Damit sind wir beim eigentlichen Geheimnis, den Menschen. Engagement, Ideen, Entschlossenheit, Leidensfähigkeit -  diese Mixtur sorgt (in täglich wechselndem Mischungsverhältnis) dafür, dass man von außen im besten Fall gar nicht merkt, unter welch speziellen Bedingungen wir gerade arbeiten. In dieser besonderen Situation wirklich gute Arbeit zu machen, das ist nicht selbstverständlich - insbesondere für alle Mütter und Väter, die nicht nur ihre Arbeit schaffen, sondern auch noch die ebenfalls daheim sitzenden Kinder sinnvoll beschäftigen sollen. Ich bin Tag für Tag beeindruckt, wie gut die Truppe das hinkriegt. Das gilt im Übrigen nicht nur für die Redaktion, sondern das ganze Haus. Schließlich wollen wir da sein für unsere Leserinnen und Leser, Kunden und Partner - mit Information, mit Hilfe, mit guten Angeboten und irgendwie auch mit Unterhaltung. Letzteres kann sicher kein Schaden sein. Für uns alle.

#MachenwirdasBestedraus ist unser Motto, daran müssen wir uns auch selbst immer wieder erinnern. Zeitlich ist das Ganze durchaus anspruchsvoll. Zeigt sich bei mir persönlich schon daran, dass es beim Projekt #Streak2020 manchmal ganz schön eng wird, das Training noch vor Mitternacht abzuschließen.

Aber sehen wir es doch einfach so: in hoffentlich nicht allzu entfernten Tagen werden wir auch wieder gemeinsam in der Redaktion sitzen und uns gegenseitig die wildesten Geschichten erzählen können. Wahrscheinlich sind dann sogar unsere Kinder froh, wenn sie wieder in Schule oder Kindergarten dürfen und die Eltern in der Arbeit abgeben können. Na ja, so ähnlich jedenfalls.  

(Holger Schellkopf, Chefredakteur und Mitglied der Geschäftsleitung)

Küchenhappen

cob Homeoffice

Eigentlich liebe ich Home Office. Weit weg von der rauen Welt da draußen und den süßen Ablenkungen im Büro kann ich hier in aller Ruhe meine großen Texte schreiben. Ich fühle mich dann ein bisschen wie Freunde von mir, die sich zum Schreiben ein Sabbatjahr lang in den Vercors zurückgezogen haben. Ein Dasein als Schriftsteller, der sich an einen schönen Ort begibt, um sich gute Gedanken über das Leben der Menschen oder - in meinem Fall - das Leben von Werbern zu machen. Ich genieße das. Ein- bis zweimal im Monat. 

Aber jetzt, da mich die Quarantäne jeden Tag an den Küchentisch zwingt? Erstmal gut, denn ich spare mir die lange Anfahrt an den Rand der Stadt. Und abends kann ich früher ins Yoga, das – keine Sorge – natürlich inzwischen auf Zoom stattfindet. Selbst mein Mann und ich haben eine Lösung gefunden, ein selbstständiger Musiker, der vor allem nachts arbeitet. Wir haben unsere Routinen aufeinander abgestimmt, auch wenn das für mich nun bedeutet, gegen halb drei erst Mittag zu essen, wenn er frühstückt! 

Trotzdem: Der gewohnte Frieden ist bislang nicht eingekehrt, denn je weniger wir Menschen uns sehen, so scheint es, desto größer der Drang nach Kommunikation. Durch alle Poren des virtuellen Körpers schwitzt es Text-, Bild- und Sprachnachrichten. Hier eine neue Gruppe auf What’s App, dort eine auf Skype. Und natürlich rufen ständig Leute an. Keine Werber, die arbeiten ja, nein, Eltern, Verwandte, Freunde - alle wollen wissen, wie die Lage ist und sich mitteilen. Eine französische Tante klagt über die Disziplinlosigkeit ihrer Mitbürger, während sich in Italien für unsere Gesundheit alle einsperren ließen und schickt mir ganze Seiten Textauszüge ihres Lieblingsphilosophen. Das alles ist rührend, bringt in unsere Küche aber leider noch mehr Unruhe als das Hornissennest im Hof, aus dem mir eine Delegation heute Morgen einen freundlichen Besuch abgestattet hat.

