
Flugzeugabsturz von Thomas Wagner:
Staatsanwaltschaft wehrt sich gegen Unister-Vorwürfe
Der Tod von Thomas Wagner führt zu Unstimmigkeiten zwischen Unister und Anklagebehörde: Das Unternehmen hegt offensichtlich Zweifel an der Objektivität der Staatsanwälte.

Foto: Unister
Die Sächsische Generalstaatsanwaltschaft hat Zweifel an der Objektivität der Staatsanwälte im Fall des insolventen Leipziger Internetunternehmens Unister zurückgewiesen. Generell seien Staatsanwälte verpflichtet, bei der Aufklärung von Straftaten objektiv vorzugehen, sagte der Sprecher der obersten sächsischen Anklagebehörde am Montag in Dresden. "Das gilt zugunsten und zulasten der Beteiligten."
Laut "Leipziger Volkszeitung" (LVZ) wird bei Unister bemängelt, dass die bei der Generalstaatsanwaltschaft angegliederte Integrierte Ermittlungseinheit Sachsen (Ines) im Zusammenhang mit dem tödlichen Flugzeugabsturz der beiden Unister-Gesellschafter Thomas Wagner und Oliver Schilling eingeschaltet wurde. Diese Einheit ist auch im laufenden Verfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und des unerlaubten Betreibens von Versicherungsgeschäften durch Unister tätig.
Im Rahmen der Untersuchungen der Todesumstände von Unister-Gründer Thomas Wagner könnten die Ermittler auch an Dokumente gelangen, die zur Verteidigungsstrategie des Unternehmens vor dem Landgericht gehörten, schrieb die "LVZ" unter Berufung auf Unister-Insider. Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein bestätigte, dass dieselben Staatsanwälte auch mit den aktuellen Ermittlungen befasst seien. Er habe aber keinen Grund, an ihrer Objektivität zu zweifeln. An eine Abgabe der Ermittlungen an andere Staatsanwälte werde nicht gedacht.
Am Wochenende hatte "Bild am Sonntag" berichtet, dass allein die Muttergesellschaft Unister 40 Millionen Euro Schuld habe. Als einen Gläubiger nennt das Blatt Google. Unister stehe bei dem Internetkonzern mit 10 Millionen Euro in der Kreide.
Auch anderthalb Wochen nach dem Flugzeugabsturz in Slowenien steht der DNA-Beweis für den Tod der Unister-Gesellschafter Wagner und Schilling noch aus. Das Institut für Forensische Medizin in Ljubljana warte immer noch auf biologisches Material für einen Abgleich, teilte die Polizei in Nova Gorica am Montag mit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Leipzig wurden DNA-Proben der Gründer des Leipziger Internetkonzerns in digitaler Form an die slowenischen Behörden übermittelt.
Das Landeskriminalamt habe DNA-Material der mutmaßlichen Opfer sicherstellen und auswerten können. Die Ergebnisse seien in digitaler Form an das Bundeskriminalamt weitergegeben und von dort an die Behörden in Slowenien übermittelt worden, sagte Jana Friedrich, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Erst wenn der Abgleich positiv ausfalle, werde ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren eingeleitet. "Dabei geht es auch um ein mögliches Fremdverschulden."
"Wir haben keine begründbaren Zweifel, dass es sich bei den Toten um Wagner und Schilling handelt", sagte der Sprecher der Sächsischen Generalstaatsanwaltschaft, Wolfgang Klein. Dennoch sei es entscheidend für den Fortgang der Ermittlungen, dass die Identität der Toten endgültig geklärt sei. Nach slowenischen Angaben steht bisher nur die Identität des 73-jährigen Piloten zweifelsfrei fest. Einzelheiten wollte die Polizei aber nicht nennen.
Bei dem Absturz der einmotorigen Maschine in einem Waldgebiet im Westen Sloweniens waren alle vier Insassen ums Leben gekommen. Neben Wagner, Schilling und dem Piloten soll noch ein weiterer 65-jähriger Deutscher an Bord gewesen sein. Sie befanden sich auf dem Rückflug von Venedig nach Leipzig. Wagner soll in der Lagunenstadt bei einem Treffen mit einem vermeintlichen Investor um gut eine Million Euro betrogen worden sein.
Die Absturzursache steht laut Generalstaatsanwaltschaft ebenfalls noch nicht endgültig fest. "Wir haben aber keine Hinweise darauf, dass es kein Unglück gewesen sein könnte." (dpa)