
ARD/ZDF/Sotschi:
Sieben von zehn Deutschen haben schon Olympia geguckt
Olympia schlägt nun doch ein: ARD und ZDF erzielen satte Quoten mit Sotschi. Biathlon ist mal wieder ein Liebling der Zuschauer.
ARD und ZDF ziehen eine positive Zwischenbilanz der Olympia-Berichterstattung – allen Unkenrufen im Vorfeld zum Trotz. 50,90 Millionen Zuschauer haben in der ersten Woche die Wettkämpfe in Sotschi verfolgt. Das entspricht etwa 70 Prozent der Deutschen. Das Zuschauerinteresse sei damit jetzt schon höher als bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver, heißt es. Damals waren insgesamt 50,18 Millionen Zuschauer bei der Live-Berichterstattung dabei. Die Übertragungen der Wettbewerbe erreichen bisher im Durchschnitt Marktanteile von 26,7 Prozent im Ersten und 28,7 Prozent im ZDF. Der ARD-Teamchef in Sotschi und BR-Sportchef Werner Rabe hatte bereits am Mittwoch erklärt: "Olympia schlägt derzeit alles". Auch Onlineverzeichnen die Öffentlich-Rechtlichen nach eigenen Angaben ein hohes Interesse. "Wir hatten vorigen Montag fast fünf Mal so viele Abrufe auf sportschau.de als beim gesamten und bisher erfolgreichsten Wintersport-Wochenende Mitte Januar." Hier heißen nun die offiziellen Zahlen: Insgesamt wurden die Livestreams von ARD und ZDF während der ersten Olympia-Woche 14,3 Millionen Mal aufgerufen. Am 11. Februar erreichten das Erste und das ZDF mit 3,6 Millionen Livestreaming-Abrufen den bisherigen Spitzenwert.
Die Top-Events nach Zuschauerzahlen waren bisher:
- das Rodeln im Einsitzer der Herren am Sonntag im ZDF mit 9,21 Millionen Zuschauern,
- die Eröffnungsfeier am vergangenen Freitag im ZDF mit 8,97 Millionen,
- das Skispringen Normalschanze am Sonntag mit 8,7 Millionen im ZDF.
Dieser Erfolg hatte teils auch mit der Zeit der Ausstrahlung zu tun. "Hier sind natürlich diejenigen Sportarten besonders im Vorteil, die in den Abendstunden, in denen die Fernsehnutzung grundsätzlich sehr hoch ist, gezeigt werden", zitiert "dpa" den ARD-Medienforscher Stefan Geese. "Nimmt man den Marktanteil als Maßstab, also jenen Wert, der beschreibt, welcher Anteil des aktuellen TV-Publikums sich für eine Fernsehsendung entschieden hat, dann sind die bekannten ‚Verdächtigen‘, also die Biathlonwettkämpfe, wieder stärker vertreten."
Nach Marktanteilen lauten die Topps:
- 41,0 Prozent Gesamtmarktanteil am Montag für das Verfolgungsrennen der Skijäger im ZDF,
- die im Zweiten gezeigte Eröffnungsfeier mit 39,4 Prozent,
- das Verfolgungsrennen der Biathletinnen in der ARD am Dienstag mit 38,2 Prozent Marktanteil und
- am Donnerstag der Silber-Lauf von Biathlet Erik Lesser mit 37,4 Prozent im ZDF.
Vergleichbar mit den vorangegangenen Winterspielen sind die Quoten schwerlich, da Sotschi eine völlig andere Zeitzone als Vancouver hat.
Die Olympischen Spiele werden auch im Web aufbereitet - und nicht nur für den PC, sondern auch für Mobilgeräte. Viele Portale und Zeitungssites offerieren Live-Ticker, die auch auf dem Tablet oder Smartphone gut mitverfolgt werden können. Die ZDF-Mediathek-App, über die man auch Olympia-Liveübertragungen auf dem Handy schauen kann, wurde beim Google Play Store zwischen einer und fünf Millionen Mal heruntergeladen. Apple gibt solche Zahlen für den App Store nicht an, aber in der Kategorie Sport sind mehrere Olympia-Apps in den Top Ten.
Auf Twitter fallen die Reaktionen auf den Erfolg der deutschen Mannschaft auch ironisch aus: "Erwarte einen Rodelboom. Auf der Asche von Tennisplätzen entstehen hunderte Eisbahnen zwischen Flensburg und Freiburg", schrieb Twitter-User Klaas Reese (@Sportkultur). Weltweit landeten die Themen aus Sotschi allerdings nicht in den "Trending Topics" des Kurzmitteilungsdienstes. Und auch in Deutschland debattierten die sportinteressierten Twitter-Anwender eher über den Niedergang des Hamburger SV als über die ersten Olympischen Winterspiele in Russland.
Das große Interesse liegt wohl am Medaillenreigen, den viele so nicht erwartet hatten. Vor Start der Spiele gab es noch Untersuchungen, wonach die Deutschen keine großen Fans mehr von Olympia seien. So hatte Repucom gemeldet, dass sich nur noch 43 Prozent der Bundesbürger für das Großereignis interessieren würden. Zu den Spielen in Vancouver im Jahr 2009 habe diese Zahl noch bei etwas mehr als 50 Prozent gelegen. Diese Unlust hat Repucom auf die eher flauen Ergebnisse der deutschen Sportler 2012/13 gerade in den beliebtesten Wintersportarten zurückgeführt. Jetzt beweisen uns die Olympioniken aus Deutschland gerade das Gegenteil.
ps/dpa