So sitze ich, bei alledem, durchaus länger im Home Office als im Büro. Aber gut: Morgen mache ich mir einen Plan, schalte alle Geräte auf Flugmodus, auch wenn längst niemand mehr abhebt bei all dem, was da draußen passiert, und arbeite meine Projekte gefasst und diszipliniert ab – wie früher. Auch Home Office will schließlich gelernt sein.

(Conrad Breyer, Redakteur)

Zwischen gutem Kaffee, Rückenschmerzen und Balkonien

ak Homeoffice

Im Home Office klingelt mein Wecker meistens erst um 8.30 Uhr – und mein Langschläfer-Ich jubiliert. Wenn ich extrem motiviert bin, schiebe ich sogar noch einen schnellen Yoga Flow ein. Okay, bis jetzt nur zweimal passiert. Aber hey, der Wille zählt! Dann geht's direkt an den Laptop, während der Kaffee noch durchläuft. Der schmeckt, mit Verlaub, auch ein wenig besser als im Büro. Soweit, so gut – Home Office ist doch gar nicht mal so schlecht.

Nach circa zwei Stunden merke ich jedoch, dass die Vitra-Stühle von meinen Freund zwar besser aussehen als mein Bürostuhl, aber nicht wirklich fürs lange Sitzen gemacht sind. Kurzer Abstecher auf die Couch. Noch schlimmer. Okay, wenn der Spaß hier noch lange dauert, muss ich mir bald einen guten Physiotherapeuten suchen. Immerhin kriege ich hier schnell einiges weggearbeitet, so ruhig wie es in der leeren Wohnung ist. Zumindest bis auf den Nachbarn ein Stockwerk höher, der scheint sein Wohnzimmer in eine Bowlingbahn umfunktioniert zu haben.

Apropos Ruhe: Mein Telefon klingelt in diesen Tagen auffallend selten. Also falls mir jetzt ein PR-Mensch eine Story verkaufen möchte: It's your chance! Sie hätten meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Obwohl – gleich ist Zeit für die Mittagspause, die ich bei Vogelgezwitscher auf dem Balkon verbringen werde. Und mir hier vielleicht sogar den ersten Sonnenbrand des Jahres hole. #StayTheFuckHome

(Alessa Kästner, Redakteurin)

Wo war noch mal die Pausetaste?

duv Homeoffice

Ich arbeite gern von Zuhause. Dann, wenn ich einen großen Artikel fertig bekommen muss, oder ein längeres Interview ganz in Ruhe führen möchte. Ich bin produktiver und schneller. Und arbeite konzentrierter. Ich mag es leise. 

Aber, und hier liegt das Problem: Ich kann nicht abschalten. Überhaupt nicht. Konnte ich noch nie, und jetzt erst recht nicht.

Was sich sonst irgendwie natürlich ergeben hat, dadurch, dass ich unsere zwei Jungs von Kindergarten und Schule abhole, wir gemeinsam den Nachmittag verbracht haben, bleibt nun aus. Wir drei sind bereits seit zwei Wochen zuhause - eine selbstauferlegte Quarantäne, weil mein Mann als Arzt viel Kontakt zu Erkrankten hat, und wir das Virus auf keinen Fall unbemerkt weitergeben wollen. 

Mein Mann verlässt um 7 Uhr das Haus und kommt erst spät abends zurück, da sitze ich mal wieder, schon wieder, oder immer noch am Schreibtisch. 

Ich finde die Pausetaste einfach nicht, jongliere zwischen den Aufgaben. Da eine Mail, da ein Mathearbeitsblatt, da ein Telefoninterview, da ein verlorener Schneidezahn, da eine Telefonkonferenz, da Spaghetti Carbonara. Und immer wieder Corona. Während andere darüber sprechen, sich zu langweilen, und plötzlich viel mehr Zeit zu haben, läuft sie mir davon.

