
Insekten-Produkte:
Metro bringt Mehlwurm-Nudeln auf den Tisch
Der Handelskonzern Metro wagt sich an Insekten-Pasta. Geplant sind auch weitere Produkte wie Müslis oder Salat-Croutons.

Foto: Metro
Metro traut sich: Die Düsseldorfer verkaufen (vorerst) drei Monate lang Nudeln aus Mehlwurm-Mehl des Pforzheimer Start-ups Plumentofoods. Damit werde erstmals in Deutschland ein Lebensmittel mit Insektenproteinen in den Handel gebracht, verkündet das Unternehmen. Die Pasta wird zum Preis von knapp sechs Euro (250 Gramm) zunächst nur in einem "Emmas Enkel"-Laden in der Metro-Zentrale angeboten.
Möglich macht das die neue europäische Novel-Food-Verordnung, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist. Damit nicht genug: Geplant sind auch weitere Insektenprodukte wie Müslis oder Salat-Croutons.
Mit Blindverkostungen soll nun zunächst der Kampf gegen den Ekelfaktor aufgenommen werden. In München lief ein solcher Test bereits Ende Januar - allerdings nicht als Blindtest konzipiert. Im Kassenbereich hatten Promotoren die Aufgabe, geröstete Mehlwürmer zu kredenzen. Die Reaktionen der Kunden waren gemischt. Aber wer den Löffel voll Mehlwürmer probierte - wie W&V-Kollege Leif Pellikan -kam zu dem Schluss: Mehlwürmer schmecken wie salzige Reiscracker.
Vor allem junge Leute seien schnell von den Vorzügen des Produkts zu überzeugen, berichtet Plumentofoods-Gründer Daniel Mohr. Noch immer existierten jedoch Berührungsängste, beklagt er. So habe der Hersteller der Nudeln die Nennung seines Namens untersagt. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov kann sich bislang nur jeder siebte Bundesbürger vorstellen, Insekten zu essen.
Motto: Next Generation Food
Mit dem Verkauf von Lebensmitteln mit Insekten als nährstoffreiche Proteinalternative sieht sich der Düsseldorfer Konzern als Vorreiter für neue Lebensmittellösungen, so Fabio Ziemßen, der das Projekt bei der Metro betreut. Das Unternehmen hat eigens ein NX-Food-Lab (Next Generation Food) ins Leben gerufen. Die Einrichtung soll nach neuen Technologien, Impulsen und innovativen Produkten Ausschau halten. Als Partner dienen Universitäten, Forschungslabore und junge Unternehmen.
Das NX-Food-Lab kümmert sich auch um das Startup-Regal in ausgewählten Märkten der Marken Metro Cash & Carry und Real. Seit Februar 2018 läuft die zweite Runde ("Batch"). Drei Monate lang haben Kunden beider Vertriebslinien die Möglichkeit, die Produkte der jungen Firmen auszuprobieren. Einige Ideen aus dem ersten Batch haben zudem den Sprung in den österreichischen Markt geschafft. Ein weiterer Länder-Rollout ist in den kommenden Monaten geplant.
Ab März führen zudem drei Metro Cash & Carry-Märkte essbare Strohhalme aus Apfeltrester, hergestellt vom Startup Wisefood. Das Ziel: Plastikmüll reduzieren.
Welche Insekten sonst noch aufgetischt werden
Auch andere Unternehmen sind auf den Insekten-Geschmack gekommen. Das norddeutsche Start-up Bugfoundation will bald Insekten-Burger hierzulande auf den Markt bringen - den Bux-Burger gab es bisher nur in niederländischen und belgischen Restaurants.
Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass weltweit rund 1900 Insektenarten essbar sind. Ganz oben auf der Speisekarte von rund zwei Milliarden Menschen, die Insekten verzehrten, stünden Käfer, gefolgt von Raupen, Bienen, Wespen, Ameisen, Heuschrecken und Grillen. Unter Experten ist allerdings umstritten, ob Insekten dabei helfen können, die wachsende Weltbevölkerung mit Nahrung zu versorgen.