
Ruzicka-Prozess: Opulente Parties auf Geschäftskosten
Parties, die mit bis zu 80.000 Euro zu Buche schlugen, soll der ehemalige Aegis-Deutschland-Chef Alexander Ruzicka, dem wegen Untreue der Prozess gemacht wird, in seinem Privathaus gegeben haben. Um weitere Details aufzuklären, wird demnächst die Aussage von Aegis-Chef Jerry Buhlman erwartet - via Videokonferenz.
Das Untreueverfahren gegen Ex-Aegis-CEO Alexander Ruzicka ist derzeit von Plänkeleien zwischen Verteidigung und Gericht geprägt. So hat Ruzicka-Verteidiger Marcus Traut erneut die Aussetzung des Verfahrens gefordert, da ihm nicht alle erforderlichen Unterlagen zugänglich gemacht worden seien. Aber auch diesmal hatte Traut mit seinem Antrag kein Glück. Nach zweieinhalbstündiger Beratung kam vom Vorsitzenden Richter Jürgen Bonk denn auch prompt die Ablehnung des Antrags – nicht zuletzt aus Gründen der Prozessbeschleunigung.
Dafür steht bald ein prominenter Zeuge in Aussicht. So hat Richter Bonk - wie bereits Ende August angekündigt - Jerry Buhlman geladen. Dieser leitet als CEO Aegis Media Global das operative Geschäft des Networks. Buhlman ließ inzwischen wissen, dass er zwar nicht bereit sei, für seine Aussage nach Wiesbaden zu reisen, sich aber in einer Videokonferenz befragen ließe.
Nach dem Schlagabtausch wurde heute der Wiesbadener Edel-Gastronom Günter G. als Zeuge gehört. Der 41-Jährige leitet das Gourmet-Restaurant auf der geschichtsträchtigen Burg Sonnenberg im Vordertaunus. G. fungierte als eine Art Hoflieferant Ruzickas und hat dessen opulente Events organisiert und beliefert – vom Geschäftsessen bis zur Jagdveranstaltung. Die Rechnungstellung sei immer auf Anweisung des früheren Aegis-Chefs erfolgt – entweder an die Drittfirmen Watson und Camaco oder auch an Aegis Media.
Das alljährliche Highlight sei die Sonnwendfeier in Ruzickas Villa am Oberen Heideweg gewesen. Hierzu wurden rund 150 Leute geladen, Vertreter von TV-Sendern, Verlagen, Agenturkunden aber auch politische oder wirtschaftliche Prominenz. Zum Empfang der Gäste seien meist Alexander Ruzicka und sein Lebensgefährte Thomas bereit gestanden. Ob die Veranstaltungen nun mehr privaten statt geschäftlichen Charakter gehabt hätten, habe der Zeuge nach eigenen Aussagen nicht hinterfragt. Gespart wurde dabei jedenfalls an Nichts: Die Rechnungen hätten sich gewöhnlich auf 60.000 bis 80.000 Euro belaufen.
Auf Antrag der Verteidigung ist daraufhin noch die im Gerichtssaal anwesende Unternehmenssprecherin der Agentur, Judith W., gehört worden. Sie war auf der Sonnwendfeier 2005 anwesend. Damals hatte sie sich gleichzeitig bei einer kleinen Wiesbadener PR-Agentur engagiert, die Personal für die Feier stellte. Sie sagte aus, dass es für sie erkennbar keine Agentur-Veranstaltung gewesen sei. W. hätte das Fest als privat eingestuft. Die Gästeliste sei ihr nicht bekannt gewesen. Diese wiederum liest sich - nach Vorhaltung der Verteidigung – wie das Who is Who der bundesdeutschen High Society: vom früheren FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt bis zu Linde-Chef Wolfgang Reitzle und TV-Moderatorin Nina Ruge. Die meisten der Promis sollen jedoch abgesagt haben.
Sein Kommen zugesagt hat für den morgigen Verhandlungstag ein früherer Angestellter der Bonner Barterfirma Emerson FF.