
Gastbeitrag von Jürg Knoll:
Mein perfektes Wochenende am Bodensee
Jürg Knoll ist Mitgründer der Bio-Foodmarke Followfood aus Friedrichshafen. Er betreibt in Überlingen eine eigene Surfschule. Seine Wochenenden verbringt er auf dem See.

Foto: Followfood
Mein perfektes Wochenende beginnt Freitag 13:30 Uhr - wenn die Haustür aufgeht und aufgeregte, sich aufs Wochenende freuende Kinderstimmen die häusliche Ruhe ablösen. Das ist der Übergang von meinem Arbeits- in den Freizeitmodus. Computer zu, Handy auf die Seite legen und ab zum gemeinsamen Freitagsessen. Demeter-Pellkartoffeln, Kräuterquark, Salat und (Followfish-)Fischstäbchen, eingekauft beim Bio-Fritz in Überlingen.
Wenn wir keine Lust zu kochen haben, gibt es ein Überraschungs-Essen mit den Kindern in der Naturata. Sehr feine Bio-Küche, und eine außergewöhnliche Architektur des Ungarn Imre Makovecz. Schöne Sitzplätze, drinnen und draußen. Kann Freitag Mittag recht voll sein.
Anschließend ein kleiner Verdauungsspaziergang rund um das Hofgut Rengoldshausen. Wer mehr als nur ein paar Minuten laufen möchte, geht den Hohlweg hinunter, vorbei an schönen Feldern, nach Deisendorf und zurück.
Da mein perfektes Wochenende natürlich Ende Juni liegt und das Wetter mit 25 Grad im Schatten perfekt ist, verlegen wir die Mittagsruhe an den See. Wir laufen vom Überlinger Stadtzentrum am See entlang in Richtung Ostbad, eines der schönsten Naturbäder am Bodensee. Nebenan betreibe ich mit einem Freund zusammen eine Surfschule. Ebenfalls nebenan wird auch Yoga am See angeboten.
Nach einem Mittagsschlaf im Schatten, einem Beachvolleyball-Match und einem erfrischenden Bad im See geht es auf den perfekten Abend zu. Der beginnt mit einem Drink in der "Beachbar" und endet bei Pasta an der Überlinger Promenade im Allegretto. Hier wuselt es nur so vor lauter Touristen und (sommerhungrigen) Einheimischen. Wenn die Sonne untergeht, schmeckt der Espresso dort perfekt und gibt uns noch Kraft, ein paar Meter gen Westen am See entlang zu laufen.
Samstag geht's zum Stand-Up-Paddling
Samstag ausschlafen bis 8 Uhr. Nach dem Frühstück geht's in die Surfschule, SUP-Boards nehmen und mit der Familie bei perfektem Wetter den See überqueren. Je früher desto besser, weil das Wasser dann sehr ruhig ist und es noch wenig Schiffsverkehr gibt. Mittagessen gibt es im wirklich guten Strandbad-Restaurant.
Nachmittags, wenn es zu voll wird am See, flüchten wir mit den Fahrrädern fünf Kilometer ins Hinterland zum traumhaft gelegenen Andreashof. Dort gibt es nicht nur selbst gebackene Kuchen, sondern auch eine außergewöhnlich schöne Landschaft und selbst im Hochsommer sehr viel Ruhe sowie einen einmaligen Kräuter- und Meditationsgarten. Außerdem Trampolin für die Kinder - und ganz, ganz viel Platz für alle.
Abends empfiehlt sich die gute bürgerliche Küche im Herzen Überlingens, leicht abseits von Touristen im Weinhaus Renker. Hier trifft man die einheimischen Genießer. Nach dem Essen geht es am Bach entlang, im Graben runter nach Überlingen an die Promenade: Italien-Feeling schnuppern, Eis essen oder einfach nur auf den Treppen beim Landungsplatz sitzen. Hier treffen und mischen sich Touristen, einheimische Familien, Pärchen und Bier trinkende Jugendliche und sorgen so für ein charmantes, außergewöhnliches Ambiente.
Und abends dann ins Galgenhölzle
Wenn die Kraft reicht und die Kinder vielleicht sogar untergebracht sind, geht es an die Bar des Allegretto, um mit meiner Frau auf den Sommer, das Leben und die Liebe anzustoßen. Zum Abschluss des Abends gehört für viele Überlinger die Traditionskneipe Galgenhölzle in der Innenstadt dazu. Ein Must-see im Überlinger Nachtleben ist sie auf jeden Fall. Wer abends mehr erleben will: Nur 15 Minuten Taxi und 15 Minuten Fähre trennen uns von Konstanz, der größten Stadt am See mit vielen Clubs und Bars.
Allein die Fahrt mit der Fähre ist ein Ausflug wert. Sie verkehrt die ganze Nacht durch. Und bei entsprechendem Timing kann man einen traumhaften Sonnenaufgang oder -untergang erleben. Auch die Altstadt von Meersburg ist in jedem Fall einen Besuch wert.
Am Sonntag ist wieder Badetag
Der Sonntag ist wieder Badetag. Aber auch hier wieder der Tipp: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Gerade im Hochsommer kann es tagsüber voll werden, weil tausende und zehntausende Tagespendler zwischen Bodensee und Stuttgart die Stadt zu überrennen scheinen. Das beginnt aber erst um 11 Uhr. Die Zeit davor ist traumhaft - am und im See fast märchenhaft schön.
Am besten ein Boot, Kanu oder SUP mieten und tagsüber auf den See, weg vom Ufer. Dort ist es immer herrlich ruhig und entspannt. Zum Essen in Überlingen anlegen, eine Pizza mitnehmen, dann wieder aufs Wasser. Abends nach 19 Uhr ziehen die vielen müden Besucher wieder von dannen und die Ruhe kehrt zurück. Dann wagen wir uns wieder an die Promenade, gehen ein paar Schritte und bewegen uns langsam nach Hause, wo wir uns das erste Mal an diesem Wochenende in einem geschlossenen Raum hinlegen. Auf unser Sofa.
Im Kopf werden wir die Bilder von Sonne, Eis, Touristen, Strand und Wasser nicht los. Und das ist auch gut so. Denn der nächste Winter kommt bestimmt. Wobei auch im Winter unsere kleine Stadt am Bodensee sehr reizvoll ist…