Und zwar?

Die Masche ist verantwortungslos, denn viele fallen darauf rein und geben das bisschen Geld, was sie sich zur Seite gelegt haben, für solche Sachen aus. Letztendlich werden aber nur die Leute reich, die diese Sachen verkaufen. 

Natürlich ist nichts daran falsch, E-Books rauszugeben oder sich eine Community aufzubauen. Jemand, der das aus meiner Sicht sehr gut macht, ist Björn Tantau. Er ist auf vielen Kanälen unterwegs, macht regelmäßig Podcasts und hat sich eine eigenen Community auf Facebook aufgebaut, die stetig wächst. Aber da geht es nicht darum, dass er damit seine Produkte (direkt) verkaufen will, sondern einen Mehrwert für andere bietet, um so Vertrauen aufzubauen und so letztendlich über den Weg Geld zu verdienen.

Das ist auch aus meiner Sicht der bessere Weg. Dauert zwar länger, verspricht aber letztendlich den gewünschten Erfolg. Denn so positioniert man sich als Experte für einen bestimmten Bereich und man bekommt nicht den Stempel des Halsabschneiders aufgedrückt.

Was verleitet Menschen, solchen "Halsabschneidern" hinterherzulaufen?

Leichtgläubigkeit. Es werden einem in den diversen Videos oder Webinaren die tollsten Dinge versprochen. Dabei bleiben die Vortragenden allerdings immer sehr allgemein. Es werden keine konkreten Beispiele gebracht, wie sie es selbst mit einem Unternehmen geschafft haben oder jemand anderes es mit ihrer Hilfe hinbekommen hat. Das finde ich dann schon recht fragwürdig.  Aus meiner Sicht geht es diesen SUHR-Leute nicht wirklich darum, dass sie dem Interessierten und späteren Kunden einen wirklichen Mehrwert liefern, sondern dass sie selber schnell und hektisch reich werden.

Ich bin seit meinem beruflichen Umbruch kontinuierlich dabei, mich im Online Marketing zu vernetzen. Dabei sind mir die besagten SUHR-Menschen aber nie als Experten aufgefallen. Ich habe sie auf keiner Veranstaltung erlebt, ich habe sie in keiner Gruppe auf Facebook wahrgenommen. Das kann natürlich daran liegen, dass ich just nicht dort unterwegs sind, wo sich diese vermeintlichen Experten tummeln. Oder aber sie sind nirgendwo entsprechend aktiv. Dafür interessieren mich solche Menschen aber auch nicht genug, als dass ich mich da jetzt explizit drum kümmern würde. Da lerne ich lieber von Leuten wie Karl Kratz, Nils Kattau, Felix Beilharz, den beiden bereits erwähnten Björn Tantau und Marco Janck oder aber auch Daniela Malzer, um mal nur ein paar zu nennen.

Was sind Deiner Meinung nach die Basics, um sich alleine oder mit anderen selbstständig zu machen?

An absoluter Nummer eins steht da bei mir die Leidenschaft. Egal in welchem Bereich ich mich selbstständig machen will, ohne die richtige Portion Leidenschaft wird das nichts. Umso wichtiger ist dieser Punkt auch, wenn ich nicht alleine Gründe, sondern mit mehreren Leuten. Denn dann bin ich nicht nur für mich alleine verantwortlich, sondern eben auch für meine Mitgründer. Ich muss also hinter dem, was ich mache, zu mindestens 100 Prozent stehen.

Als zweites kommt bei mir ein schönes Buzzword: Mindset. Ohne die richtige Einstellung zu der ganzen Sache wird es nur sehr schwierig, etwas erfolgreich aufzubauen. Wenn ich mit dem Gedanken an die Selbstständigkeit herangehe, dass ich einfach mal schaue, was so passieren wird, dann sehe ich da wenig Chancen auf Erfolg. Wenn ich aber fest an mich glaube, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Natürlich ist da keine Garantie, dass ich mit meinem Unternehmen dann wie eine Rakete durch die Decke gehe, aber wenn die innere Einstellung stimmt, dann ist auch das Durchhaltevermögen größer, wenn es zwischendurch mal nicht so läuft wie gewünscht. Passend dazu möchte ich an dieser Stelle David Brych mit seinen 5 Ideen empfehlen. Die 5 Ideen für Business und Mindset, die es sowohl als Podcast als auch als eigenen Youtube-Channel gibt, geben mir regelmäßig neue Denkansätze und lassen mich sehr intensiv über meine eigene Selbstständigkeit nachdenken.

Was natürlich auch zu den wichtigsten Basics gehört ist das Wissen. Ich sollte schon über ein ordentliches Wissen über den Bereich verfügen, in dem ich mich selbstständig mache. Aus meiner Sicht muss ich nicht zwingend der absolute Profi in einem Bereich sein, aber ich sollte zumindest soweit über das notwendige fachliche Knowhow verfügen, dass ich meine Arbeit ordentlich erledigen kann und nicht immer erst zig Bücher und Webseiten durcharbeiten muss, bevor ich mich an eine Sache ran setze. Das gehört für mich alles zur Vorarbeit, geht aber aus meiner Sicht auch schon mit der Leidenschaft einher. Denn wenn ich für eine Sache richtig brenne, dann will ich auch ganz viel über dieses Thema wissen und sauge alles auf, was ich zu dieser Sache erfahre, höre und lese.

