
Netzeitung vor dem Aus?
Die einst hochgelobte "Netzeitung" wurde zum Schatten ihrer selbst zusammengespart. Nun denkt Besitzer M.DuMont Schauberg darüber nach, die Marke einzustellen oder zu verkaufen.
Die Zukunft der einst hochgelobten "Netzeitung" ist ungewiss. Der Konzern denkt darüber nach, die "Netzeitung" zu verkaufen oder einzustellen, heißt es in einer Mitteilung des Konzernbetriebsrats an die Mitarbeiter. Alternativ könne die Marke von DuMont Net in Köln, der Digital GmbH des Konzerns, übernommen werden. Noch heute werde über die Zukunft der Netzeitung entschieden, teilte die Geschäftsführung dem Betriebsrat mit.
Schon seit Wochen waren in Berlin Spekulationen um einen Verkauf der "Netzeitung" kursiert – seit der ehemalige Besitzer Michael Maier im Gebäude des Berliner Verlags gesichtet worden war. Sieben Redakteure, Chefredakteurin Domenika Ahlrichs sowie zwei Technikredakteure und eine Assistentin sind derzeit noch bei der "Netzeitung" angestellt. Noch im April 2006 waren es 19 Redakteure gewesen.
Eine Onlinestrategie war unter dem Vorbesitzer David Montgomery trotz vollmundiger Ankündigungen nie ausgearbeitet worden. Auch der derzeitige Eigner DuMont Schauberg hat über seine Pläne bisher nichts verlauten lassen. Bereits entscheiden ist, dass die Autobeilage der "Berliner Zeitung" in Zukunft nicht mehr von dem DuMont-Ableger autogazette.de erstellt, sondern an den Redaktionsdienstleister Raufeld Medien ausgelagert wird. Drei Redakteure von autogazette.de wurden bereits gekündigt.
Die Odyssee der "Netzeitung" dauert nun schon neun Jahre. Seit dem Launch am 8. November 2000 hat die Plattform zahlreiche Besitzerwechsel erlebt. Noch in der Startphase wurde der damalige Betreiber Spray Network von Lycos Europe übernommen. Die Bertelsmann-Beteiligung reichte die "Netzteitung" später an ihre Konzernschwester BertelsmannSpringer weiter, die 2003 komplett an Finanzinvestoren verkauft wurde. Es folgte ein Management-Buy-out durch den damaligen Chefredakteur Michael Maier, der den Kölner Medien-Manager Ralf-Dieter Brunowsky als Partner mit ins Boot holte. Beide verkauften zwei Jahre später an das norwegische Verlagshaus Orkla Media. 2007 wurde dann David Montgomerys BV Deutsche Zeitungsholding neue Eigentümerin, 2009 übernahm DuMont die Plattform.