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Mobile Reichweiten: "Wir müssen den Markt erst entwickeln"
Bei Nachrichtenportalen wie "Stern" oder "Spiegel" kommen laut IVW schon rund ein Viertel aller Online-Nutzer über mobile Angebote. Doch was bedeutet das für die Verlage? Eine Anfrage von W&V Online zeigt, wirklich gerne sprechen sie nicht über das Thema.
Das mobile Internet wächst, aber wie sieht es mit seiner Monetarisierung aus? Bei Nachrichtenportalen wie "Stern" oder "Spiegel" kommen laut IVW schon rund ein Viertel aller Online-Nutzer über mobile Angebote. Doch was bedeutet das für die Verlage? Media-Guru Thomas Koch stellt der Branche schlechte Noten aus und sieht zwar steigende Zugriffszahlen, aber geringe Chancen, diese auch zu monetarisieren. "Nur eine Handvoll Medien wird mit Paid Content ernsthaft Erfolg haben", so seine Einschätzung. Eine Anfrage von W&V Online bei Spiegel, Axel Springer und G+J zeigt, wirklich gerne sprechen sie nicht über das Thema. Was man zu hören bekommt, ist teilweise auch eher vage.
"Es ist doch klar, dass wir den Markt erst entwickeln müssen. Auch im Web kamen erst die Nutzer und dann mit Verzögerung die Werbekunden", sagt Katharina Borchert, Geschäftsführerin von Spiegel Online gegenüber W&V Online. Spiegel Online wachse im Web nicht mehr, halte aber seine Reichweite stabil und wachse mobil dramatisch, erklärt sie. Die IVW weist seit Juli 2013 die mobile Nutzung von Internetseiten aus. Demnach griffen im Juli fast 26 und im August und September über 27 Prozent der User mobil auf Spiegel Online zu. Dabei findet laut Borchert nicht einfach eine Verschiebung der Nutzer statt, sondern es kommen noch immer neue hinzu. "Deshalb müssen wir uns intensiver Gedanken über die Vermarktung der Gesamtreichweite machen."
Mit der mobilen Webseite ist Spiegel Online ein Kunde von G+J Electronic Media Sales. Dort gibt es seit 2008 eine eigene mobile Unit, die inzwischen laut Geschäftsführer Oliver von Wersch profitabel arbeitet. Sie betreut zu einem Großteil externe Titel. Eine Krise im Mobile-Markt? Fehlende Monetarisierung? Sieht er nicht. "Jede digitale Kampagne hat inzwischen eine mobile Verlängerung. Mobile Werbung ist hoch effizient und längst auf Augenhöhe mit Online-Werbung", so von Wersch. Die mobile Reichweite seiner Titel will Gruner + Jahr weiter ausbauen. Dazu hat der Digitalbereich kürzlich die eigenständige Mobile Unit gegründet, die von Wersch interimistisch ebenfalls übernimmt. Gruner + Jahr wolle mit diesem Schritt einen langfristig nachhaltigen Ergebnisbeitrag für das Digitalgeschäft von G+J liefern, sagt er. Bei Stern.de nutzen laut IVW bereits knapp 24 Prozent aller Online-User die Webseite mobil. Doch was das für G+J bedeutet, ist unklar. Über Stern.de möchte der Verlag nicht sprechen.
"Wenn sich das Nutzerverhalten ändert und in Richtung Mobile verlagert, sollte man das nicht beklagen, sondern sich mit guten Produkten für die Leser und Werbekunden darauf einstellen", sagt Romanus Otte. Er ist General Manager Digital der Welt-Gruppe, die mit der Einführung einer Paywall die Vertriebserlöse im Online-Bereich erhöhen will. 17 Prozent der Welt.de-Leser kommen über mobile Geräte. Dass das Wachstum an Mobile-Traffic zum Teil auf Kosten der Webseite geht und die Reichweite der dort geschalteten Werbung verringert, sieht er nicht, bleibt bei seiner Einschätzung aber vage: "Reichweiten sowohl unserer stationären als auch unserer mobilen Webangebote entwickeln sich erfreulich, und das gilt entsprechend auch für die Werbeerlöse."