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Massenphänomen Serie
Der Streaming-Markt und die neuen Serienproduktionen, vor allem aus den USA, haben den Serienmarkt massiv verändert.

Foto: HBO
Neue Produktionen - vor allem aus den USA - haben den Serienmarkt verändert. Auch dank Pay-TV-Sendern wie HBO und Streamingdiensten wie Amazon und Netflix. Eine wissenschaftliche Studie der Uni Münster geht dem Phänomen der neuen Dramaserien auf den Grund. Formate wie "Game of Thrones", "Breaking Bad" oder "Homeland" sind laut einer Studie der Universität Münster längst keine Nischenprodukte mehr. "Fast jeder zweite Deutsche mit Internetzugang kennt zumindest einige Vertreter dieses neuartigen Typs TV-Serie", sagte der Marketingwissenschaftler Thorsten Hennig-Thurau.
Anlässlich der Vorstellung der Studie mit dem Titel "Phänomen Neue Drama-Serien" bei der internationalen "Big Data, Big Movies"-Konferenz am Donnerstag gab er der Deutschen Presse-Agentur ein Interview, in dem er von einem "Massenphänomen" spricht.
Anspruchsvolles kommt an
Die Wissenschaftler haben für ihre Studie internationale, englischsprachig produzierte Serien untersucht. Die davon in Deutschland am meisten geschauten neuen Serien sind der Umfrage zufolge "The Walking Dead" (23 Prozent der Bevölkerung - bei uns auf Sky und RTL II), "Lost" (19 Prozent - Sky, ProSieben) und "Game of Thrones" (18 Prozent - Sky, RTL II). Die Studie untersucht die Unterschiede zwischen diesem neuen Serientyp und herkömmlich produzierten TV-Serien und analysiert die Gründe, was solche Serien erfolgreich macht.
Grundlage ist eine den Angaben zufolge für die deutschen Internetnutzer repräsentative Befragung von 4000 Zuschauern. Als "Neue Drama-Serien" haben die Wissenschaftler moderne, anspruchsvolle Serien wie "House of Cards", "Sherlock" oder "Homeland" identifiziert. Konventionelle Serien sind für sie beispielsweise "Dr. House" und "Grey's Anatomy": wöchentlich ausgestrahlte Formate mit gleicher Länge, festgelegter Anzahl von Folgen und Dramaturgie nach Werbepausen.
Zwar werden die "neuen" Serien laut Studie von Menschen als allen Gesellschaftsschichten geschaut. Aber: "Ihre größten Fans sind jüngere Männer mit hohem kulturellem Kapital, die in Großstädten wohnen."
Immer mehr Binge-Watching
Die Wissenschaftler bestätigen das sogenannte "Binge-Watching". "Jeder vierte Zuschauer guckt mindestens drei Folgen am Stück - und immerhin sieben Prozent gleich eine ganze Serienstaffel." (Mehr dazu hat kürzlich Netflix ermittelt.) Außerdem haben sie herausgefunden, dass die "neuen" Serien fast durchweg besser bewertet werden als die "klassischen".
Unter die Top zehn der am besten bewerteten Serien schafft es mit der Anwaltsserie "Suits" (Platz 9) nur eine als "klassisch" eingestufte Serie. Auf Platz eins: "Game of Thrones" gefolgt von "True Detective" und "Breaking Bad".
Für die Qualität spricht auch, dass die "neuen" Serien vollständiger geschaut werden. 40 Prozent der Zuschauer haben sämtliche verfügbaren Staffeln und Folgen geschaut (bei den herkömmlichen Serien sind es nur 22 Prozent).
Ziel der Studie ist es auch, die deutsche Film- und Fernsehlandschaft darin zu unterstützen, "wettbewerbsfähige Neue Drama-Serien zu kreieren, die von den Zuschauern auch angenommen werden". Die neuen Serien unterscheiden sich nach Definition der Wissenschaftler durch Inhalt und Erzählweise, aber auch durch Originalität und Radikalität von den klassischen. Die Wissenschaftler kommen zu folgendem Fazit: "Ausschlaggebend für den Erfolg ist neben der Atmosphäre auch der Mut ihrer Macher zu radikalen und überraschenden Elementen." (dpa)