Wie wichtig ist Dir Netzwerken?

Sehr wichtig. Wie hat es jemand mal während meiner Studentenzeit so schön gesagt: Kontakte schaden nur demjenigen, der keine hat. Und da ist auch sehr viel Wahres dran. Denn nur über Netzwerke komme ich an immer wieder neue Informationen, bekomme Ideen und Impulse und kann mich selbst auch positionieren. Da kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass es unglaublich toll ist, wenn man neue Leute kennen lernt, neue Sichtweisen auf Dinge bekommt, die einen dann zum Nachdenken anregen. Ich konnte so mich selbst schon oft zu unterschiedlichsten Punkten hinterfragen und so entweder meinen Standpunkt neu überdenken oder eben auch festigen.

Und was mir an dem Austausch in (s)einem persönlichen Netzwerk besonders gut gefällt ist, wenn ich anderen Leuten helfen kann. Denn das hat aus meiner Sicht gleich zwei Vorteile: Zum einen mag ich es, wenn ich andere Menschen unterstützen kann, denn ich weiß wie gut es sich anfühlt, wenn man an einer Stelle nicht weiter kommt und dann durch ein Gespräch wertvolle Tipps und Tricks reinkommen, die mich weiterbringen. Auf der anderen Seite lerne ich durch meine Hilfe ja wieder selber etwas dazu. Ich komme vielleicht mit einem Punkt oder Thema in Kontakt, was ich vorher gar nicht auf dem Radar hatte. Weil aber zufällig mein Wissen an genau dieser Stelle passt, haben dann beide Seiten etwas davon: Mein Gegenüber bekommt einen neuen Impuls, ich selbst einen neuen Blickwinkel, der mich dann wieder weiterbringen kann. Daher sehe ich das Aufbauen von Kontakten und das Agieren in einem Netzwerk als einen wichtigen Baustein für eine Selbstständigkeit an.

Was  ist das richtige Tempo? Wenn Du Dein Business zu gemütlich angehst, kann es ja auch verkehrt sein und Dir das Geld ausgehen.

Auf das richtige Tempo gibt es eine ganz klare Antwort: es kommt drauf an. Es ist aus meiner Sicht schwierig zu sagen, dass man dieses oder jenes Ziel bis zu einem gewissen Datum erreicht haben muss, sonst wird das alles nichts. Müßiggang ist sicherlich nicht der richtige Weg, um erfolgreich etwas aufzubauen. Aber da jeder andere Voraussetzungen mit sich bringt, kann zumindest ich da keine pauschale Aussage zu treffen, wie das richtige Tempo ist. Der eine hat von zu Hause aus ausreichend finanziellen Rückhalt, sodass er sein Unternehmen in Ruhe aufbauen kann, da er sich um das Einkommen keine Gedanken machen muss. Die andere gründet vielleicht erst einmal aus einer festen Anstellung heraus und baut sich eine Firma nebenbei auf, um dann später die Anstellung zu kündigen und dann voll in das eigenen Unternehmen einzusteigen.

Oder jemand anderes möchte gerne sowohl eine Festanstellung in Teilzeit haben, um die laufenden Kosten sicher abdecken zu können, möchte aber auch ein Stück weit die unternehmerischen Freiheiten haben, die eine Selbstständigkeit in Punkten mit sich bringt. Der eine ist vielleicht eher jemand, dem eine absolute Sicherheit wichtig ist, die andere ist risikofreudiger. Von daher sollte jeder für sich schauen, wie seine Voraussetzungen sind und was für ihn persönlich der beste Weg ist. Dabei kann es sehr sinnvoll sein, sich einen Coach oder Mentor zur Seite zu nehmen, der das Ganze mit einem externen Blick betrachtet und entsprechende Tipps geben oder Impulse setzen kann.

Bernhard Hinsken hat in Bochum und Wismar Bauingenieurwesen studiert und war jahrelang als Bauleiter im Tiefbau und Projektingenieur für Absturzsicherungen unterwegs. Nachdem seine Leidenschaft für "dieses Internetdingsbums" gesteigen ist, hat er vor knapp zwei Jahren beschlossen, was mit Medien zu machen. "Zu diesem Zeitpunkt war ich zwar mehr oder weniger nur Konsument und hatte rudimentäre Erfahrungen in Sachen Webseitenerstellung, Social-Media- und Community-Management oder auch Online Marketing", sagt Hinsken. "Über viele Veranstaltungen und viel Netzwerken konnte ich den Einstieg in die digitale Welt schaffen." Seriös präsentiert er sich hier, nebenbei lässt er aber auch gerne Seitenhiebe auf Influencer raus und hat die satirischen Projekte www.ad-absurdum.com und www.schnell-und-hektisch-reich.de initiiert.


Annette Mattgey, Redakteurin
Autor: Annette Mattgey

Seit 2000 im Verlag, ist Annette Mattgey (fast) nichts fremd aus der Marketing- und Online-Ecke. Als Head of Current Content sorgt sie für aktuelle Geschichten, Kommentare und Kampagnen auf wuv.de. Außerdem verantwortet sie das Themengebiet People & Skills.