Die sogenannte Doppelbelastung aus Job und Familie hat sich multipliziert. Und mir fehlt mein Alltag. Der, den ich so oft verflucht habe. Mir fehlt der Anblick, wenn ich morgens das SV-Hochhaus sehe. Mir fehlt die Redaktion der W&V. Meine Kollegen. Wisst ihr eigentlich, wie fantastisch ihr alle seid? Mir fehlen unsere Küchengespräche. Sogar die Diskussionen um die ideale Raumtemperatur. Aber: Die Vorstellung, euch alle da draußen zu wissen, ihr lieben W&Vler, darin vereint, das Beste rauszuholen, trotz all der Widrigkeiten, tut gut. We are in this together. Und nein, ich habe (noch) nichts getrunken.

(Belinda Duvinage, Redakteurin)

Meine selbsternannte Funktion als Head of Social Life

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Von Anfang an habe ich gemerkt: Mir fällt die Decke auf den Kopf, wenn ich nicht auch mal ein paar lustige, skurrile und private Worte mit den Kollegen wechseln kann. Und keiner der Kanäle, die wir benutzen, eignet sich dafür, zwischen Absprachen, Arbeitsaufträgen und Planungen mal eine amüsante Situation aus dem Home-Office zu schildern. Oder sich mal auszukotzen, weil die Technik nicht funktioniert. Vor allem, weil diese neue und für uns ungewohnte Situation einem auch oft skurrile Vorkommnisse beschert. Wir haben zwar alle schon vorher sehr flexibel und teilweise auch viel von daheim aus gearbeitet. Aber erstens waren da die Kinder in der Regel in Kita und Schule und man einsam daheim am Schreibtisch.

Als dann Anfang der Woche meine sechsjährige Tochter mir voller Stolz erzählte, sie habe noch nicht alle Gummibärchen vertilgt, sondern manche davon ans Fenster geklebt, war für mich klar: Schon für mein eigenes Seelenheil brauche ich einen Kanal, in den ich all solche Blüten reinschicken kann. Also habe ich eine WhatsApp-Gruppe gegründet mit dem Namen "W&V Home-Office-Gelaber". Natürlich ist sie freiwillig, aber sie wurde mit Begeisterung angenommen. Und so erfreuen wir uns seitdem neben dem Schreiben, Recherchieren und Telefonieren noch an Fotos vom Arbeitsplatz der anderen, Tipps zur Kinderbetreuung, lustigen Videos und machen Scherze über ganz alltägliche und private Dinge. 

Seit es die Gruppe gibt, geht es mir zumindest ein bisschen besser in der aktuellen Situation. Ich fühle mich wieder als Teil einer Redaktion und bin keine Einzelkämpferin mehr. Und ich lerne die Kollegen teilweise sogar von einer Seite kennen, die ich bisher nicht von ihnen kannte. Immerhin weiß ich jetzt, wie der Kühlschrank unserer Chefin vom Dienst aussieht und dass eine andere Kollegin einen Hund hat.

(Lena Herrmann, Redakteurin)

Mehr Zeit für die Schwiegermutter

mw homeoffice

Als Mann in Unterzahl zu arbeiten, daran bin ich gewöhnt. In der Redaktion teile ich mein Büro gleich mit sechs Kolleginnen. Im Home-Office sind es grade mal vier Frauen. Vor knapp drei Wochen kam die Schwiegermutter aus der Ukraine zu Besuch. Die kann jetzt nicht mehr weg. Die Grenzen sind längst zu. Alle Flugverbindungen eingestellt.

Aber ich kann mich glücklich schätzen. Eine bessere Schwiegermutter könnte ich mir nicht vorstellen. Und mit fünf Personen auf 104 Quadratmetern? Auch das geht. Selbst unter Einhaltung des vorgeschriebenen Mindestabstands.

