
Nach Tanz-Eklat: MDR verkauft sein Fernsehballett
Der Berliner Produzent Peter Wolf hat 90 Prozent des MDR-Fernsehballetts übernommen - das künftig anders heißen wird. Dem vorausgegangen ist ein umstrittener Auftritt in Grosny.
Das Fernsehballett des MDR hat einen neuen Mehrheitsgesellschafter: Der Berliner Produzent Peter Wolf habe 90 Prozent der Anteile übernommen, teilt die MDR-Tochter Drefa am Montag in Leipzig mit. Die restlichen zehn Prozent blieben beim Fernseh-Ballett-Verein e.V., dem die Mitglieder des Ballettensembles angehören Das Fernsehballett bleibe aber weiter eng mit seinem Hauptauftraggeber MDR verbunden. Die Tänzer werden künftig unter dem Namen "Deutsches Fernsehballett" firmieren.
Der Skandal-gebeutelte MDR bekommt damit eine angesehene Tochter in ruhigere Gewässer. Das MDR-Fernsehballett hat im vergangenen Jahr mit einem Auftritt beim Geburtstag des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Sechs Tänzer haben am 5. Oktober bei einer Gala in Grosny getanzt. Kadyrow werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Der Geschäftsführer des Balletts ist nach dem umstrittenen Auftritt abgemahnt worden. Laut "Bild" sollen rote Zahlen, die das Ensemble sein Jahren schreibt, der Grund für den Verkauf gewesen sein. Der MDR erklärt es so: Die Drefa wolle sich außerdem in Zukunft auf ihr Kerngeschäft - Film- und Fernsehproduktionen - konzentrieren. Dazu komme die neue Programmstrategie des MDR-Fernsehens, sich stärker auf regionale Bezüge zu fokussieren und sich zu verjüngen.
Das Fernsehballett feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. 1962 hatte der Deutsche Fernsehfunk der DDR die Tänzer und Tänzerinnen erstmals aufs Parkett geschickt. Sie gehörten bald untrennbar zu Fernsehshows wie "Ein Kessel Buntes".