
Pin kommt nicht aus der Krise
Das kriselnde Briefunternehmen Pin Group schickt weitere Tochterfirmen in die Insolvenz. Bis Ende der Woche will Vorstandschef Horst Piepenburg für 19 Pin-Gesellschaften einen Insolvenzantrag stellen.
Das kriselnde Briefunternehmen Pin Group schickt weitere Tochterfirmen in die Insolvenz. Bis Ende der Woche will Vorstandschef Horst Piepenburg für 19 Pin-Gesellschaften einen Insolvenzantrag stellen. Dies bestätigte Piepenburg gegenüber mehreren Tageszeitungen. Die Zahl der insolventen Pin-Töchter erhöht sich damit auf 37. Damit sind etwa die Hälfte des zum Axel-Springer-Konzern zählenden Post-Konkurrenten insolvent. In den betroffenen Firmen sind rund 7500 von insgesamt rund 9000 Pin-Mitarbeitern beschäftigt.
Anlass für den Kahlschlag ist laut Piepenburg der Mindestlohn in der Postbranche. "Wir haben uns entschieden, unseren Geschäftsführern zu empfehlen, den gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen'", erklärte der Pin-Sanierer gegenüber dem "Handelsblatt". Horst Piepenburg schätzt die Mindestlohn-Mehrkosten auf bis zu 45 Millionen Euro. Einen Großteil davon übernimmt jetzt der Steuerzahler: Bei einer Insolvenz zahlt die Bundesagentur für Arbeit bis zu drei Monate das Gehalt weiter.
Haupteigentümer Springer hatte wegen des Mindestlohn-Beschlusses im Dezember der Pin Group den Geldhahn zugedreht und das Unternehmen damit in die Krise gestürzt. Mit der drastischen Reduzierung der Tochterfirmen will Sanierer Piepenburg jetzt das Unternehmen attraktiv für neue Investoren machen. Es gebe bereits mehrere Interessenten, die Pin übernehmen wollen, sagte Piepenburg der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Derzeit treffe man eine Vorauswahl.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisierte unterdessen scharf den zweiten Post-Konkurrenten TNT. "Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen", sagte die für die Postbranche zuständige Vorstandsfrau Andrea Kocsis. TNT und andere Briefdienste zahlen lediglich zwischen 6,50 und 7,50 Euro pro Stunde. Der gesetzlich festgelegte Mindestlohn liegt dagegen zwischen acht Euro im Osten und 9,80 Euro im Westen. "Wer den Mindestlohn nicht zahlt, ist ein Gesetzesbrecher und hat auf dem Markt nichts zu suchen", so Kocsis weiter. TNT kooperiert mit zahlreichen regionalen Zeitungsverlagen.