
Neupositionierung:
Markenoffensive: Lufthansa wertet Germanwings auf
Mit einem neuen Marken- und Produktkonzept greift Germanwings im Low-Cost-Bereich an. Die Lufthansa verpasst ihrer Tochter einen Markenrelaunch, führt neue Tarifbausteine ein und verschmilzt sie mit Teilen der eigenen Flotte. Die Marke Lufthansa verschwindet dann von vielen deutschen Standorten.
Hochkarätiger geht es kaum: Lufthansa-Vorstandschef Christoph Franz, sein Vorstandskollege Carsten Spohr und der Germanwings-Geschäftsführungsvorsitzende Thomas Winkelmann präsentierten Donnerstag morgen in Köln gemeinsam die "neue Germanwings", die - geht es nach den Airline-Bossen - den europäischen Low-Cost-Markt "revolutionieren" soll. Ab dem 1. Juli 2013 präsentiert sich die Lufthansa-Tochter mit erweiterter Flotte im neuem Design, mit neuem Logo, einem neuen Tarifbaukasten, der "Fliegen á la carte" ermöglichen soll, sowie mit einer komplett überarbeiteten Kommunikation.
Franz machte keinen Hehl daraus, dass dringender Handlungsbedarf besteht: Schließlich fliegt Germanwings seit Jahren Verluste ein. Damit soll 2015 Schluss sein. Damit der Turnaround gelingt, führt Lufthansa die derzeitige Germanwings mit Teilen ihrer eigenen Flotte zusammen: Die Premiummarke Lufthansa wird sich künftig auf Langstreckenflüge sowie den innereuropäischen und innerdeutschen Flugverkehr von ihren beiden Drehkreuzen Frankfurt und München beschränken. Strecken wie Hamburg - Barcelona beispielsweise wird ausschließlich Germanwings bedienen. An Standorten wie Hamburg oder Stuttgart wird die Kranich-Airline kaum noch in Erscheinung treten. Die Lufthansa-Flugzeuge werden in den nächsten Monaten entsprechend umgerüstet. Das neue Design enthält die Farbe Brombeere der Vergangenheit, wird aber neuerdings kombiniert mit dem Lufthansa-Gelb. Kernelement ist ein stilisiertes "W". Am 1. Juli geht die "neue Germanwings" dann mit rund 90 Flugzeugen an den Start, mit dem ambitionierten Ziel, "Europas modernste Airline" zu werden." 20 Millionen Gäste sollen dann im europäischen Direktverkehr befördert werden.
Eindrücke zum neuen Erscheinungsbild gibt es hier:
"Es muss uns gelingen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen", sagt Germanwings-Chef Winkelmann. Und ein großer Vorteil von Germanwings sei nun mal, dass sie kostengünstiger fliege als die Lufthansa. "Wir verfügen über langjährige Expertise im Low-Cost- wie im Premiumsegment. In der ‚neuen Germanwings‘ verbinden wir Elemente aus beiden Bereichen und setzen neue Maßstäbe in unserem Heimatmarkt Europa. Damit wird es uns gelingen, abseits unserer großen Drehkreuze wieder profitabel zu fliegen und gleichzeitig unsere Gäste mit einem modernen Angebot zu begeistern."
Künftig stehen den Fluggästen drei Grundtarife zur Auswahl, die sie im Baukastenprinzip ergänzen können: Vom Tarif "Basic" als reines Low-Cost-Angebot, über "Smart" mit individuell ergänzbaren Zusatzleistungen bis zur Luxusvariante "Best", die sich vor allem an Geschäftsreisende wendet: Wer "Best" bucht, erhält einen Wunschsitzplatz mit Business-Class-Komfort, außerdem Zugang zu Lufthansa-Lounges, Priority Check-in und Benutzung der Fastlane bei der Sicherheitskontrolle, erhöhte Meilengutschrift, mehr Freigepäck, Catering á la carte an Bord, flexible Umbuchung und Stornierbarkeit des Tickets. Dieser Tarif ist bereits auf allen innerdeutschen Verbindungen verfügbar sowie für Österreich, die Schweiz, Belgien, Russland, Frankreich und Großbritannien. Der "Smart"-Tarif entspricht dem klassischen Economy-Tarif mit Reservierung in den vorderen Reihen, Catering an Bord und 23 Kilogramm Freigepäck. Wer im "Basis"-Tarif bucht, sitzt ab Reihe elf, verzichtet auf Catering und jegliches Freigepäck. Für "Smart" und "Basic" können die Fluggäste jedoch individuell Zusatzleistungen - wie mehr Freigepäck - dazubuchen. Der Einstiegspreis von 33 Euro für ein One-Way-Ticket bleibt.
Das Unternehmen will mehr Kundennähe durch den Ausbau mobiler Buchungs- und Informationssysteme erreichen. Dazu gehört Transparenz bei der Preisgestaltung, am Telefon löst eine günstigere 0180er-Nummer die bisherige 0900er-Nummer ab.
Um die neue Germanwings bekannt zu machen, startet 2013 eine große Kommunikationsoffensive, die voraussichtlich Lukas Lindemann Rosinski entwickeln wird. Überzeugen, sagt Winkelmann, soll die Kunden aber vor allem das neue Produkt. (sg/fs)