
Medienanstalten zufrieden:
Privat-TV senkt Barrieren für Gehörlose
Stichwort Barrierefreiheit im Privat-TV: Mit mehr Untertiteln im Programm hat RTL nach Angaben der Medienanstalten den Status Quo verbessert. Er sei aber noch nicht perfekt.
Mehr Angebote für gehörlose Zuschauer haben die Medienwächter bei einer erneuten Stichprobe im Herbst 2015 im Programm von RTL gefunden. Eine Neuerung war nach Angaben der Landesmedienanstalten vom Mittwoch neben der Untertitelung von großen Sport-Events auch die Live-Untertitelung von Showreihen wie "Let’s Dance" oder "Das Supertalent". Den Ausbau der Angebote für Gehörlose hatten die Kölner vor knapp einem Jahr verkündet.
ProSiebenSat.1 entspricht den Mindestanforderungen der Medienwächter in Sachen Barrierefreiheit bereits seit Ende 2013; die Münchner konnten die Anzahl der untertitelten Sendungen im Vergleich zum Vorjahr sogar weiter steigern. "Das lag vor allem am weiteren Ausbau der Untertitel bei ProSieben, dem Sender, der mit knapp über 13 Prozent an Gehörlosenuntertiteln den höchsten Anteil im Privatfernsehen hat", heißt es von den Medienanstalten.
Die RTL-Mediengruppe untertitele inzwischen im Schnitt knapp zwei Prozent aller Sendungen mit speziellen Untertiteln für Hörgeschädigte, bei ProSiebenSat.1 seien es knapp sieben Prozent, so die Medienwächter. Das dritte "Monitoring Barrierefreiheit der Medienanstalten" wurde im Untersuchungszeitraum von 15. September bis 15. Dezember 2015 durchgeführt.
Apropos Mindestanforderungen: 2012 hatten die Medienwächter gefordert, über alle Programme hinweg in der Primetime täglich mindestens eine für Hörgeschädigte untertitelte Sendung anzubieten. RTL erfüllte diese Forderung mit der aktuellen Untersuchung erstmals. Der Münchner Medienwächter Siegfried Schneider, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), geht davon aus, dass auch die vor vier Jahren eingeläutete regelmäßige Überprüfung das Mehr an untertitelten Angeboten ausgelöst hat. Schneider könnte sich vorstellen, dass Sender dafür belohnt werden:
"Um das wichtige Thema der Barrierefreiheit weiter voranzubringen, denken wir an eine Verknüpfung des Themas mit Überlegungen zur Anreizregulierung."
Übrigens: Wichtige Impulse für das künftige Vorgehen erwarten sich die Medienanstalten auch aus einer Studie zur Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen. Sie wurde gemeinsam mit der Aktion Mensch in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen voraussichtlich im Herbst vor.