Die Werbekundschaft ist jedenfalls not amused: "Mit Programmsponsoring werden wichtige Konsumentengruppen in qualitativ hochwertigen Programmumfeldern der öffentlich-rechtlichen Sender erreicht, die über private Sender nicht oder in nur unzureichender Weise angesprochen werden können", erklärt OWM-Geschäftsführer Joachim Schütz. Durch die neuen Beschränkungen ginge "diese Konsumentengruppen den werbenden Unternehmen verloren...mit entsprechend negativen Folgen für die werbliche Kommunikation dieser Unternehmen und damit auch deren wirtschaftlicher Entwicklung."

Vor allem "Tatort"-Sponsor Krombacher zeigt sich verschnupft. "Tatort und Krombacher gehören einfach zusammen", findet Pressechef Franz-Josef Weihrauch. Das Presenting des "Tatorts" sei "eine von den Zuschauern auf breiter Basis akzeptierte Werbeform". Sollte die Neuregelung in Kraft treten, ginge nach Brauerei-Angaben das längste Presenting der TV-Geschichte zu Ende. Krombacher präsentiert den "Tatort" im Ersten seit dem 27. März 1995.

ARD und ZDF bleibt das Sponsoring bei großen Sportereignissen wie Fußball-WM, Olympia oder auch EM. Die Länder haben schon vor Jahren die Befürchtung geäußert, dass ein Bann bei diesen kostenintensiven Programmpunkten die TV-Zukunft wichtiger Sportevents gefährden könnte. Fraglich ist, ob "große Sportereignisse" auch "Das aktuelle Sportstudio" samstags nach 22 Uhr im ZDF umfasst. Die "Sportschau" in der ARD liegt mit der Sendezeit am Samstag weit vor 20 Uhr außerhalb der Bannmeile.

Der Sponsoring-Ausfall kann jedenfalls durch den Modellwechsel hin zur Haushaltsabgabe kompensiert werden; immerhin muss künftig jeder Haushalt weiterhin 17,98 Euro pro Monat bezahlen. Damit erhöhen sich Zahl der Gebührenpflichtigen und auch die Einnahmen von derzeit knapp 7,3 Milliarden könnten in etwa gleich oder leicht höher ausfallen. Die Gebührenkommission KEF muss noch rechnen. Ausnahmen sind weiterhin möglich, aber nur bei "ersichtlicher Empfangsunfähigkeit“. Die Werbeeinnahmen der Öffentlich-Rechtlichen dagegen bleiben. Sie können weiter ins Programm gesteckt werden. Zur Orientierung: Im Jahre 2009 haben die Nettoumsätze beim ARD-Werbefernsehen bei 157 Millionen und im ARD-Werbefunk bei 186 Millionen Euro gelegen. Sponsoring macht dabei einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag aus.

ps/sg