
Spotify vs. Apple:
So greift Spotify-Gründer Daniel Ek Apple an: "Schiedsrichter und Spieler in einem"
Vor einer 350-köpfigen Gruppe von Spitzenpolitikern und internationalen Kartellrechtlern bittet Spotify-Gründer Daniel Ek um Beistand gegen Apple. Hier ist Eks Liste der "Bestrafungen" durch Apple.

Foto: Rolf Schröter
„Ist Apples Geschäftsmodell unfair?”
Als Daniel Ek das Podium betritt, sitzen im Publikum unter anderem die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der Vorsitzende der Monopolkommission Achim Wambach und natürlich auch der Gastgeber, Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt: Die Creme des internationalen Kartellrechts.
Ein perfekt zusammengesetztes Publikum also um gegen Apple zu schießen. Daniel Ek ist Gründer und CEO des schwedischen Musikstreamingdienstes Spotify. Und er hat die Schnauze voll von Apples Geschäftspraktiken.
Ek ist clever. Zwei Tage bevor sich die Kartellspezialisten auf der Internationalen Kartellkonferenz in Berlin treffen, reicht er Klage bei der EU-Kommission gegen Apple ein. Sein Vorwurf: Missbrauch von Marktmacht. Dass Ek die Bombe schon kurz vor der Konferenz zündet, war nicht abgesprochen, bringt ihm aber maximale Aufmerksamkeit. Seine 21-minütige Rede vor den Kartell-Granden ist eine Mischung aus Rechtfertigung und Appell. Am Schluss seiner Rede sagt Ek, er sei hier, um Beistand zu erhalten: "I'm here to look for guidance".
Die Ek-Punkte
Drei Empfehlungen gibt Daniel Ek der Anti-Kartell-Gemeinde mit auf den Weg:
- Chancengleichheit: Faire Regeln und Beschränkungen für alle.
- Wahlfreiheit: Echte Auswahl an Bezahlsystemen und keine Abschottung
- Kommunikationsfreiheit: Freie Kommunikation zwischen Anbietern und Konsumenten. App-Stores sollten die Kommunikation zwischen Anbieter und Konsumenten nicht kontrollieren dürfen.
Daniel Ek nimm kein Blatt vor den Mund. Seine Wortwahl ist hart und präzise. Er stellt sich als Opfer von Apples Geschäftspraktiken dar. Er spricht von "Bestrafungen", die nicht nur Spotify träfen, sondern die Anhänger von Spotify. Apples Handeln verletze das Recht. "Es sollte nicht erlaubt sein, Beschränkungen einzuführen, die das Gesetz brechen", so Ek. "Der einzige Zweck" sei es, Wettbewerber schlechter zu stellen. Das verhindere Innovationen und die freie Wahl der Konsumenten.
Internet-Gebühr
Apple fordert von App-Betreibern 30 Prozent Provision. Diesen "revenue share" bezeichnet der Spotify-Chef als "tax for the Internet", also als "Internet-Gebühr. Das führe dazu, dass Spotify diese Kosten an die Konsumenten weitergeben müsse. Die Folge: Während Spotify 12,99 Euro pro Monat kostet, bietet Apple seinen eigenen Musikstreamingdienst für 9,99 Euro an. "Eine Preis-Differenz, die wirklich zählt", so Daniel Ek.
Spotify entschied sich, Apples Bezahlsystem nicht zu nutzen, um die Provision zu umgehen. Das führt dazu, dass Spotify-Nutzer auf ihren iPhones nicht mehr auf Spotify-Premium upgraden können. Sie müssen auf den Desktop ausweichen. Apple lasse es nicht einmal zu, dass Spotify seine Kunden über die App über Upgrade-Möglichkeiten informiere.
"Unsere Kunden sind frustriert und enttäuscht über Spotify, dabei haben wir darauf gar keinen Einfluss", beschwert sich Ek. "Wir werden bestraft dafür, einen Weg zu wählen, der nicht nur unserem Selbstverständnis entspricht, sondern der auch der einzige ist, um am Markt bestehen zu können."
Außerdem sei es unmöglich, Spotify über Apples Sprach-Assistentin Siri oder den Home-Button zu starten. "Versuch mal, Siri deinen Lieblingskünstler über Spotify spielen zu lassen - du wirst es nicht schaffen", so Ek.
Das "Absurdeste" aber sei, so Ek, dass Apple seine eigenen Angebote via Push-Benachrichtigungen verschickt, anderen App-Anbietern diese Möglichkeit aber verweigere. Damit verletze Apple seine eigenen Geschäftsbedingungen.
"Dann geh doch!" zählt nicht
Nun könnte man einwenden, dass niemand Spotify zwingt, auf Apple-Geräten vorhanden zu sein. Schließlich gibt es mit Android von Google eine starke Alternative. Diesen Punkt lässt der Spotify-Gründer nicht gelten. "Wir haben kaum eine Wahl", sagt Daniel Ek. Das Betriebssystem iOS mit Apples App-Store sei der einzige Zugang zu Besitzern eines iPhones oder iPads. Und das sind inzwischen immerhin weltweit über eine Milliarde Menschen.
Fazit: Eine Grundsatzfrage
Daniel Ek will die Auseinandersetzung mit Apple als Grundsatzfrage verstanden wissen. "Wir haben die Wahl: Eine Auswahl dominanter Plattformen, die den Rest des Ökosystems besteuern und kleineren Unternehmen die Möglichkeit nehmen, wettbewerbsfähig zu sein, oder: Helfen wir dem Ökosystem!" Die kommenden Jahre seien entscheidend dafür, welchen Weg wir künftig gehen wollen.