Apotheken-Kampagne:
Noventi Health attackiert Doc Morris
Ein Totenkreuz als Motiv: Noventi Health SE setzt sich mit einer provokanten Kampagne für inhabergeführte Apotheken ein - und gegen Versandhandel von Anbietern aus dem Ausland. Allen voran: Doc Morris.
Weißes Totenkreuz auf grünem Grund: Das Motiv der neuen Anzeigenkampagne des Gesundheitsdienstleisters Noventi Health SE lässt keinen Zweifel. Das markante Visual ist eine gezielte Verfremdung des Logos einer bekannten Versandapotheke aus dem Ausland. Konkret: des niederländischen Unternehmens Doc Morris. Das nutzt das Kreuz in grün in symmetrischer Form als i-Tüpfelchen.
"Im Gegensatz zu anderen Playern im Gesundheitsmarkt sind wir als apothekeneigene Unternehmensgruppe seit dem Jahr 1900 – und auch in Zukunft – der verlässliche Partner für die Apotheken vor Ort", heißt es im Anzeigentext unmissverständlich.
Zum Vergleich das Doc-Morris-Logo:
Gerade in der Corona-Pandemie habe sich deutlich gezeigt, wie unverzichtbar eine wohnortnahe Arzneimittelversorgung und vor-Ort-Beratung für die Menschen ist, sagt Hermann Sommer, Vorstandsvorsitzender der Noventi Health SE. "Diese Aufgabe können und dürfen wir nicht dem Arzneimittelversandhandel aus dem Ausland überlassen."
Zum Verständnis: Anteilseigner der Noventi-Gruppe sind all die Apothekerinnen und Apotheker, die dem Verein FSA angehören.
Im Jahr 1900 bereits gründeten Pharmazeuten den Verein der Apotheker Münchens, dessen erklärtes Ziel es war, die Interessen der Apothekerinnen und Apotheker zu bündeln und eine starke Interessensvertretung für sie aufzubauen. Im Laufe der Jahre wurde daraus der heutige Förderverein Süddeutscher Apotheker (FSA). Über den FSA als Alleinaktionär der Noventi Health SE sind Apothekerinnen und Apotheker aktiv bei einem der größten Dienstleister im Gesundheitswesen eingebunden und wegweisend am technologischen und gesellschaftlichen Wandel im Gesundheitswesen beteiligt.
Medikamenten-Versandhandel aus dem Ausland als tödliche Gefahr für die deutschen Apotheken
"Unser Anzeigenmotiv ist zugegebenermaßen provokant", erklärt Silvio Kusche, CMO der Noventi Health SE. "Doch als Marktführer im digitalen deutschen Gesundheitsmarkt stehen wir klar an der Seite der inhabergeführten Apotheken vor Ort und möchten unmissverständlich auf die Gefahr für deren Existenz und damit für einen essentiellen Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems hinweisen. Denn unsere Apotheken kämpfen einen ungleichen Kampf gegen den Versandhandel aus dem Ausland."
Die Befürchtung der Apotheker: Im Zuge der Digitalisierung des Gesundheitswesens etwa durch die Einführung der elektronischen Patientenakte und des elektronischen Rezepts droht die sensible Aufgabe der Arzneimittelvergabe zunehmend ins Internet abzuwandern. Doch um sich gegen große Anbieter wie Doc Morris zu wehren, fehlt unter anderem die Rechtsgrundlage.
Botschaft an die Politik
Denn bislang wird mit ungleichen Mitteln gekämpft: Der Europäische Gerichtshof kippte 2016 die deutsche Preisbindung für Medikamente für ausländische Versandhändler. In Deutschland niedergelassene Apotheken hingegen müssen sich weiterhin an verbindliche Apothekerabgabepreisen halten. Um die Apotheke vor Ort behalten zu können, muss die Politik reagieren und faire Bedingungen schaffen.