
Nach Gutsherrenart: Ergo wird zur Dachmarke
Der Versicherungskonzern Ergo will die renommierten Marken Victoria und Hamburg-Mannheimer beerdigen und nur noch die Dachmarke bewerben. Das wird viel kosten und lange dauern.
Die Entscheidung fiel auf Vorstandsebene, das Marketing-Personal hatte nur wenig zu sagen: In der zweiten Jahreshälfte 2010 soll beim Versicherungskonzern Ergo Schluss sein mit der Markenvielfalt.
Lebens- und Sachversicherungen werden dann unter dem Namen Ergo verkauft; Victoria und Hamburg-Mannheimer verschwinden vom Markt. Die ebenfalls zur Ergo-Gruppe gehörenden DKV, D.A.S und ERV (Reiseversicherungen) dagegen dürfen weiter machen.
Wann und vor allem wie Victoria und Hamburg-Mannheimer ihren Kunden als Ergo gegenübertreten, ist bisher nur vage geklärt. Erst müsse ja noch der Aufsichtsrat zustimmen, heißt es, danach sollen in Arbeitsgruppen die Details geklärt werden.
Bisher steht nur im Fall KarstadtQuelle Versicherungen ein genauer Fahrplan fest: Ab 15. Februar 2010 wird das Fürther Unternehmen Ergo Direkt heißen und ansonsten sein Geschäft unverändert weiter betreiben. Auch der kürzlich mit der Spielvereinigung Greuther Fürth um neun Jahre verlängerte Sponsorenvertrag soll wie geplant weiterlaufen.
Alle anderen Fragen, beispielsweise auch die, wann und wie die Kunden von Victoria und Hamburg-Mannheimer über den Namenswechsel informiert werden, sollen in den kommenden Wochen und Monaten diskutiert werden. Es wird schwierig, Kunden und Mitarbeitern klar zu machen, dass aus Victoria und Hamburg-Mannheimer nun Ergo wird.
Der Bekanntheitsgrad des 1997 eingeführten Kunstnamens, räumt Ergo-Sprecher Alexander Becker ein, sei „sehr gering“ – schließlich hat die Öffentlichkeit Ergo vor allem als Werbeanhängsel wahrgenommen. Wenn es etwa im Abspann der Victoria-Spots hieß: „Ein Unternehmen der Ergo-Gruppe.“
Um die Markenstärke einer Hamburg-Mannheimer zu erreichen, prophezeit Franz-Rudolf Esch, Professor an der Universität Gießen und Inhaber einer Markenberatung in Saarlouis, brauche der Ergo-Vorstand einen „hohen Millionenbetrag“ und einen „langen Atem“. Grundsätzlich hält Esch es für wenig sinnvoll, Ergo „nach vorne zu bringen“ und dafür „starke Marken aufzugeben“. Auf der anderen Seite hält der Markenexperte die Vorgänge bei Ergo für symptomatisch. Bei den Finanzdienstleitern, empört sich Esch, werde mit dem „Kapital Marke“ nach „Gutsherrenart“ verfahren – vielleicht auch deshalb, weil es dem Führungspersonal an Expertise fehlt: Einen ausgewiesenen Marketingexperten sucht man im immerhin neunköpfigen Ergo-Vorstand vergebens.
Wer künftig den Ergo-Konzern bewirbt, ist noch offen: Die Hamburg-Mannheimer hatte zuletzt pitchen lassen und stand in Verhandlungen mit den beiden Berliner Agenturen VCCP und Aimaq & Stolle. Die Victoria hatte sich im Sommer von Flemming-Pfuhl, Hamburg, einen neuen Werbeauftritt (Claim: „Alles wird gut“) ausarbeiten lassen. Wer den Zuschlag für die Werbung des Ergo-Konzerns bekommt, ist noch offen.
Bei den KarstadtQuelle Versicherungen soll dagegen alles beim Alten bleiben: Der neue Name Ergo Direkt wird Anfang 2010 von der Hamburger Agentur Jung von Matt kommuniziert.