
Studie: Darum klingelt bei Burda und Springer die Online-Kasse
Online-Aktivitäten und digitale Erlöse von Verlagshäusern und privaten TV-Sendern nehmen laut der Strategieberatung OC&C massiv zu. Neuerdings sehr aktiv: DuMont.
Wenn Print nicht mehr so gut läuft, dann wird eben online investiert. Das gilt vor allem für die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck-Verlag. Sie zeigt sich mit 31 neuen Beteiligungen seit 2009 "besonders investitionsfreudig", wie es in einer Analyse der internationalen Strategieberatung OC&C Strategy Consultants heißt. Sie hat bereits zum vierten Mal die Online-Aktivitäten großer Verlagsgruppen und privater TV-Sender in Deutschland analysiert. Burda und Springer weisen dabei den prozentual höchsten Online-Umsatz aus. Die machen mittlerweile 35 Prozent (Burda) beziehungsweise 25 Prozent (Springer) des Umsatzes mit Onlinegeschäften. Damit liegen die Verlagshäuser im internationalen Vergleich auf den vorderen Plätzen - und das obwohl Hubert Burda noch vor zwei Jahren das Online-Engagement mit hauseigenen Seiten mit den Worten "lousy pennies" abtat. Branchenprimus war zuletzt die Guardian Media Group aus Großbritannien - mit einem Online-Anteil von 41 Prozent des Umsatzes.
Vor allem eigenständige Online-Aktivitäten außerhalb des Kernbereichs der Unternehmen sind durchleuchtet worden. Sie haben – im Vergleich zu den Vorjahren - erneut zugelegt. "Mittlerweile kommen die betrachteten Medienunternehmen auf insgesamt 281 Beteiligungen und Neugründungen im digitalen Bereich. Insbesondere die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck hat das Onlinegeschäft zwischen 2009 und 2011 mit 31 zusätzlichen Beteiligungen (bei 25 Abgängen) neu strukturiert und ausgeweitet", teilt OC&C am Donnerstag mit.
In diesem Zeitraum gehen damit ein Drittel aller Online-Aktivitäten auf das Konto der Stuttgarter. Auch der Springer-Verlag hat sein Portfolio mit 13 Zugängen - bei vier Verkäufen - ausgebaut. Burda sowie Gruner+ Jahr haben den Bestand mit jeweils elf Zugängen aufgefrischt - bei neun und drei Ausstiegen — dies jedoch mit unterschiedlichen Strategien: "Während Burda über Beteiligungen aktiv war, hat Gruner+Jahr vornehmlich auf digitale Eigengründungen gesetzt", so die Analyse. Interessant: Neben den überregionalen Platzhirschen haben erstmals regionale Verlage ihre Online-Portfolios bedeutend erweitert. Mit elf Investitionen des Tochterunternehmens DuMont Ventures ist DuMont Schauberg mit Ambitionen im Onlinegeschäft aufgefallen.
Aufallend: Während Verlage auf e-Commerce und lokale Plattformen bei ihren Web-Investitionen setzen, konzentrieren sich TV-Sender auf Gaming und Entertainment. Insbesondere Springer, Holtzbrinck und DuMont besetzen den Bereich der lokalen Suche mit insgesamt sieben Neuinvestitionen - Lieferplattformen (lieferheld.de, lieferando.de) und lokale Angebotsseiten (kaufda.de, friendticker.de). Holtzbrinck und Springer waren darüber hinaus im Rubriken-Segment aktiv und haben in Beteiligungen aus den Bereichen Automobile, Immobilien, Job und Matching investiert (autoda.de, edarling.de, jobanova.de). Springer ist mit der Akquisition des französischen Immobilienportals SeLoger für 600 Millionen Euro dabei auch im Ausland tätig geworden.
ProSiebenSat.1 dagegen setzt mit der Übernahme von Alaplaya und weiteren, zum Spieleanbieter burda:ic gehörenden Gaming-Plattformen, auf das schnell wachsenden Spiele-Segment. Die RTL-Gruppe versucht, mit der von RTL interactive produzierten Spieleplattform Gamechannel im boomenden Games-Markt Fuß zu fassen (verscherzt es sich aber zuweilen bei der Gamer-Szene mit Fernsehbeiträgen). Darüber hinaus wage sich RTL mit der Übernahme der von Bertelsmann entwickelten Online Lernplattform Scoyo in den bislang relativ unberührten Education-Bereich vor.
"Die Analyse der Umsatz- und Gewinnentwicklung zeigt, dass digitale Investitionen im Portfolio der Medienhäuser eine immer bedeutendere Rolle spielen. So konnte Springer etwa 17 Prozent des EBITDA aus digitalen Aktivitäten erwirtschaften. Holtzbrinck hat mit dem Verkauf ehemaliger Online-Beteiligungen einen deutlich dreistelligen Millionenbereich erzielt und damit den eigenen Unternehmenserfolg gestärkt", so OC&S-Partner Andreas von Buchwaldt über die wachsende Relevanz des Online-Geschäfts für den Unternehmenserfolg der Medienhäuser. Weiter hält er fest, dass Unternehmen seit 2010 verstärkt auf Investitionen von Verlagshäusern im Ausland, um den Ertrag weiter zu steigern. Zwei Beispiele für internationale Medienunternehmen, die erfolgreich in ausländische Digitalkonzepte investieren, sind der südafrikanische Medienkonzern Naspers und die norwegische Schibsted Media Group.
Und das raten die Strategieberater: Dort, wo der Wettbewerb in den neuen Geschäftsfeldern zunehme, müsse für mehr Effiziensz gesorgt werden. "Daneben sollten Verlage und TV-Sender aber einerseits im Kerngeschäft weiterhin konsequent die Strukturen umbauen, um profitables Geschäfte in mehreren Kanälen zu erzielen; andererseits sollten sie weiter nach Investitionszielen außerhalb des klassischen Geschäfts Ausschau halten, um über Diversifikation die Grundlage für zukünftiges Wachstum zu legen", schließt Michael Rzesnitzek, ebenfalls OC&C-Partner.