
Recruiting:
So kommt man zu einem Job bei Google
In einem Interview gibt der oberste Google-Personaler Frank Kohl-Boas Einblicke über den ungewöhnlichen Bewerbungsprozess im Konzern.
Google belegt immer die ersten Plätze, sobald es um die beliebtesten Arbeitgeber in Deutschland geht. Allein dieses gute Image ist schon Werbung genug. "Wir betreiben keine Werbung für unsere Arbeitgebermarke", sagt deswegen auch freimütig Personalchef Frank Kohl-Boas im Interview mit der "FAZ".
Der oberste Personaler zuständig für Einstellungen in Zentral-, Nordwest und Osteuropa, hat in dem Interview einen höchst spannenden Einblick gegegeben, wie penibel und mit wie vielen internen Gegenchecks Google beim Recruiting vorgeht. Eine Bewerbung durchläuft im Haus Dutzende von Stationen, bis eine Unterschrift unter dem Vertrag das Arbeitsverhältnis besiegelt. Dabei geht es weniger um Studium und Online-Affintität, als vielmehr um den richtigen Schuss "Googleyness", also die Fähigkeit, sich neuen Herausforderungen anzupassen.
Laut Kohl-Boas werden diese Schritte von allen Bewerbern durchlaufen:
1. Aus den Bewerbungen auf Googles Homepage werden die besten zehn Kandidaten herausgepickt. Die Recruiter klären bei dem ersten Kontakt, was sich ein Bewerber von einem Job bei Google verspricht. Schon da wird gecheckt, wie viel Motivation ein Kandidat mitbringt und wie er in die Kultur von Google hineinpasst.
2. Dann wird ein Kandidat den zuständigen Managern vorgestellt. Dazu muss er durch vier bis fünf Einzelgespräche, die vor Ort oder per Video-Konferenz stattfinden. Hier muss der Bewerber auch unter Beweis stellen, wie komplex und ergebnisorientiert er denken kann, welche Führungseignung und eben wieviel Googleyness er mitbringt.
3. Nur wenn sich alle Manager einig sind, wird der Kandidat auch akzeptiert.
4. Selbst dann ist die Bewerbung noch nicht durch: Ein Komitee, das den Bewerber nicht kennt, prüft das Verfahren und die Kriterien, die zu einer Einstellung führen.
5. Letztendlich werden alle Neueinstellungen in Mountain View gegengezeichnet und - zumindest mal theoretisch - von dem obersten Google-Chef Larry Page genehmigt. Alle neuen Personalakten werden ihm einmal pro Woche vorgelegt.
Laut Personalchef Frank Kohl-Boas liegt das Durchschnittsalter der Mitarbeiter übrigens bei 38 Jahren. Pro Jahr gehen 2,5 Millionen Bewerbungen bei Google ein. Das sagte Michael Korbacher, DACH-Director bei Google Works, auf dem letzten BCP-Kongress.