Im Home-Office zu arbeiten ist definitiv stressiger als in der Redaktion. Auch wenn die Kinder die "Corona-Ferien" ehrlich gesagt ziemlich toll finden. Was mir fehlt? Die 45-minütige Zugfahrt am Abend. Zum Runterkommen. Denn was in der Früh nervt, tut am Abend eigentlich ganz gut.

Außerdem könnte ich im Zug Ukrainisch lernen. 

(Markus Weber, Redakteur)

Die Katze freut es besonders

ph Homeoffice

Habe gestern Abend mit meiner Frau angestoßen: auf die neue Bürogemeinschaft in unserer Wohnung. Und auf gutes Gelingen. Denn nun arbeiten wir beide daheim. Sie im Arbeits- und ich im Wohnzimmer. Nicht in Sicht-, aber in Rufweite.

Ein erstes Resümée: Macht Spaß und ist bei weitem besser, als völlig alleine vor sich hin zu wursteln. War es die ersten Tage relativ ruhig, so klingelt wieder öfter das Telefon. Die erste Schockstarre scheint überwunden. Allenthalben wird überlegt, wie man das Beste aus der Situation machen kann. Und unsere Katze ist happy. Endlich ist das Personal 24/7 verfügbar um Dosen zu knacken, die Verandatüre zu öffnen oder eine kurze Kraulpause einzufordern.

Insofern alles fein. Auch wenn die Kollegen schmerzlich vermisst werden. Nur mein Laptop bereitet Bauchschmerzen. Das Display flackert hin und wieder. Hoffentlich hält er durch. Denn ohne ihn wäre ich richtig aufgeschmissen.

(Peter Hammer, Redakteur)

Genug zu lesen in der Schlussredaktion

fz Homeoffice

Der W&V-Schlussredakteur fühlt sich wie in alten Zeiten: Als ehemaliger Freiberufler hat er einen großen Teil seines Berufslebens am heimischen Schreibtisch verbracht. Die Aussicht geht in den Garten, wo Blaumeisen gerade ihr Nest bauen. Und genug zu lesen gibt’s auch, denn im Arbeitszimmer ist eine Bibliothek untergebracht. Bücher bis zur Decke.

(Franz Adam, Schlussredakteur)

Telefontherapie

VG Homeoffice

So geschniegelt saß ich nur am ersten Tag im Homeoffice - weil die Ansage, zu Hause zu bleiben, erst kam, als ich fast schon auf dem Weg ins Büro war.

Vor vielen Jahren haben wir in einer anderen Redaktion mal einen total abgefahrenen Test gemacht: eine Woche Homeoffice. Die Zeit war der Horror für mich. Mir ist ständig die Decke auf den Kopf gefallen. Unser gemeinsames Fazit damals war: Für längere Zeit ist das nichts. Entsprechend groß war jetzt der Respekt vor wochenlangem Homeoffice ohne Ende. 

Doch ich muss zugeben, nach bisher gut einer Woche empfinde ich es als gar nicht sooo schlimm. Das liegt sicher unter anderem daran, dass ich mir angewöhnt hab, viel mehr zu telefoniere. Im Büro, gebe ich zu, schreibe ich meist schnell ne E-Mail, weil da keiner am Schreibtisch nebenan mithört. Aber jetzt rufe ich die Menschen lieber an, statt ihnen Mails zu schreiben.

Tatsächlich treffe ich am anderen Ende der Leitung fast immer auf andere Heimarbeitende, die Gesprächsbedarf haben und zumindest kurz plaudern wollen. Vielleicht weil sie alle ein bisschen einsam sind. Sicher auch weil es grad so viel Redestoff gibt. Telefonieren ist in Corona-Zeiten meines Erachtens dreifach gut: Man kommt zumindest virtuell unter Leute, man erfährt eine ganze Menge Klatsch, Tratsch und Wichtiges und man knüpft engere Kontakte – auch für die Post-Corona-Ära.

PS: Täglich Laufen zu gehen ist meine zweite Maßnahme gegen Lagerkoller: Vitamin D, Endorphine und Schritte auf dem Fitnesstracker in einem.

