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Neue Design-Ikone: Die geilen Reize des Jaguar F-Type
Der neue Jaguar F-Type hat das Zeug zum Porsche-Jäger. Er ist ein perfekter Botschafter für die Marke Jaguar, die in den vergangenen Jahren viel Staub angesetzt hatte. Schon das Design von Ian Callum löst den Reflex des "Habenwollens" aus. W&V-Redakteur Rolf Schröter spielte mit der Raubkatze und stellt die aufregendsten Details vor.
Am vergangenen Wochenende hatte Jaguar nach Pamplona gebeten. Im spanischen Baskenland, der Heimat stolzer Stierkämpfer, nahm W&V-Redakteur Rolf Schröter Tuchfühlung auf mit einem Auto, das von den Designern nicht als Transportmittel gesehen wird, sondern als Lebewesen. Und was für eins! Allein das Heck: Es beugt sich nach innen und erzeugt damit den Eindruck, der F-Type warte darauf, loszuspringen. Diese Beschreibung stammt zwar von dem schottischen Chef-Designer Ian Callum. Aber er hat recht. Dieses Auto schafft die Balance zwischen Leistungssport und purer Eleganz. Ganz klar: Der F-Type ist ein Design-Meisterstück. Nicht nur, was die Karosserielinien betrifft. Es sind auch die Details (siehe Bildergalerie), die den Wagen zum optischen Leckerbissen machen und eine emotionale Bindung zum Fahrer schaffen.
Zum Beispiel die versteckten Türgriffe. Sie schließen bündig mit der Oberfläche der Tür, es sei denn die drahtlose Fernbedienung oder ein leichter Druck mit dem Finger gibt die Order zum Öffnen. Dann fahren sie winkelförmig aus und man sieht auf dem Türgriff den Schriftzug der Marke. Sobald man losfährt, reihen sie sich wieder ein.
Ähnlich die Lüftungsdüsen. Auch sie fahren nur aus, wenn sie gebraucht werden. Das schafft einen klaren, ruhigen Innenraum. In diesem Reich dunklen Leders stechen drei Elemente orange-gelb ins Auge: Der Start-Knopf, die Lenkrad-Paddel zum manuellen Schalten und ein Wählhebel für den Sport-Modus auf der Mittelkonsole. Das hier ist ein Cockpit, kein Arbeitsraum! Vielleicht auch deshalb verläuft eine lederumkleidete Strebe vom Armaturenbrett zur Mittelkonsole, die ganz deutlich den Beifahrer von der Instrumentierung trennt. Hier herrscht der Pilot. Der F-Type ist kein Zweisitzer, sondern ein 1+1-Sitzer. Der Beifahrer, beziehungsweise die Beifahrerin, kann genießen, oh ja! Aber sie oder er hat sich ruhig zu verhalten.
Auch um den Sound haben sich Ian Callum und sein Team gekümmert. Dreht der Motor über 3000 Umdrehungen pro Minute, öffnen sich, elektronisch gesteuert, Bypass-Ventile im hinteren Teil des Auspuffstrangs. Das Resultat ist ein sonores Röhren, das eine Mischung aus Lust, Appetit und Zufriedenheit auslöst. Das Ohr fährt mit. Ach ja: Auf einer Taste in der Mittelkonsole prangt ein Auspuff-Doppelrohr. Drückt man diese Taste, fühlt sich der Fahrer in die 60er Jahre zurückversetzt. Damals brachten Fehlzündungen des Motors den Auspuff zum Knattern. Jaguar bringt dieses Knattern zurück. Ohne Gefahr für den Motor, versteht sich. Wer diese Akustik beim Fahren erlebt, muss zugeben: Das klingt geil!
Natürlich ist der F-Type schnell und geschmeidig. Wir verzichten hier auf die Details, die von der Motorpresse ohnehin zelebriert werden. Weil, eins ist klar: Ausfahren kann man dieses Prachtstück auf deutschen Straßen ohnehin praktisch so gut wie nie. Aber zum Flanieren ist er ideal. Der F-Type ist ein Auto für Ladies und Gentlemen, die Lust auf Sinnlichkeit haben, und nicht für Rennfahrer/innen. Und er ist ein perfekter Botschafter für die Marke Jaguar, die in den vergangenen Jahren viel Staub angesetzt hatte. Der F-Type wird die Marke jünger machen.
In drei Versionen wird die Rennskulptur zu haben sein. Der Preis beginnt bei 73.400 Euro. Das Top-Modell, ein Achtzylinder mit rund 500 Pferdestärken, kostet unter 100.000 Euro. Für einen vergleichbaren Porsche dürfte man mit etwa 40.000 Euro mehr dabei sein. Jaguar hat preislich eine vielversprechende Nische gefunden. Am 25. Ende Mai wird die neue Raubkatze in die freie Wildbahn gelassen. Mal schauen, was sie für die Marke reißt!
Den Jaguar F-Type in Aktion kann man im Hollywood-Kurzfilm "Desire" erleben - mit dem britischen Schauspieler Damian Lewis ("Homeland") in der Hauptrolle. Der Soundtrack stammt von Lana Del Rey, auch in ihrem Musikvideo präsentiert sich der neue Sportwagen von seinen schönsten Seiten.