
Video Speed Controller bei Google Chrome:
So gucken Sie Serien schneller
"Breaking Bad" lässt sich auch in 1,6-facher Geschwindigkeit ansehen. "Speed Watching" nutzen immer mehr, um die Serienflut zu bewältigen.

Foto: Screenshot http://tiii.me/
"Speed Watching" ist im Kommen. Will heißen: Wer beim Überangebot in TV und Streaming-Diensten nicht mehr hinterherkommt, guckt die Folgen einfach mit doppelter Geschwindigkeit.
Glaubt man Anleitungen von Könnern, wird das Gehirn dabei schrittweise an die doppelte Abspielgeschwindigkeit gewöhnt. Wer "Gilmore Girls" oder "Westworld" erst mit 1,2-fachem und dann 1,5-fachem Tempo guckt, schafft irgendwann auch das Zweifache oder sogar mehr. Dabei helfen Video-Player wie VLC und Erweiterungen für Internet-Browser wie Google Chrome.
Erfunden haben will die ans "Speed Reading" (Bücher) und "Speed Listening" (Podcasts) angelehnte Methode der frühere Jura-Student Alexander Theoharis. Er sei vor ein paar Jahren versehentlich an eine Taste gekommen, die ein laufendes Video etwas beschleunigt habe, erzählte er der "Seattle Times" 2014. Nun guckt er "Breaking Bad" mit 1,6- und "The Office" mit 2,4-facher Geschwindigkeit und Untertiteln. Er habe einfach wissen wollen, was in diesen Serien passiert, sich wegen der verlorenen Zeit im Studium aber oft schuldig gefühlt.
Der Video Speed Controller beschleunigt das Zuschauen
Für Lernvideos und Online-Vorlesungen mag die Methode praktisch sein. "Modern Family" werde bei doppeltem Tempo sogar lustiger, schreibt die "Washington Post", denn "die Witze kommen schneller und schlagen härter ein". Man müsse auch keine Zeit mehr mit öden Füll-Inhalten verschwenden. Und wer hat schon Zeit, fünf Staffeln "The Wire" in insgesamt zweieinhalb Tagen zu gucken? Die Chrome-Erweiterung "Video Speed Controller" wurde schon mehr als 235.000 Mal heruntergeladen.
Also hasten einige Zuschauer mit doppeltem Tempo durch das Angebot. Der Genuss, ein TV-Kunstwerk in Ruhe zu gucken und die von Regisseur und Drehbuchautor vorgesehenen Pausen, Längen oder Zeitlupen voll auszukosten, mag beim "Speed Watching" flöten gehen. Dafür werde das Leben aber "effizienter", schrieb die "Washington Post" vergangenen Sommer: Vier Folgen "Unbreakable Kimmy Schmidt" passten jetzt in nur eine Stunde. "Es gibt mehr zu gucken als jemals zuvor."
Damit könnte ein Fahrplan für einen ausgedehnten Serientag so aussehen: Die neue Staffel von "Game of Thrones" kombiniert mit Staffel zwei von "Stranger Things". Außerdem natürlich "Fear the Walking Dead" und vielleicht auch "You Are Wanted". "Star Trek: Discovery" und die fünfte Staffel von "Prison Break". Und am Ende ist immer noch Luft für ein paar Runden "BoJack Horseman", "Big Bang Theory" oder zwei, drei "Simpsons"-Klassiker.
An Serien-Nachschub mangelt es nicht
Stoff genug ist da: Wochen voller Serien-Stoff spülen die Produzenten von Kabelsendern wie HBO, CBS und Fox sowie Streaming-Diensten wie Netflix, Amazon und Hulu auf den Markt. 455 Drehbuch-Serien erschienen einer Studie des Senders FX zufolge im Jahr 2016 allein in den USA - im Jahr 2010 gab es nicht einmal halb so viele.
Der Moment des "Peak TV", an dem ein dann übersättigter Serien-Markt schwächelt und die Zahl der Produktionen wieder sinkt, ist noch immer nicht erreicht. Ab zum "Speed Watching"!
W&V Online/dpa