So kündigte Müller an, dass die rein batteriebetriebenen Fahrzeuge des Konzerns im Jahr 2025 "rund 20 bis 25 Prozent" vom dann erzielten Gesamtabsatz ausmachen sollen. Der Konzern wolle zum "weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilität" werden. Mehr als 30 neue E-Fahrzeuge plant Volkswagen bis 2015. Angepeiltes jährliches Absatzziel: zwei bis drei Millionen Fahrzeuge.

Volkswagen will außerdem massiv in die Bereiche Batterietechnologie, Digitalisierung, autonomes Fahren und künstliche Intelligenz investieren. Der gesamte Konzern soll für "das neue Zeitalter der Mobilität" umgebaut werden. Dafür sind bis 2025 Investitionen im zweistelligen Milliardenbereich geplant, finanziert durch "konzernweite Effizienzsteigerungen und Portfolio-Optimierung". Müller: "Wir müssen überflüssige Pfunde abtrainieren und zusätzlich Muskeln aufbauen".

"Die technologischen Megatrends stellen traditionelle Geschäftsmodelle in Frage, auch weil sich mit ihnen die Kundenbedürfnisse massiv verändern", sagte Müller. Bei den Mobilitätsdienstleistungen geht es etwa um mehr miteinander vernetzte Fahrzeuge, mehr individuelle Mobilität und mehr Geschäfte mit IT und Software. Um das neue Geschäftsfeld auszubauen, plant Volkswagen den Aufbau eigener Angebote und Zukäufe. 

Eine Beteiligung am Fahrdienst-Vermittler und Uber-Rivalen Gett mit 267 Millionen Dollar soll den Weg in das Geschäft ebnen. Sie werde der "Nukleus für den Ausbau", sagte Müller. "Um diesen Kern werden wir in den nächsten Jahren in rascher Folge weitere Dienste wie Robotaxis, Carsharing oder Transport-On-Demand gruppieren." Dabei ziele man auf Privat- wie auf Geschäftskunden. 1000 weitere Software-Spezialisten will Volkswagen dazu einstellen. Angepeilt ist mit den neuen Mobilitätsservices bis 2025 ein Umsatz in "subtanzieller Milliardenhöhe". Hauptsitz der neuen Einheit werde Berlin sein, der Konzern hatte bereits Ende April die Gründung einer eigenständigen Tochterfirma angekündigt. 

Man werde den Markt für Mobilitätsdienste sorgfältig analysieren - aber auch "nicht jedem Trend hinterher laufen", so Müller. Der gesamten Autobranche würden digitale Dienstleistungen enorme Einnahmemöglichkeiten bieten, sagte der VW-Chef. "Wir glauben, dass das ein Profit-Tool ist, das vielleicht im Jahr 2025 ein Potenzial von 35 oder mehr Milliarden Euro hat." 

Der VW-Konzern liebäugelt auch mit einer eigenen Fabrik für Batteriezellen. "Allein für die Ausstattung unserer eigenen E-Flotte benötigen wir bis 2025 eine Batteriekapazität in einer Größenordnung von 150 Gigawattstunden - was zugleich ein gewaltiges Beschaffungsvolumen repräsentieren würde", sagt der Konzernchef. "Die wirtschaftliche Bedeutung des Themas liegt also klar auf der Hand. Und die technologische Kompetenz stünde dem Volkswagen-Konzern ohne Zweifel gut zu Gesicht." Müller kündigte an: "Wir werden alle strategischen Optionen gründlich prüfen."

Um den Umbau finanziell stemmen zu können, müsse Volkswagen profitabler werden. "Wir müssen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette, in allen Marken und Bereichen effizienter werden." VW liege derzeit bei wesentlichen Kennzahlen zum Teil deutlich hinter den Besten der Branche. "Das kann und das wird so nicht bleiben." Dazu beitragen solle auch ein "Zukunftspakt", über den derzeit zwischen Management und Betriebsrat verhandelt wird. Vor allem die Konzern-Kernmarke VW mit Modellen wie dem Golf und dem Passat ist ertragsschwach.

Mit Blick auf den Abgas-Skandal sagte Müller, die Bereitschaft für Veränderungen im Konzern sei deutlich gewachsen. Der Skandal habe auch Schwachstellen aufgedeckt, sagte Müller: "Die Stichworte lauten hier vor allem: Struktur, Kultur und Effizienz." Volkswagen wolle die "Mobilität für künftige Generationen maßgeblich mitgestalten", so der Vorstandsvorsitzende. "Voraussetzung dafür ist, dass wir – nach dem schweren Schlag durch die Dieselthematik – aus den gemachten Fehlern lernen, Defizite beheben und eine offene, werteorientierte, auf Integrität aufbauende Unternehmenskultur bei uns etablieren." (fs/dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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