Daniel Ek nimm kein Blatt vor den Mund. Seine Wortwahl ist hart und präzise. Er stellt sich als Opfer von Apples Geschäftspraktiken dar. Er spricht von "Bestrafungen", die nicht nur Spotify träfen, sondern die Anhänger von Spotify. Apples Handeln verletze das Recht. "Es sollte nicht erlaubt sein, Beschränkungen einzuführen, die das Gesetz brechen", so Ek. "Der einzige Zweck" sei es, Wettbewerber schlechter zu stellen. Das verhindere Innovationen und die freie Wahl der Konsumenten.

Internet-Gebühr

Apple fordert von App-Betreibern 30 Prozent Provision. Diesen "revenue share" bezeichnet der Spotify-Chef als "tax for the Internet", also als "Internet-Gebühr. Das führe dazu, dass Spotify diese Kosten an die Konsumenten weitergeben müsse. Die Folge: Während Spotify 12,99 Euro pro Monat kostet, bietet Apple seinen eigenen Musikstreamingdienst für 9,99 Euro an. "Eine Preis-Differenz, die wirklich zählt", so Daniel Ek.

Spotify entschied sich, Apples Bezahlsystem nicht zu nutzen, um die Provision zu umgehen. Das führt dazu, dass Spotify-Nutzer auf ihren iPhones nicht mehr auf Spotify-Premium upgraden können. Sie müssen auf den Desktop ausweichen. Apple lasse es nicht einmal zu, dass Spotify seine Kunden über die App über Upgrade-Möglichkeiten informiere.

"Unsere Kunden sind frustriert und enttäuscht über Spotify, dabei haben wir darauf gar keinen Einfluss", beschwert sich Ek. "Wir werden bestraft dafür, einen Weg zu wählen, der nicht nur unserem Selbstverständnis entspricht, sondern der auch der einzige ist, um am Markt bestehen zu können."

Außerdem sei es unmöglich, Spotify über Apples Sprach-Assistentin Siri oder den Home-Button zu starten. "Versuch mal, Siri deinen Lieblingskünstler über Spotify spielen zu lassen - du wirst es nicht schaffen", so Ek.

Das "Absurdeste" aber sei, so Ek, dass Apple seine eigenen Angebote via Push-Benachrichtigungen verschickt, anderen App-Anbietern diese Möglichkeit aber verweigere. Damit verletze Apple seine eigenen Geschäftsbedingungen.

Apple informiert seine Kunden, verwehrt das aber Wettbewerbern

Apple informiert seine Kunden, verwehrt das aber Wettbewerbern

"Dann geh doch!" zählt nicht

Nun könnte man einwenden, dass niemand Spotify zwingt, auf Apple-Geräten vorhanden zu sein. Schließlich gibt es mit Android von Google eine starke Alternative. Diesen Punkt lässt der Spotify-Gründer nicht gelten. "Wir haben kaum eine Wahl", sagt Daniel Ek. Das Betriebssystem iOS mit Apples App-Store sei der einzige Zugang zu Besitzern eines iPhones oder iPads. Und das sind inzwischen immerhin weltweit über eine Milliarde Menschen.

Fazit: Eine Grundsatzfrage

Daniel Ek will die Auseinandersetzung mit Apple als Grundsatzfrage verstanden wissen. "Wir haben die Wahl: Eine Auswahl dominanter Plattformen, die den Rest des Ökosystems besteuern und kleineren Unternehmen die Möglichkeit nehmen, wettbewerbsfähig zu sein, oder: Helfen wir dem Ökosystem!" Die kommenden Jahre seien entscheidend dafür, welchen Weg wir künftig gehen wollen.

„Ist Apples Geschäftsmodell unfair?”


Autor: Rolf Schröter

Rolf Schröter ist Chefredakteur der W&V und interessiert sich nicht nur deshalb prinzipiell für alles Mögliche. Ganz besonders für alles, was mit Design und Auto zu tun hat. Auch, wenn er selbst gar kein Auto besitzt.