
Axel Springer:
Printoffensive: So verpackt Springer Kunst in "Blau"
Axel Springer schickt das Kunstmagazin "Blau" an den Start. Als Stand-Alone an den Kiosk und als monatliche Beilage der Wochenendausgabe der "Welt". Chefredakteur Cornelius Tittel spricht im Gespräch mit W&V über die Entwicklung des neuen Heftes, die Zielgruppe und was das Magazin so besonders macht.
Axel Springer schickt das Kunstmagazin "Blau" an den Start. Als Stand-Alone an den Kiosk und als monatliche Beilage der Wochenendausgabe der "Welt". Chefredakteur Cornelius Tittel spricht im Gespräch mit W&V über die Entwicklung des neuen Heftes, die Zielgruppe und was das Magazin so besonders macht.
Herr Tittel, Sie haben das neue Kunstmagazin "Blau" gelauncht. Von wem kam der Impuls zu dem neuen Heft?
Von Mathias Döpfner. Wir haben das Heft dann ohne Copytest, ohne Leserbefragung entwickelt - nicht in erster Linie als Produkt, dass eine bestimmte Nische besetzt, sondern wirklich von unserer Leidenschaft getrieben. Wir wollten ein Magazin machen, das wir selbst gerne lesen würden.
Und wer noch? Wen wollen sie mit dem Magazin ansprechen?
Eigentlich haben wir drei Zielgruppen, die sich gleichermaßen für Kunst interessieren. Das breite kulturell interessierte Bürgertum. Die Kunstszene, also Kunstexperten und Sammler , die ihren Lifestyle an der Kunst ausrichten. Und die junge urbane Szene, für die zeitgenössische Kunst eine Art neuer Popkultur ist.
"Art", "Monopol" oder "Weltkunst" bedienen bereits diese Leser. Wem wollen sie das Wasser abgraben?
Niemandem. Ich freue mich über jeden, der mit Kunstjournalismus Erfolg hat. Aber ich glaube, dass wir mit unserer Mischung schon ziemlich alleine da stehen. Im der ersten Ausgabe zeigen wir dem Leser Raffael als Innenarchitekt und nehmen ihn mit in die "Seconda Loggia" im Vatikan, dir sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Und eine Geschichte später sind Sie im Atelier von Christopher Wool, dem teuersten und pressescheuesten amerikanischen Maler. Und dann folgt ein langes Gespräch mit Miuccia Prada zu ihrer Leidenschaft für Kunst. Wir arbeiten sowohl mit Welt-Redakteuren wie Dirk Schümer oder Wolfgang Büscher zusammen. Aber eben auch mit Schriftstellern wie dem Büchner-Preisträger Martin Mosebach oder Florian Illies, der für die kommenden Ausgabe die Titelgeschichte schreibt.
So exklusive Geschichten sind sehr aufwändig. Seit wann arbeiten Sie an dem Heft?
Wir haben kurz vor Weihnachten vom Vorstand "blaues" Licht bekommen.
Wie kamen Sie selbst zu dem Magazin?
Ich habe als Feuilletonchef der "Welt" immer schon jährlich die Künstlerausgabe betreut. Bekannte Künstler wie zuletzt Gerhard Richter, Cindy Sherman oder Neo Rauch haben komplette Ausgabe der „Welt“ gestaltet. Diese Ausgaben waren und sind extrem erfolgreich. Und haben uns grossen Respekt in der Kunstwelt verschafft. Da lag es nahe darauf aufzubauen.
Ihr persönlicher Bezug zur Kunst?
Seit ich zwölf, 13 Jahre alt bin, interessiere ich mich für Kunst. Mit 14 Jahren habe ich begonnen in Galerien und auf Messen zu arbeiten. Ich wollte Galerist werden, dann wurde ich aber erstmal DJ und Radiomoderator. Durch den Musik-Journalismus kam ich zur „taz“, von dort zur "Welt am Sonntag", wo ich begann über Kunst zu schreiben. Nach drei Jahren als Chefredakteur von "Monopol" bin ich dann als Feuilletonchef und stellvertretender Chefredakteur zurück zur "Welt"-Gruppe.
Ist „Blau“ also die Krönung Ihrer Karriere?
Wir konnten sehr kompromisslos arbeiten. Das Vertrauen war sehr groß. Und es ist ein Kunstmagazin entstanden, das uns selbst begeistert. Es ist also wirklich ein Traumprojekt. Und dass unser Redaktionssitz nun die alte Privatwohnung von Axel Springer am Kurfürstendamm ist, ist unserer Laune natürlich auch nicht abträglich.
Machen Sie ausschließlich "Blau"?
Nicht ausschließlich. In meiner neuen Position als Creative Director der Welt werde ich dort weiter Projekte wie die Künstlerausgaben und den Welt-Literaturpreis betreuen.
Wieso eigentlich der Name Blau?
Wir suchten erstmal nur einen Arbeitstitel. Und mein Freund Jörg Rohleder, der die deutsche Ausgabe von Andy Warhols "Interview Magazin" macht, sagte: nenn es Blau. Blau wie die blaue "Welt"-Gruppe, Blau wie der Blaue Reiter, die blaue Blume der Romantik, wie das Blau von Yves Klein. Und da der Titel überall extrem gut ankam, sind wir dabei geblieben,
In welcher Auflage erscheint „Blau“?
Als separates Magazin und als Beilage in der "Welt". Die Beilage liegt samstags einmal im Monat in der Wochenendausgabe der "Welt" bei. Am folgenden Montag gibt es das Magazin am Kiosk an Bahnhöfen, Flughäfen und in Museumsshops für sechs Euro. Zehn Ausgaben sind im Jahr geplant.
Wie umfangreich ist das neue Magazin?
116 Seiten insgesamt und davon sind 40 Seiten Anzeigen.
Aus welchen Branchen?
Vor allem Luxus- und Automobilmarken. Aber auch die wichtigsten großen, deutschsprachigen Galerien und die führenden Auktionshäuser.
Sie setzen auf Print. Ungewöhnlich für ein so digitalisiertes Haus wie Springer.
Für die Art von Geschichten, für die Kunst, die wir zeigen, ist ein klassisches Magazinformat ideal. Wir konzentrieren uns erst einmal darauf das bestmögliche Printprodukt zu machen. Wie sich das online fortsetzen wird, wird sich noch zeigen.