Die Frage hat sich die Sparte der Medizintechnik auch gestellt – und hat sich jetzt in Siemens Healthineers umbenannt, ein Kunstwort aus Health (Gesundheit) und Pioneers (Pioniere). Das ist gewöhnungsbedürftig, weil es nicht gelernt ist und eher Assoziationen an Comicsuperhelden zulässt. Andererseits hat der neue Name eine Idee, die das Management unbedingt an seine Mitarbeiter weitergeben möchte. Neben der herausragenden technischen Expertise soll in Zukunft der Kunde und damit der Mensch in den Fokus rücken. Das eine schließt das andere zwar nicht aus, es bedeutet aber einfach, sich nicht auf dem Ingenieurswissen auszuruhen, sondern dass jeder Einzelne mit noch mehr Leidenschaft in die Märkte geht. Und dieser Anspruch steckt im Namen.

Diese Idee für interne Mitarbeitermotivation muss man nicht zwangsläufig in einem neuen Namen ausdrücken, das geht natürlich auch durch andere kommunikative Maßnahmen. Mein Eindruck ist aber, dass dafür die Zeit fehlte. Die Namensänderung funktioniert wie eine Radikalkur, der sich die Sparte unterzieht. Und jetzt ist jeder Mitarbeiter mit dem neuen Namen gezwungen, die Positionierung des Unternehmens zu erklären. Das ist – so finde ich tatsächlich: schlau.

Wir sind es in Deutschland kulturell nicht gewohnt, bei firmeninternen Motivationssongs auf die Bühne zu stürmen und mitzusingen. In den USA oder in Asien wäre dies hingegen kein Thema gewesen. Deshalb kann man, bezogen auf die Veranstaltung, hier schon von einer Kommunikations-Panne sprechen. Diese hat aber immerhin dazu geführt, dass sich eine halbe Million Zuschauer das mittlerweile entfernte Video auf Youtube angesehen haben. Ich kenne tatsächlich nur Kollegen, die das Video peinlich fanden, aber: Alle haben sich gemerkt, dass sich bei Siemens was tut und die Medizinsparte jetzt Healthineers heißt.

Und meine bescheidene Meinung ist, dass das Geschäft dank der hervorragenden Ausgangsposition so gut läuft, dass ein in Morphsuits getanzter Motivationssong die Healthineers nicht aus der Bahn werfen wird. Let's go!

Über den Autor:

Norbert Möller ist seit 2003 Executive Creative Director der Peter Schmidt Group und leitet deren Corporate Design Team am Standort Hamburg. Zu den von ihm betreuten Marken und Unternehmen zählen unter anderem Linde, Henkel, Kühne+Nagel, die Postbank, REWE, die Stadt Hamburg und das Goethe Institut.


Autor: Norbert Möller

Unser Design-Kolumnist Norbert Möller ist seit 2003 Executive Creative Director der Peter Schmidt Group und leitet deren Corporate Design Team am Standort Hamburg. Er studierte Visuelle Kommunikation an der HfBK Braunschweig und arbeitet seit 1992 bei der Peter Schmidt Group, darunter von 1999 bis 2003 als Geschäftsführer.