(Verena Gründel, Mitglied der Chefredaktion)

Bestechung fürs glückliche Home Office

kri Homeoffice

Eigentlich sind meine zwei Jungs brav. Sie sind halt wild und laut, können aber auch gemeinsam ruhig spielen. Außer Mama hat Telko oder muss was schreiben. Pünktlich dann wird gestritten, gekämpft, geheult und gepetzt. Oder getrauert, dass Mama und Papa nicht mitspielen. Nun hat mein großer Fünfjähriger etwas Essenzielles herausgefunden. Voller Überzeugung vertraut er mir an: „Weißt du, Mama, ich kenne einen Trick. Wenn wir Schmarrn machen, dürfen wir iPad spielen.“ Und so ist es. Manchmal. Immer öfter. Aber was soll’s! In diesen Tagen können wir getrost auf konsequente erzieherische Maßnahmen verzichten. Es darf auch bestochen werden. Mit Fernsehen, Süßigkeiten und Verkleidungspartys. Hauptsache jeder ist happy im Homeoffice. 

Gut ist, dass wir einen Garten haben. Da trifft man zwar auch Nachbarn, aber die Vermeidung jedes einzelnen sozialen Kontaktes lässt sich mit Kindern ohnehin schwer umsetzen. So können die Kids immerhin mit ein paar wenigen Gleichaltrigen toben. Und die Eltern kommen kurz an die frische Luft. Es bleibt bei den immer gleichen wenigen Kontakten, was in den „Quarantäne-Wochen“ ja wichtig ist. Das empfinden eigentlich alle im Haus so. Ein Nachbar sieht das anders. Er will, dass jeder nur zu bestimmte Zeiten den Garten nutzt, dass man sich ja nicht begegnet. Dabei hat er auch zwei Kinder. Aber auch einen Acht-Stunden-Babysitter. Kann und muss man sich und die Kinder wirklich wochenlang gänzlich abschotten?

(Katrin Ried, Redakteurin)

Business as usual? Fehlanzeige

am Homeoffice

In Sachen Home Office bin ich ein alter Hase, seit 2011 hatte ich immer wieder Phasen, in denen ich zum Teil monatelang im Home Office war - und es hat erstaunlich gut geklappt. Damals war ich allerdings Projektverantwortliche und hatte jeweils mit einem Bildredaktion- und Grafik-Kollegen zu tun. Unsere Arbeitsmethoden waren zum Teil improvisiert - Bilder und Dokumente haben wir über die GMX-Cloud ausgetauscht.

Anders dagegen heute: vor lauter Slack, Microsoft Teams, WhatsApp, Mail weiß ich gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Dazu ist der Koordinationsbedarf heute als Teil der Online-Newsredaktion weitaus größer. Aber #MachenWirDasBesteDraus! Dazu tragen nicht zuletzt die Kollegen mit ihren Kinder- und Katzenbildern und die hilfsbereiten Nachbarn bei.

(Annette Mattgey, Redakteurin)

Zwischen Laptop, Einhorn und Bügelperlen

sg Homeoffice

Ja, es ist anstrengend. Mein Mann und ich sind beide im Home-Office und wechseln uns mit der Kinderbetreuung ab. Ich beginne meistens schon um sieben in der Früh, das ist ohnehin meine produktivste Zeit. Dann nochmal zwei drei Stünden zwischendurch. Und der Rest: am Abend. 

Feierabend? Gibt es nicht. Einen freien Tag in der Woche? Auch nicht mehr. Putzen? Nur noch das Nötigste! Und Sport? Wann soll ich denn bitte das noch machen?

Ich habe keine Ahnung, wie wir das überstehen sollen, könnte man denken. Denke ich aber nicht.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir – von den wirtschaftlichen Schäden abgesehen - alle gestärkt aus dieser Krise herausgehen werden. Die Kollegen, obwohl räumlich getrennt, empfinde ich als viel nahbarer als vorher. Wir sind virtuell verbunden. Ich kenne jetzt Christianes Hund; ich weiß, wie Christophs Wohnung ausschaut; welchen Wein Verena abends trinkt, kenne die Geschichten von Belindas und Katrins Kindern. Das mag ich.

