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Ruzicka-Prozess: Kai Hiemstra packt aus

Im altehrwürdigen Verhandlungssaal des Landgerichts in Wiesbaden ist es an diesem Montag zu einer denkwürdigen Begegnung gekommen: Ziehvater und gefallener Sohn trafen aufeinander. Kai Hiemstra, Ruzickas Förderer, erläuterte Modelle, wie Freispots umgelenkt wurden.

Text: W&V Redaktion

1. Dezember 2008

Im altehrwürdigen Verhandlungssaal des Landgerichts in Wiesbaden ist es an diesem Montag zu einer denkwürdigen Begegnung gekommen: Ziehvater und gefallener Sohn trafen aufeinander.
Im Untreueprozess gegen Alexander Ruzicka, Ex-CEO der Wiesbadener Agenturgruppe Aegis Media, hat Kai Hiemstra ausgesagt. Der 69-Jährige hat mit Hiemstra Media Service (HMS) 1972 den Grundstein der heutigen Network-Agentur gelegt. Er bezeichnete sich daher als "Erfinder dieses Firmenkonzeptes". Die Gründung erfolgte unter Bezug mehrerer Partner. Unter anderem war bereits damals Heinrich Kernebeck mit im Agenturboot, gegen den ebenfalls ein Verfahren wegen Untreue läuft.
Kernebeck war bis zu seiner Verhaftung im Herbst 2006 Geschäftsführer der Carat und hat wichtige Kunden, wie etwa die CDU, betreut. Hiemstra gilt als langjähriger Förderer Ruzickas und hat ihm den Weg auf den Chefsessel geebnet. 2001 trennten sich ihre Wege allerdings im Unfrieden.
Der häufig als Media-Papst oder Media-Legendebetitelte Kai Hiemstra war als Zeuge der Verteidigung aufgerufen. Er schilderte, wie die lange Zeit inhabergeführte HMS bis 1994 schließlich peu à peu an das französische Network Carat (heute Aegis Media) verkauft wurde, da man die Anbindung an ein internationales Agenturnetz für notwendig erachtete. Bis 2001 war Hiemstra schließlich noch bei Aegis, zuletzt in eher "repräsentativer" Funktion als Chairman "ohne Einfluss".
Hiemstra musste sich weniger zu Aegis als vielmehr zu einer weiteren seiner Firmengründungen befragen lassen, der Programm Lizenz Vermarktung (PLV). Diese habe, Anfang der 90er Jahre gegründet, Ideen finanziert und gegenüber den TV-Sendern vermarktet. Bezahlt wurde dieser Ideen-Input über Freispots, die an Carat weitergegeben worden seien. In diese Geschäftsidee sei die Londoner Agenturzentrale von Anfang an einbezogen worden, "sonst kommen Sie in den Geruch der Veruntreuung“, so Hiemstra. Dies sei beurkundet und dokumentiert.
PLV hätte nach Hiemstras Aussage als "Sparbüchse" der Agentur fungiert, da das Network-Headquarter von Jahr zu Jahr immer höhere Gewinne eingefordert hätte. Über PLV, an der Aegis nicht beteiligt war, hätte Wiesbaden die darüber erwirtschafteten Gewinne nicht in der Bilanz ausweisen müssen. Ruzickas Verteidigung führt PLV gerne als Vorgängermodell für die mutmaßlichen Tarnfirmen Camaco oder Watson an. Verteidiger Marcus Traut insistierte daher in seiner Befragung noch einmal, ob London wirklich eingebunden gewesen sei. Hiemstras klare Antwort: "Selbstverständlich."
Der HMS-Gründer wurde zudem vom Gericht befragt, ob auch Geld für Informationen geflossen sei. Hiemstra verneinte dies kategorisch: "Das wäre ja Bestechung." Sein Argument: "Wenn Sie gut sind, spricht sich das rum, dafür braucht man kein Akquisitionsbudget." Dies hätte nach seiner Aussage auch ein "Gschmäckle" gehabt. Hiemstra: "Wir waren stolz auf unseren Ruf als Marktführer."
Wurde jenseits der Agentur, etwa auf dem Golfplatz oder bei Ballonflügen, Kundenpflege betrieben, so "hat uns das nichts gekostet". Auch wurde dabei tunlichst nicht über das Geschäft gesprochen. Darüber hinaus sei es nicht üblich gewesen, Nicht-Agentur-Kunden zu incentivieren.
Für Ruzickas Verteidigung brachte Hiemstras Aussage nach Einschätzung von Prozessbeobachtern keine Entlastung. Im Gegenteil. Die Argumentation, dass über die Drittfirmen Camaco oder Watson das sogenannte "Beziehungsmanagement" finanziert worden sei, wurden durch die Aussagen des früheren Agenturchefs nicht gestützt.
Danach trat der Geschäftsführer einer Berliner Detektei in den Zeugenstand. Control Risc war Anfang Dezember 2006 vom damaligen Aegis-CFO Andreas Bölte beauftragt worden. Die Privatdetektive sollten Verdachtsmomente gegen einen "Vorstandkollegen" aufklären. So gäbe es ein intransparentes Geflecht um die Bonner Barterfirma Emerson FF. Außerdem würde der Betreffende in einer Villa residieren, die jenseits seines Einkommens liegen würde. Die Ermittlungsergebnisse waren allerdings enttäuschend. Auch die heutige Befragung des Geschäftsführers der Detektei erbrachte wenig Erhellendes.
Der nächste Verhandlungstag ist für kommenden Montag terminiert. Dann soll noch einmal Aegis-CEO Andreas Bölte in den Zeugenstand.


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