Eklat um Satire-Video:
SWR nimmt Morddrohung gegen Schlecky Silberstein nicht hin
Comedian Schlecky Silberstein und das Funk-Satirevideo über die Ereignisse in Chemnitz bringen die AfD gegen ihn auf - und lassen den SWR auf die Barrikaden gehen.
Der SWR stellt sich hinter Schlecky Silberstein und nimmt nicht hin, "dass seine Produzenten bedroht werden". Zuvor hatte der Berliner Blogger nach dem Dreh eines satirischen Videos über die Vorfälle in Chemnitz eine antisemitische Morddrohung erhalten. Seine Produktionsfirma erklärte, sie habe deshalb rechtliche Schritte eingeleitet.
Für das Video, produziert für die Online-Comedyshow "Bohemian Browser Ballett" (SWR), hatte Silberstein alias Christian Brandes am 7. September einen AfD-Infostand nachgestellt und verkleidete "Skinheads" einen dunkelhäutigen Menschen jagen lassen. Die AfD postete daraufhin ihrerseits ein Videoclip von dem Dreh. Sie warf den Filmemachern vor, sie mit einem "Fake-Video" in Misskredit bringen zu wollen. Zudem klingelte ein AfD-Politiker bei Schlecky Silbersteins Geschäftspartner und veröffentlichte die Adresse im Internet.
Zu den "völlig überzogenen, von Hass gekennzeichneten Reaktionen auf das Video, insbesondere gegenüber dem Produzenten des Bohemian Browser Ballett" erklärt nun Gerold Hug, SWR-Programmdirektor Kultur:
"Man kann immer darüber streiten, ob man eine Satire gelungen findet oder nicht. Aber wenn Drohungen und Einschüchterungsversuche gegen Künstler, Produzenten oder andere Medienschaffende erfolgen, zeigen sich gesellschaftliche Zustände, die Anlass zu Besorgnis geben. Die Freiheit der Kunst, der Presse und der Meinungsäußerung sind für den SWR nicht verhandelbare hohe Güter."
Was der SWR nun macht
Der SWR will die Drohungen gegenüber dem Produzenten des Satire-Videos "Volksfest in Sachsen" sorgfältig und sachlich prüfen und, "wo erforderlich, die notwendigen Maßnahmen einleiten". Das fertige Satire-Video hat der SWR nichtsdestotrotz bei Funk veröffentlicht. Eine Microsite mit Stellungnahmen zu den Vorfällen wurde eingerichtet.
Der Berliner AfD-Vorsitzende Georg Pazderski verteidigte übrigens das Vorgehen der Partei gegen Silberstein. Für die AfD seien antisemitische Kommentare kein Thema, ihr gehe es ausschließlich um die Aufdeckung unlauterer Propaganda mit Geldern des öffentlich-rechtlichen SWR. "Die AfD soll mit allen erdenklichen Methoden mundtot gemacht werden", erklärte er.
ps/mit dpa