
Plastikvermeidung:
Norma bietet Graspapier-Tüten an
Die EU sagt dem Plastik den Kampf an. Der Discounter Norma gehört zu den Marken, die ihr Umweltbewusstsein demonstrieren wollen - beispielsweise mit Graspapier-Tüten.

Foto: Norma
Das EU-Verbot von Plastiktellern, Trinkhalmen und anderen Wegwerfprodukten aus Kunststoff ist unter Dach und Fach. Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten einigten sich am Mittwoch in Brüssel auf die Einzelheiten. Das Ziel: die Massen von Plastikmüll in der Umwelt und in den Weltmeeren einzudämmen.
Die EU-Kommission hatte im Mai vorgeschlagen, Einmalgeschirr, Strohhalme, Wattestäbchen und andere Wegwerfartikel aus Plastik zu verbieten. Die Menge an Lebensmittel-Verpackungen und Trinkbechern soll mit Reduktionszielen zurückgedrängt werden. Das EU-Parlament und die Länder hatten die Pläne im Gesetzgebungsverfahren leicht verändert. Sie müssen die Einigung der Unterhändler noch offiziell bestätigen. In Kraft treten werden die Änderungen voraussichtlich in gut zwei Jahren.
Die Strategie gegen Plastikmüll dürfte im Alltag spürbare Veränderungen bringen. Verboten werden sollen aber nur Gegenstände, für die es bessere Alternativen gibt. Bedeutsam ist das Paket vor allem für die Kunststoffbranche, die nach Behördenangaben 2015 einen Umsatz von 340 Milliarden Euro machte und 1,5 Millionen Menschen beschäftigte.
Die EU will außerdem die Hersteller an den Kosten für das Aufräumen beteiligen. So könnte die Tabakindustrie künftig für das Einsammeln von Zigarettenstummeln blechen müssen.
Viele deutschen Händler versuchen sich durch Initiativen als umweltfreundliche Marke zu präsentieren. Mitte 2016 hatten sie sich verpflichtet, Plastiktüten nur noch gegen Geld an die Verbraucher abzugeben. Die jüngste Aktion: Ab sofort stellen die bundesweiten Norma-Filialen ihren Kunden auch Einkaufstüten aus Graspapier zur Verfügung. Der Discounter aus Nürnberg optimiert laut eigenen Angaben aktuell alle Verpackungsformen.
Die Graspapier-Tüten bestehen zu mindestens 40 Prozent aus einer Frischfaser auf Grasbasis und nur zu maximal 60 Prozent aus Holzzellstoff, was bedeutet, dass diese Rohstoffe nachwachsen und jede Tüte komplett recycelbar und sogar kompostierbar ist, führt Norma aus. Deswegen kommt auch die Aufbereitung dieser rein natürlichen Materialien ohne Einsatz chemischer Zusatzstoffe aus. Das Unternehmen sagt auch: Man nutzte bevorzugt sogenannte Ausgleichsflächen, deren Gras nicht für die Fütterung von Viehbeständen verwendet wird. Um den Kunststoff so weit wie möglich zu reduzieren, kommt das Material auch im Obst- und Gemüse-Verkauf zum Einsatz.
Denn die Plastik-Alternativen sind nicht automatisch umweltfreundlich. Eine Tüte aus Papier herzustellen, braucht viel Energie, Wasser, Chemikalien. Mit Plastikersatz aus Holz, Bambus, Glas und anderen Materialien ist das ähnlich. "Wenn Holz zum Beispiel aus Asien kommt, hat es eher eine schlechte Ökobilanz", sagt Nina Maier vom Umweltbundesamt. "Aus einem regionalen Wald ohne Behandlung mit giftigen Stoffen ist sie besser." Eine exakte Ökobilanz sei "extrem schwierig" zu berechnen. "In der Regel ist kein Material per se böse oder gut aus Umweltsicht." (mit dpa)