Tja, und von meinen eigenen Kindern bin ich überrascht. Klar läuft nicht alles rund, es passieren andauernd lustige Dinge. Vorgestern etwa hat sich Matilda (4 Jahre alt) als Einhorn verkleidet in die Videokonferenz meines Mannes geschlichen. Hannes (2 Jahre) hat vorhin, während ich mit einer freien Autorin telefonierte, sämtliche Bügelperlen, die wir besitzen, in der Wohnung verteilt.

Aber: Jeden zweiten Tag etwa haben mein Mann und ich beide gleichzeitig eine Telefonkonferenz. Matilda und Hannes kneten, malen oder stempeln in dieser Zeit. Eine Stunde lang, ohne zu meckern! Das ist großartig. Und am Ende hält sich der Kleine meistens ein Stück Knete oder einen Legoklotz ans Ohr und flüstert mir zu: „Hannes auch arbeiten.“ Auch das ist solidarisch.

(Stephanie Gruber, Textchefin)

Glücklich im Rudel

ct Homeoffice

Ich bin Home-Office-erprobt, schon seit einigen Jahren. Dennoch fühlt es sich jetzt komplett anders an als wie sonst zu Hause zu arbeiten, wenn ich möglichst ungestört irgendetwas fertigmachen wollte. Freiwillig – statt wie jetzt verordnet, und das auf unbestimmte Zeit. Apropos „ungestört“. Unser Zuhause ist mittlerweile ein Working-Hotspot. Ich bin nicht mehr allein, mein Mann macht ebenfalls teilweise Home Office. Und unsere Tochter auch. Eigentlich.

Die Schule hat ein mehr als umfassendes Aufgabenpaket zusammengestellt – aber wie man Pubertiers motiviert, von Slow Motion in den Matheistzuhauseerstrichtigschön-Modus zu kommen, steht nicht dabei. So versuchen wir uns gegenseitig zu motivieren und uns gleichzeitig aus dem Weg zu gehen. Nicht einfach, wenn man nicht mal eben vom Ost- in den Westflügel wechseln kann. Mitunter hängt der Haussegen schief, aber wir sind mehr denn je froh, uns zu haben.

Einer freut sich ganz besonders: unser Hund – endlich ist (Grüße an dieser Stelle an die Katze des Kollegen Peter Hammer) das Rudel ohne Unterbrechungen zusammen. Wir merken aber auch, wie privilegiert es ist, einen Job zu haben, in dem man überhaupt zu Hause arbeiten zu kann! Und ich verstehe endlich meine Tochter, warum man ohne Whatsapp und Co nicht leben kann - gerade jetzt tut es gut, sich zumindest so mit Familie, Freunden, Kollegen (DANKE für die coole Gruppe!) austauschen zu können.

(Christiane Treckmann, Redaktionsleiterin)

Was für ein Spaß

ko HOmeoffice

Herrlich, wenn die Teenager kommen und einen vor dem Laptop ermahnen. "Mama setz dich doch mal ordentlich hin! Du hast überhaupt keine Arbeitshaltung!". 

Dabei sitze ich doch ohnehin aufrecht - Bandscheibenbedingt – noch dazu frisch geduscht, frisiert und Ausgehfertig. Nur kein Schlendrian. Auch nicht im Homeoffice.

Was sich erst super angehört hat - zuhause, nicht mit dem Rad den Berg hochquälen, eine halbe Stunde länger schlafen und bei offenem Fenster sich aufs Schreiben konzentrieren – entpuppt sich zunehmend als Herausforderung.

Die Software funktioniert nicht auf dem, zugegebenermaßen, recht betagten Laptop, die halbwüchsigen Kinder lieben Ansprache und der Tag beginnt und endet vor dem Laptop und zwar nicht zu den Büroöffnungszeiten. Denn schließlich findet ja nebenan auch noch Schule statt. 8 und 11 Klasse. Schon mal was von Asymptoten oder Mitose und Meiose gehört? Die Lernplattform Mebis versorgt die Eleven mit ständigem Nachschub. Der muss dann natürlich seitenweise ausgedruckt werden. Nur dass der Drucker nur mit dem väterlichen Mac kompatibel ist. Also die Dokumente heruntergeladen und an den Mac geschickt. Warum einfach, wenn’s auch umständlich geht.

