
Meint er es ernst?:
Nach SPD-Kandidatur lädt Böhmermann zum "Bürgerdialog"
In der Ukraine wurde mit Wolodymyr Selenskyj tatsächlich ein Komiker zum Präsidenten gewählt. Blüht uns bald Ähnliches? Jan Böhmermann hat angekündigt, SPD-Chef werden zu wollen.

Foto: janboehm/Youtube
Jan Böhmermann will nach eigenen Worten SPD-Chef werden. Das kündigte der Satiriker am Donnerstagabend in seiner Show Neo Magazin Royale an. Willy Brandt sei ihm im Traum erschienen und habe ihm gesagt: "Du musst es machen, der Olaf (Scholz) ist 'ne Pfeife." Es könne juristische Schwierigkeiten geben, sagte er. Aber: "Ich, Jan Böhmermann, möchte Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands werden."
An die Adresse der Parteimitglieder sagte der Entertainer: "Ich bin bereit, die SPD zu retten, wenn Ihr mir dabei helft." Der Entertainer hat nach eigenen Worten bisher noch kein SPD-Parteibuch. Er beteuerte, die Aktion sei kein Witz. Bei Neo Magazin Royale ist Ironie allerdings fester Bestandteil der Show. Seine Kampagne hat den Hashtag "#neustart19", die Website den Namen "neustart19.de".
Jedoch müsse er noch drei Herausforderungen bewältigen, wie der 38-Jährige auf der Website schreibt: "1. Formell muss die Kandidatur für den Parteivorsitz bis Sonntag um 18 Uhr eingereicht sein. 2. Ich brauche bis dahin die Unterstützung von fünf SPD-Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband. 3. Ich brauche bis dahin eine gültige Mitgliedschaft in der SPD."
"Wenn die Sozialdemokratische Partei Deutschlands tatsächlich die effiziente Demokratiemaschine ist, für die ich sie halte, muss es doch möglich sein, die Formalitäten für meine Kandidatur innerhalb von drei Tagen zu erledigen", frohlockte der Entertainer auf seiner Kampagnen-Website. In der ZDFneo-Sendung zeigte sich Böhmermann aber etwas zurückhaltender: "Ich weiß nicht, ob es klappt. Wir haben jetzt nur noch 70 Stunden Zeit", sagte er zu seinem Studiogast Aurel Mertz.
Um 14 Uhr startet ein "Bürgerdialog"
Die Reaktionen der SPD-Mitglieder ließen nicht lange auf sich warten: "Kluge Kampagne", kommentierte Juso-Chef Kevin Kühnert das Video von Böhmermanns Bewerbungsrede auf Twitter. "Es fehlen noch AWO-Tischdecke und IG-Metall-Cap, dann könnten die ersten Unterbezirke weich werden. Tipp: Mehr Willy-Brandt-Zitate nutzen."
"Wenn Jan Böhmermann um Mitternacht nicht die Internationale singt, gibt's von uns keine Chance auf Unterstützung", twitterte die Jugendorganisation der SPD in ihrem offiziellen Kanal.
Alexander Schweitzer aus dem SPD-Bundesvorstand sagte der "Bild"-Zeitung, er finde es gut, wenn der Moderator SPD-Mitglied werde. "Allerdings sollte er beim Mitgliedsbeitrag nicht zu knauserig sein und sich das mit dem Vorsitz schnell wieder abschminken."
Böhmermann bleiben nur noch wenige Stunden. Für den Nachmittag hat der Satiriker zum "Bürgerdialog" bei Instagram, Facebook und Twitter geladen. (red/dpa)