
Digitale Transformation:
Schiesser-Chef: "Marke muss sich den Kundenbedürfnissen anpassen"
Andreas Lindemann führt seit einem Jahr den Vorstandsvorsitz der Wäschemarke aus Radolfzell. Für die Zukunft sieht er eine wachsende Bedeutung im Online-Vertrieb.

Foto: Screenshot Website Schiesser
Gibt man bei Google "Feinripp-Wäsche" ein, rangieren Unterhemden und Unterhosen einer Marke ganz oben: Schiesser. Im Jahr 1875 vom Schweizer Jacques Schiesser gegründet, hat das Unternehmen eine Insolvenz und mehrere Verkäufe hinter sich. Nun steht die digitale Transformation auf der Agenda. "Die Umsätze im stationären Handel sinken und digitale Umsätze steigen", sagt Vorstandsvorsitzender Andreas Lindemann im Interview mit dem Südkurier.
Bevor er vor einem Jahr zu Schiesser kam, war der gebürtige Schweizer beim Wettbewerber Calida. Beide Unternehmen haben mit sinkenden Kundenfrequenz in den Geschäften zu kämpfen. Noch tragen die gut hundert eigenen Schiesser-Stores ein Drittel zum Umsatz bei.
Kernkäuferschaft: 40- bis 50-Jährige
Doch die Zukunft gehört auch dem Online-Geschäft. Bisher werden 15 bis 20 Prozent der Produkte laut Lindemann online gekauft. Doch mit der neuen Generation Smartphone wird die Bedeutung des Online-Geschäfts in den kommenden Jahren steigen - spätestens dann, "wenn diese Generation zum Konsumenten wird", sagt der Schiesser-Chef gegenüber der Zeitung. Aktuell ist die Kernkäuferschaft des Wäschefabrikanten aus Radolfzell im Durchschnitt 40 bis 50 Jahre alt und männlich.
Der stationäre Handel wird daher auch weiterhin wichtig bleiben. Lindemann sieht seine Aufgabe daher darin, den Kunden einen flächendeckenden Zugang zu den Produkten zu gewährleisten. Der Wäsche-Spezialist will in den Geschäften für einen besseren Service sorgen. "Wir werden hier die Kompetenz unserer Mitarbeiter fördern und in die Ausbildung entsprechend investieren."
Für den Vorstandsvorsitzenden hat die Marke Schiesser noch viel Potenzial. Vorausgesetzt sie entwickelt sich weiter. "Eine Marke darf nie stehen bleiben, sondern muss sich ständig den Kundenbedürfnissen anpassen." Dabei aber ihre Grundwerte wahren - bei Schiesser sind das, so Lindemann: "Qualität und Zeitgeist".
Auch die Themen Nachhaltigkeit und Innovation steht dabei auf seiner Agenda. So benötigten die schnell nachwachsenden Eukalyptusbäume weniger Wasser als Baumwolle, und Nähte würden heute nicht mehr genäht, sondern geklebt und gelasert. Die gut 2.000 Mitarbeiter, die derzeit für das Unternehmen weltweit tätig sind, sollen allerdings nicht reduziert werden.