem Print-Projekt in das Kerngeschäft von Verlagen und Medienunternehmen ein - und dort reagiert man empfindlich: "In einer derart langen Partnerschaft, wie sie zwischen Verlegern und der Post besteht, verwundert es schon, dass vor allem die thematisch betroffenen Verlage von diesen Planungen nicht vorab unterrichtet wurden", sagte York von Heimburg, Vorstand IDG Communications Media AG. "Wesentliches Element einer auf gegenseitigem Vertrauen basierenden Zusammenarbeit ist es doch, dass sich Partner nicht gegenseitig Konkurrenz machen."
Die deutschen Zeitschriftenverleger holen nun zum Gegenschlag aus. Wolfgang Fürstner, Geschäftsführer des VDZ Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger, kündigte gegenüber "turi2" am Donnerstagmorgen erbitterten Widerstand an gegen den, so Fürstner, "ordnungspolitischen GAU": Es sei "wie beim ZDF: halbstaatliche Unternehmen attackieren die Privatwirtschaft".
Der Verband werde dagegen "mit allen rechtlichen und politischen Mitteln "vorgehen - bis hin zu einer Klage bei der EU. Außerdem erwägen die Verleger, der Post ihre Aufträge zu entziehen und einen alternativen Zustelldienst auf die Beine zu stellen. Verleger und Versender wie Otto könnten dann anstelle der Post die Zeitschriften und Zeitungen ausliefern - der Deutschen Post gingen Milliardenbeträge verloren. Das Modell wurde bereits in den neunziger Jahren erprobt, dann aber fallen gelassen, weil die Post die Preise für Pressepost senkte.
Die Post selbst will sich mit dem Vorstoß ein neues Standbein schaffen, zumal das Briefgeschäft schrumpft. Gerdes lässt durchblicken, dass er und sein Team an vielen neuen Projekten arbeiten. "Es wird da nicht die eine Megaidee geben, die uns sogleich eine Milliarde Euro neuen Umsatz bringt", räumt er gegenüber der "FTD" ein.
Gerdes rechnet allerdings für die Post-Publikationen im Erfolgsfall mit jährlich dreistelligen Millionenumsätzen. 2008 etwa soll die kostenlose Beilage Einkauf Aktuell, die in einer wöchentlichen Auflage von bis zu 17 Millionen Exemplaren erscheint, Erlöse von gut 100 Millionen Euro erzielen, rechnet der Post-Manager vor. Die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage wolle man mit diesen Projekten nicht angreifen, versicherte der Post-Vorstand.
Sein Unternehmen suche vielmehr die enge Zusammenarbeit mit den Verlegern, etwa beim Druck der in millionenfacher Auflage erscheinenden Publikationen oder beim Zukauf von redaktionellen Inhalten. "Schließlich sind wir keine Verleger und wollen es auch keinesfalls werden", so Gerdes.