
Debatte in Dresden:
So lief die Diskussion der AfD mit ARD und ZDF
Das Interesse ist groß, mehr als 300 Gäste verfolgen das Streitgespräch mit den Chefredakteuren von ZDF und ARD-Aktuell, Peter Frey und Kai Gniffke. Das Ergebnis war wenig überraschend.

Foto: ZDF-Mediathek
In einem Streitgespräch mit der AfD haben ARD und ZDF das Recht auf eine freie Berichterstattung verteidigt. "Ich hoffe, wenn wir hier grundsätzlich reden, dann können wir uns darauf verständigen, dass in einem freien Land eine freie und kritische Presse notwendig ist und nicht eine Presse, die eingeschüchtert wird", sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey am Donnerstagabend in Dresden. Zugleich forderte er Politiker der AfD auf, ihr Verhalten gegenüber Journalisten zu ändern. Man müsse nicht nur über Einzelfälle der Kritik reden, sondern auch über den Ton, den "Teile Ihrer Partei der Presse gegenüber anschlagen": "Das gehört zu den Problemen dazu."
An der Podiumsdiskussion unter dem Titel "Medien und Meinung" in der Dresdner Messe nahmen neben Frey auch der Chefredakteur von ARD-aktuell, Kai Gniffke, der AfD-Politiker und Journalist Nicolaus Fest sowie Michael Klonovsky, früher unter anderem Chef vom Dienst beim Nachrichtenmagazin "Focus", teil. Beide kritisierten unter anderem die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks über die jüngsten Ereignisse in Chemnitz, über US-Präsident Donald Trump oder die Silvesternacht 2015 in Köln. Fest warf den Medien unter anderem "Nichtberichterstattung", "Falschberichterstattung" und "voreingenommene Berichterstattung" vor. Wie Klonovsky verlangte er von den Sendern, ein differenzierteres Bild der AfD zu zeigen.
Gniffke und Frey erläuterten die Kriterien journalistischer Arbeit und widersprachen Vorwürfen, ihre Kollegen würden nach Vorgaben von oben berichten. Gniffke verurteilte außerdem Übergriffe von Pegida-Anhängern gegen Journalisten bei Kundgebungen in Dresden.
Nach den Worten des Dresdner AfD-Kreischefs Reinhard Günzel wollte die AfD mit der Veranstaltung einen "Beitrag zur Debattenkultur" liefern. Es gelte zwischen rechts und rechtsextrem zu unterscheiden. Andernfalls fühlten sich Menschen, die auf dem Boden des Grundgesetzes stünden, von der Debatte ausgeschlossen. Frey forderte die AfD auf, ihr eigenes Verhältnis zu Rechtsextremen zu klären: "Sie müssen entscheiden, mit wem sie marschieren und mit wem nicht."
Einige Sätze in der Einladung zu der Veranstaltung lasen sich so, als wolle die AfD Anhänger schon vorher um Zurückhaltung bitten: "Unterschiedliche Positionen sollen daher in sachlicher und nüchterner Atmosphäre diskutiert werden. Wir sind der Überzeugung, dass nur unter diesen Bedingungen die unterschiedlichen Positionen verstanden werden können und Kritik in beide Richtungen angenommen werden kann", hieß es.
Neben Einlasskontrollen achteten die Organisatoren auch darauf, dass keine Glasflaschen mit in den Saal genommen wurden - aus Sicherheitsgründen. Auch wenn es drinnen bei einigen Antworten von Frey und Gniffke gelegentlich etwas lauter wurde, verlief der Abend aber friedlich. Auch die beiden Chefredakteure bekamen mehrmals Applaus. Am Ende bewerteten beide Seiten das Streitgespräch als Beginn eines Dialoges.
Das "Heute-Journal" berichtete so (Link zum 2-Minuten-Beitrag in der ZDF-Mediathek):
(ab 17:18 Min)
Die Debatte im Medien-Spiegel:
Die "Süddeutsche Zeitung" sieht nach wie vor große Differenzen zwischen der den Positionen der AfD und den öffentlich-rechtlichen Journalisten. Deren Äußerungen werden zum Teil mit "höhnischem Gelächter quittiert.
Einen "Propaganda-Erfolg" für die AfD konstatiert die "Hannoversche Allgemeine". Frey und Kniffke seien unterlegen in diesem Auswärtsspiel in Unterzahl.
Lob für Frey, wenig Souveränität bei Kniffke, so sieht es die "Zeit". Frey räumt auch ein, dass die Berichterstattung aus dem Osten differenzierter sein müsse. "Vielleicht haben wir uns auch zu sehr blenden lassen von den guten Entwicklungen im Osten. Vielleicht haben wir die 1990er-Jahre zu unkritisch betrachtet."
am/dpa