Sie wollen also nicht die Selbstdarsteller, sondern die Arbeitstiere?

Nein, ich habe nichts gegen Selbstdarsteller, bin ja auch einer. Aber wir fahren besser, wenn wir Menschen ins Team holen, die auch andere Dinge jenseits von Social Media gut können. In einer Agentur sollten sich die Mitarbeiter selbst nicht wichtiger nehmen als die Kunden. Wir können natürlich über Personenmarken sprechen. Aber wenn diese größer werden als die Kundenmarken, dann haben wir ein Problem. Denn die Aufgabe von Agenturen ist es, die Kunden auf den Sockel zu heben.

Werden aber von Kunden diese Personenmarken nicht auch verlangt?

Bei Kunden, die das wollten, mussten wir ganz oft hinterher aufräumen. Die stellen zum Beispiel fest, dass die Ein-Personen-Agentur zwar viel verspricht, es dann aber bei der Umsetzung hapert. Da muss hinterher oft die Strategie noch etwas glattgezogen werden. Wir haben in letzter Zeit Leute eingestellt, die vor allem auch etws anderes können. Eine Mitarbeiterin hat zum Beispiel einen schönen Blog zum Thema Essen und hat in diesem Feld eine gewisse Anerkennung. Das ist mir lieber als ein Blogger, der über Food-Blogs bloggt.

Ist ein eigener Blog oder eine bestimmte Social-Media-Reichweite bei Ihnen Voraussetzung?

Das setzen wir nicht voraus, aber ich bin mir sicher, dass heute niemand mehr einen Job in der Kommunikationsbranche bekommt, der sich nicht sicher und souverän im Social Web bewegen kann. Aber solche Leute begegnen uns auch gar nicht mehr, vielleicht bewerben sie sich einfach nicht bei uns. Letztlich ist Social Media aber heute echt kein Unterscheidungsmerkmal mehr.


Franziska Mozart
Autor: Franziska Mozart

Franziska Mozart berichtet seit vielen Jahren über die Marketing- und Medien-Branche. Die freie Journalistin beschäftigt sich am liebsten mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung und am allerliebsten mit der Schnittstelle dieser beiden Bereiche. Für die W&V ist sie regelmäßig als Nachrichtenchefin tätig und betreut den Green CMO Award sowie den Deutschen Mediapreis betreut. Sie gilt als Expertin zum Thema Nachhaltigkeitsmarketing und ist Co-Autorin des Buches "Superpower Sustainable Marketing".