
Neue TV-Saison:
So will RTL Zeichen setzen
Große Namen wie Jauch und Gottschalk bleiben bei RTL, neue Fiction-Stoffe kommen ins Programm, eine "Top Gear"-Adaption ist geplant. Der Groll gilt ARD und ZDF.
RTL und Quizmaster Günther Jauch bleiben sich bis mindestens Ende 2016 treu. "Wir haben das gesamte nächste Jahr bereits mit ihm geplant", sagte RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann der "dpa" im Vorfeld der Jahrespressekonferenz in Hamburg. Bei der ARD hört der 59-jährige Jauch, der für RTL hauptsächlich den Klassiker "Wer wird Millionär?" moderiert, Ende dieses Jahres mit seinem Polittalk auf. Mit Jauchs Kollege Thomas Gottschalk, seit bald zwei Jahren bei RTL im Geschäft, werde gerade verhandelt. "Wir arbeiten an konkreten, neuen Projekten mit ihm und freuen uns auf weitere Folgen von "Die zwei - Gottschalk & Jauch gegen alle"", sagte Hoffmann über die RTL-Zukunft des 65-Jährigen. Entertainer Stefan Raab, der sich zum Jahresende von ProSieben trennt, ist derzeit keine Option für den Kölner Privatsender. "Ich kann nicht sagen, warum Stefan Raab aufgehört hat. Es wird aber nicht das primäre Ziel gewesen sein, bei RTL zu landen. Davon müssten wir dann ja wissen."
Im Programm wolle RTL "Events schaffen und Themen setzen, die bewegen und über die man spricht", kündigte Hoffmann weiter an. Am 26. November startet die achtteilige Spionageserie "Deutschland 83", die als erste deutsche Serie ihre TV-Premiere in den USA hatte und bei RTL nun immer donnerstags in Doppelfolgen ausgestrahlt wird. Die Produktion des Films "Die Turnschuhgiganten" über die Geschichte der Gebrüder Dassler, die die Weltkonzerne Adidas und Puma aufbauten, hat begonnen, der Drehbeginn des Dramas über den Untergang der "Costa Concordia" stehe unmittelbar bevor.
Hoffmann räumte ein, dass es auf dem Sektor Show Nachholbedarf gebe. Seit der ProSiebenSat.1-Musikshow "The Voice" habe es kein erfolgreiches Showformat gegeben, sagte der Geschäftsführer. Neu sind nun unter anderem bei RTL "Die große Hypnoseshow", auch die Quizreihe "500 Questions", Tanzexperte Joachim Llambi nimmt in "Der Reisechecker" den Urlaub unter die Lupe. Mirja Boes lädt zur Sendung "Der Nächste, bitte! Mirjas Sprechstunde". Acht neue Bühnenprogramme, unter anderem mit Atze Schröder, Bülent Ceylan, Carolin Kebekus, Eckart von Hirschhausen und Dieter Nuhr, sind für die neue Saison bei RTL vorgesehen. Geplant ist auch eine deutsche Adaption der BBC-Show "Top Gear". Und: Die "Die Puppenstars" kommen - Amateure sollen darin Deutschlands bekanntesten Puppenspieler, Martin Reinl, mit ihren Handpuppen überzeugen.
Was RTL wurmt: Der teure Wettbewerb mit ARD und ZDF auf dem Markt der Sportrechte. RTL überträgt die Qualifikationsspiele der Fußball-Nationalmannschaft für die EM und die WM mit großem Erfolg, liebäugelt aber auch mit den Bundesligarechten. "Manchmal träumen wir gern auch mal, neigen aber am Ende zu Realismus", sagte Hoffmann. "Der Wettbewerb mit den Öffentlich-Rechtlichen um Sportrechte, die mal eben eine Milliarde Euro an Bedarf in diesem Bereich anmelden, ist kein Wettbewerb, sondern eine Farce."
Auf die immer härter werdende Konkurrenz durch mehr TV-Sender und Streamingdienste angesprochen, antwortet Hoffmann so:
"Es steht außer Frage, dass Fernsehen das Massenmedium bleiben wird, aber klar ist auch, dass alle großen Sender an Reichweite verloren haben, während unzählige kleine zulegen. So war die Entwicklung in den USA und so ist sie bei uns. Trotzdem: Wenn Sie sich mal alle Sendungen anschauen mit fünf Millionen Zuschauern und mehr, die durch Werbung unterbrochen werden, dann taucht in dieser Top 50 allein RTL auf mit Spitzenwerten von zwölf Millionen Zuschauern. Die ganz großen Lagerfeuer werden zwar seltener, aber dadurch immer wertvoller."
dpa/ps