Tatsächlich ist der Außer-Haus-Konsum die Königsdisziplin im Kaffee-Business. Zwar wird "nur" gut jede vierte Tasse außer Haus konsumiert. Doch entfallen auf diesen Bereich laut Coca-Cola 80 Prozent des Umsatzes im Kaffeegeschäft und damit rund 16 Milliarden Euro. Und nicht nur die Umsätze sind hoch. Dass das Geschäft lukrativ ist, daraus macht die Branche keinen Hehl. Der Markt biete eine hohe Wertschöpfung, heißt es.

Coca-Cola muss bei seinen Wachstumsplänen denn auch mit Gegenwind rechnen. Schließlich haben auch die traditionellen Kaffeeröster den attraktiven Markt längst für sich entdeckt. So will auch der Filtertütenhersteller und Kaffeeröster Melitta weiter Marktanteile im Geschäft mit Hotellerie und Gastronomie gewinnen, wie Melitta-Manager Werner-Ulrich Lange kürzlich in einem Interview mit dem Branchenblatt "Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung" (AHGZ) berichtete.

Die Tochterfirma Melitta Professional Coffee Solutions steigerte 2015 allein in Deutschland den Umsatz um sieben Prozent. Das Unternehmen offeriert Hotels und Gaststätten nicht nur Kaffee und Filtertüten, sondern auch Profi-Maschinen, die pro Stunde bis zu 200 Tassen Kaffee oder Cappuccino herstellen können, und dazu den Kundendienst.

Dallmayr verkauft ebenfalls nicht nur Kaffee im Supermarkt nebenan. Die Münchner gehören in Gastronomieversorgung und Automatenservice sogar zu den ganz Großen der Branche. Das Unternehmen versorgt inzwischen in 14 europäischen Ländern über 80.000 Kaffeeautomaten und sieht sich im Automatengeschäft als Marktführer in Deutschland.

Einen anderen Weg geht der Kaffeeröster Darboven (Idee Kaffee, Mövenpick). Zwar hat auch er neben dem Endkundengeschäft seit langem die Gastronomie im Visier. Doch konzentrieren sich die Hamburger dabei ganz auf den Verkauf von Kaffee, Tee und Kakao. Eigene Kaffeemaschinen und -automaten hat Darboven im Gegensatz zu vielen Konkurrenten nicht im Angebot. "Wir sehen die Unabhängigkeit von der Maschine als Vorteil", betont Geschäftsführer Frank Hilgenberg. Das Unternehmen arbeite mit allen Geräteherstellern zusammen und helfe den Gastronomen dabei, das richtige Konzept zu finden. Dies habe Darboven in den vergangenen Jahren kräftige Zuwächse beschert.

Ob Coca-Cola, Melitta oder Dallmayr: Sie alle werden magisch angezogen von einem der wenigen Konsumgütermärkte, der noch wächst. Denn die Bereitschaft der deutschen Verbraucher, sich unterwegs einen Kaffee zu gönnen, ohne allzu sehr auf den Cent zu schauen, scheint ungebrochen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) betont: "Der Gast zahlt nicht für das Heißgetränk, sondern für das Genusserlebnis und den besonderen Lifestyle."

Erich Reimann, dpa


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