Dafür lässt uns der Münchner Wohnungsmarkt schön zusammenrücken.  An das Wohnschlafarbeitszimmer grenzt glücklicherweise gleich die Küche an. Da ist es doch ein Leichtes nebenher noch Kochanweisungen zu geben – besonders wenn sie zum ersten Mal kochen die Teenager. Immerhin gibt es nicht nur Tütensuppe, wie der Sohn anfangs angekündigt hat.

Alles in allem, ein Heidenspaß. Darauf ein Alkoholfreies – ist ja Fastenzeit.

(Katrin Otto, Redakteurin)

Wir sind drin

Redakteure im Home Office

"Judith, jetzt bin ich drin" - mein erklärter Lieblingssatz. Bobele wäre stolz auf uns! "Judith, ich flog gerade raus", höre ich zwar nicht so gern, doch die Erfahrung zeigt: kein Grund zur Panik, keine Hektik bitte, das legt sich wieder. Schluss mit dem Gedöns um Zugänge, Bildschirme und Kabel…

Zugegeben,  VPN-Leitungen sind langsam und häufig überlastet. Statt InDesign nur mit InCopy zu arbeiten ist lästig, statt Photoshop eventuell nur IrfanView zu nutzen, statt auf zwei große Bildschirme eventuell nur einen kleinen, unkalibrierten zu schauen, einfach nervig. 

Aber: Redakteure, Webmaster, Art-Direktor, Grafik und Bildredaktion sitzen zwar nicht mehr Tür an Tür, aber kooperieren prima von zuhause aus und produzieren frei Haus. Mitarbeiter und Chef alle sind erreichbar. Die Leitungen laufen heiß: Per Telko, Mail, Handy oder der Kollegen-Whatsapp-Gruppe "Home Office-Gelaber" sind wir ständig verbunden, halten trotz räumlicher Distanz intensiven Kontakt. 

Mittendrin gehen private Calls von Family & Co. über den Äther.

Nach dem Spaziergang am Mittag: weiter mit den Infos und PMs - gefühlt tausend Emails checken… Tun mir nachmittags die Ohren weh, nochmal Pause und einen doppelten Vanille-Latte. Den reicht meine bessere Hälfte zwischen den Bildschirmen – natürlich mit braunem Rohrzucker und einer Prise Zimt. Der private Service schlägt den Firmen-Barista bei weitem.

Kurz vor sieben stelle ich den Rechner an, und kurz vor sieben aus – dann ziehe ich mit Handy und Pad aufs Sofa um. Statt Netflix und Amazon Prime jetzt "Heute Journal", "Tagesschau" und alle Sondersendungen – in einer Woche bin ich vom Serienjunkie zum Newsfreak mutiert. Doch nach all den düsteren Facts dürstet es mich nach Fiction. Alte Gewohnheiten sitzen tief. Ist noch eine Leitung frei? – Na, klar. Ein paar Clicks und Disney+ ist vorbestellt.

Nix passiert

mp Homeoffice

Es ist aktuell so: Ich sitze und schreibe. Zwischendrin Kaffee. Und bleibe schön drin. That’s it.

(Manuela Pauker, Redakteurin)


Lena Herrmann
Autor: Lena Herrmann

hat bei der W&V ihr journalistisches Handwerkszeug gelernt und dort viele Jahre lang hauptsächlich markenstrategische Themen verantwortet, bevor sie sich als freiberufliche Journalistin und Podcast-Redakteurin selbstständig gemacht hat. Zudem hat sie die Podcast-Formate der W&V maßgeblich entwickelt und betreut. Sie ist Podcast-Host und steht regelmäßig als Moderatorin auf der Bühne.