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Sechs Millionen für Taylor Swift: Spotify nennt Zahlen
Taylor Swift sorgte für breite Aufmerksamkeit, als sie ihre Musik von Spotify abzog. Ihr Vorwurf: Spotify bezahle die Musiker nicht fair. Jetzt gibt der Streaming-Dienst Einblick in seine Zahlen und rechnet vor, dass er alleine im letzten Jahr eine Milliarde Dollar an die Musikindustrie gezahlt habe.
Der Musik-Streamingdienst Spotify verteidigt sich gegen den Vorwurf von Sängerin Taylor Swift, Musikern zu wenig Geld zu bezahlen. Spotify habe seit der Gründung 2008 zwei Milliarden Dollar an die Musikbranche überwiesen, davon allein eine Milliarde seit dem vergangenen Jahr, argumentierte Firmenchef Daniel Ek im Spotify-Blog. Er schob den schwarzen Peter an die Musikkonzerne weiter: "Wenn dieses Geld nicht schnell und transparent an die kreative Community fließt, ist das ein großes Problem".
Swift hatte zur Veröffentlichung ihres neuen Albums "1989" ihre gesamte Musik von Spotify zurückgezogen. Schon im Juli stellte die 24-Jöhrige in einem programmatischen Artikel zur Zukunft der Musik im "Wall Street Journal" Streaming in eine Reihe mit Raubkopien und nannte es einen Faktor, der den Niedergang des Albums einläute.
Gegenüber der Webseite "Yahoo Music" erklärte Swift nun, sie wolle ihre Werke nicht einem Experiment überlassen, bei dem Künstler nicht fair bezahlt würden. Diesen Vorwurf richteten schon andere Künstler gegen Spotify und ähnliche Dienste. Mit Tarifen wie 0,6 US-Cent pro Song-Abruf könnten Musiker nicht überleben, so die Kritiker.
Allerdings könnte hinter Swifts Schachzug auch ein Kalkül des Managements ihres Musiklabels Big Machine stecken. Dieses stehe zum Verkauf für bis zu 250 Millionen Dollar, berichtete das Fachmedium "Billboard". Möglicherweise sei die Hoffnung, dass im Windschatten des brandneuen Albums "1989" auch wie gewohnt das Interesse an den älteren Songs wieder anspringt und die Absatzzahlen einen höheren Kaufpreis für die Firma rechtfertigen.
Ek gibt in seinem Blog-Beitrag Einblicke in die Zahlen von Spotify. Aktuell habe das Unternehmen 50 Millionen aktive User, 12,5 Millionen davon zahlen 120 Dollar im Jahr für den Dienst. Das sei dreimal mehr, als der durchschnittliche Musik-Konsument in der Vergangenheit für Musik ausgegeben habe. Mehr als 80 Prozent der zahlenden Kunden hätten zuerst das kostenlose Angebot von Spotify genutzt.
Der Spotify-Chef vergleicht die Reichweite und Bezahlung eines Künstlers auf dem Streaming-Dienst mit einer US-Radio-Station. Wenn im Radio ein Song gespielt werde und von 500.000 Leuten gehört würde, bekäme ein Künstler dafür nichts. Wenn allerdings ein Song 500.000 Mal auf Spotify gehört würde, dann bekäme der Künstler zwischen drei und vier Tausend Dollar. Ein Künstler in der Größenordnung von Taylor Swift bekäme rund sech Millionen Dollar pro Jahr. Für das kommede Jahr geht Spotify davon aus, dass sich diese Zahl verdoppeln könnte.
Spotify schaffe zusätzliche Einnahmen dort, wo sonst die Musikpiraterie herrschen würde. Es sei nicht erwiesen, dass Streaming-Dienste den Verkauf von CDs und Downloads drückten. Schließlich sei deren Absatz etwa in Kanada kontinuierlich gesunken, dort sei Spotify bis vor kurzem aber noch gar nicht aktiv gewesen.
Während Taylor Swifts Abkehr von Spotify die Diskussion um die Zukunft der Musikbranche neu entfacht hat, wird auch an anderer Stelle deutlich, dass die Branche am Streaming nicht vorbei kommen wird: Youtube erzielte eine Einigung mit Independent-Musiklabels und wird wohl in den kommenden Wochen mit seinem eigenen Abo-Dienst starten, wie die "Financial Times" unter Berufung auf informierte Kreise berichtet.
Die Google-Tochter hatte gedroht, Musik der kleinen Firmen aus dem Angebot zu verbannen, wenn kein Deal erzielt wird. Es ging - kaum überraschend - um die Vergütung der Musiker und Labels. Die Independent-Firmen, bei denen Künstler wie Adele oder die Arctic Monkeys unter Vertrag sind, hatten das ursprüngliche Google-Angebot als zu niedrig abgelehnt, wie im Juni bekannt wurde.
Bei dem Abo-Angebot sollen Nutzer ohne Werbeunterbrechungen Musik hören und Videoclips ansehen können. Google könnte der Musikindustrie so höhere Online-Einnahmen bescheren. Youtube kommt auf rund eine Milliarde Nutzer. Selbst wenn nur ein geringer Teil von ihnen für einen Abo-Dienst bezahlt, könnte der Dienst bisherige Anbieter in den Schatten stellen. (dpa/fm)