Entscheidend für die Wahl zwischen großem und kleinem Bildschirm sei für die Nutzer immer mehr die Qualität. Zuvor hatte schon Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zum Auftakt der Medientage gesagt: "Digitalisierung schützt vor Qualität nicht!" Klaas Heufer-Umlauf wird als Fazit der Runde später formulieren: "Qualität setzt sich durch!"

Einen spannenden Aspekt fügt während Klaas Heufer-Umlaufs Medientage-Premiere Nico Hofmann ein. Der mehrfach preisgekrönte Produzent und Vorsitzende der Geschäftsführung UFA Fiction macht einen "Mind Reset" in der deutschen Produktionslandschaft aus. Zunehmend würde das Geschaffene danach ausgerichtet, besser verwertet und auch ins Ausland verkauft werden zu können. Die reine TV-Produktion bleibe nur ein Feld. Ein neues Selbstbewusstsein strahlt der Produktionsvertreter aus, der mit dieser Strategie nicht mehr allein von Wohl und Wehe der deutschen TV-Sender abhängig ist. Der Erfolg des Time-Warner-Kabelsenders HBO mit weltweit vertriebenen und auf vielen Wegen verbreiteten Serien wie "Game of Thrones" geben Hofmann recht.

Als "Ping-Pong-Spiel" bezeichnet Link den Umgang mit First und Second Screen bei ProSiebenSat.1. Fiktionales etwa wird durchaus jetzt schon auf den Online-Plattformen des Konzerns eingespielt und als Werbung für den TV-Start genutzt. Beispiel "Spartacus". Andere Formate wie etwa die Castingreihe "GNTM" würden parallel und im Nachgang im Netz platziert - mit 80 Prozent Steigerungsrate bei den Zugriffen. Mit Klaas Heufer-Umlauf sitzt einer als Moderator vor Link, der ansonsten mit der ProSieben-Reihe "Circus HalliGalli" First und Second Screen flutet.

Was bleibt eigentlich im linearen TV das ganz große Ding? "TV-Events und Fußball", schätzt Christoph Schneider, Geschäftsführer Amazon Instant Video. Er konzentriert sich mit dem Streamingangebot derweil auf Fiktion. Eigenproduziert, wie neuerdings auch bei Sky, für das Gary Davey, Executive Vice President Programming auf dem neuen TV-Gipfel spricht. Er und der ARD-Vertreter Marmor, die ab sofort zusammenarbeiten, sind sich einig: "Wir haben doch viel mehr Chancen und Gemeinsamkeiten als früher."

Übrigens: Für "HalliGalli" hat Klaas Heufer-Umlauf vielleicht nicht gesorgt, aber für eine solide und frische Diskussion aus der Sicht der Zielgruppe ("Meiner Mutter ist es egal, ob das Fernsehen aus dem Internet kommt."). Ein kurzweiliger Auftakt statt träger Elefantenrunde. Ein Kommentar von W&V Online sei noch erlaubt:

Bis Freitag debattiert nun die deutsche Medienbranche in München über die Lage und die Aussichten von Zeitungen, Sendern und Online-Medien. Die Medientage stehen daher unter dem Motto "Kein Spaziergang - Wege zur digitalen Selbstverständlichkeit".


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.