
Postillon goes TV:
NDR schmiedet Satire-Areal rund um "Postillon24"
Klappe für Nachrichten frei von Recherche: Der Postillon startet an diesem Freitag im NDR Fernsehen - und nicht nur dort ...
Der NDR enthüllt kurz vor Start, wie die Satire à la Postillon bei der Hamburger ARD-Anstalt Einzug hält: "Mutter nach Geburt ihres Kindes im Krankenhaus vertauscht", "Regierung plant Erhöhung von Ein- und Mehrwegpfand zur Bekämpfung von Altersarmut" - so lauten zwei der Schlagzeilen, die Anne Rothäuser und Thieß Neubert in der ersten Ausgabe von "Postillon24 - Wir berichten, bevor wir recherchieren!" präsentieren. Vom 25. April an zeigt das NDR Fernsehen immer von Freitag auf Sonnabend um 0.00 Uhr die 15-minütigen satirischen Nachrichten, angelehnt an die Satire-Website "Der Postillon". Zunächst sind sechs Folgen geplant. Einen Vorgeschmack hat der NDR ins Netz gestellt.
Aber nicht nur im NDR-TV darf sich der Postillon austoben: Die junge Radiowelle N-Joy wird vom 8. Mai an Postillon-Hörfunknachrichten ausstrahlen. Zudem werden die "Postillon24"-Beiträge auch auf NDR.de und dem gerade gestarteten NDR-YouTube-Channel der Satire-Truppe "Extra3" zu finden sein. Postillon-Gründer Stefan Sichermann meint: "Wir wollen uns weiter professionalisieren. Langfristiges Ziel ist die Umwandlung des NDR in einen reinen 'Postillon24'-Nachrichtensender." Er stellt weitere Themen der Auftaktsendung in Aussicht, unter anderem "Erster Punk akzeptiert auch EC- und Kreditkarte" und "Frau kann wegen Tinnitus ihres Ehemanns nachts nicht schlafen". Der NDR trommelt inhouse und hat Rothäuser und Neubert am Freitagmorgen ab 8.00 Uhr in der "N-Joy Morningshow" zu Gast. Die "Postillon24"-Ausgabe bei Bayern 3 in München ruht indes.
Der Postillon, ausgezeichnet mit zwei Grimme-Online-Preisen, kann sich über mangelndes Publikum schon jetzt nicht beklagen: 50.000 Leser täglich sollen auf der Satireseite vorbeischauen, zehn Milliionen Page Impressions weist sie auf. Erst vor einigen Wochen hat das Fürther Team mit einem Schlagabtausch mit "Bild" die Medienszene erheitert. Die Bewegtbild-Offerte "Postillon24" ist bisher bei Yahoo zu sehen.
TV-Satire am späten Freitagabend liegt übrigens im Trend: RTL belebt ebenfalls an diesem Freitag den Comedy-Wochenrückblick wieder. 2005 hatte der Kölner Sender "7 Tage, sieben Köpfe" wegen schlechter Zuschauerzahlen eingestellt. Nun darf der Komiker Kaya Yanar das Wochengeschehen aus seiner Sicht kommentieren. Die Show heißt "Geht's noch? Kayas Woche" und läuft nun sieben Wochen lang freitags um 23 Uhr. Sie soll dem Sender zufolge nicht nur "witzig", sondern zugleich "investigativ, hintergründig und top-aktuell" werden. RTL schielt mit dem neuen Wochenrückblick offensichtlich auf die stetig wachsenden Zuschauerzahlen der "heute-show". Das ZDF-Format mit Oliver Welke - der seine satirischen Anfänge bei "7 Tage, sieben Köpfe" machte - ist längst Kult und laut Medienanalysen vor allem beim jungen Publikum beliebt.